Deutsche Wohnen verstärkt Abwehrkampf

Nach der Übernahme eines Portfolios von Patrizia geht Poker mit Vonovia in eine neue Runde

Deutsche Wohnen verstärkt Abwehrkampf

ge/sck Berlin/München – Der Übernahmepoker um die Deutsche Wohnen geht nach einem umfangreichen Portfoliokauf der Berliner in eine neue Runde. Der Immobilienkonzern setzt sich mit dem Erwerb von rund 13 600 Wohnungen des Wettbewerbers Patrizia gegen die Avancen des Marktführers Vonovia zur Wehr. Von Dritten seien seit Sommer weitere 1 600 Wohnungen erworben worden, teilte der MDax-Wert mit. Der Kaufpreis von insgesamt 1,2 Mrd. Euro werde je zur Hälfte über Banken und aus bestehenden liquiden Mitteln finanziert. Das SDax-Mitglied Patrizia, das 1,1 Mrd. kassiert, erhöhte daraufhin seinen Jahresausblick.Etwa ein Drittel der neu erworbenen Wohnungen liege in Berlin, wo sich der Großteil des Wohnen-Bestands befindet, heißt es weiter. Da die Mieten unter dem Mietspiegelniveau lägen, gebe es ein Wachstumspotenzial von bis zu 30 %. Die Akquisitionen würden voraussichtlich zu einer Erhöhung des jährlichen operativen Ergebnisses (Funds from Operations – FFO) von rund 40 Mill. Euro führen – knapp die Hälfte dessen, was Vonovia mit der 14 Mrd. Euro schweren Übernahme der Deutschen Wohnen erzielen will. Dieser Wert wird vom Wohnen-Management angezweifelt. Die Berliner lehnen die Vonovia-Offerte vehement ab.Deutschlands größter Immobilienkonzern reagierte auf den Coup des Rivalen kämpferisch. Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch kündigte an, das Übernahmeangebot an die Deutsche Wohnen nicht ändern zu wollen (siehe oben stehenden Bericht).Von diesem Übernahmekampf profitierte nun der kleinere Konkurrent Patrizia. Viel früher als geplant konnten die Augsburger ein erst im Frühjahr erworbenes Immobilienportfolio weiterreichen. Die unter Druck stehende Nummer 2 im deutschen Wohnungsmarkt nahm diese Kaufgelegenheit dankbar auf, hoffen die Berliner damit doch den Preis für sich ihn die Höhe zu treiben und auf diese Weise Vonovia abzuschrecken.Patrizia erzielt mit dem Verkauf einen Buchgewinn von rund 100 Mill. Euro, wie sich aus der Ad-hoc-Meldung entnehmen lässt. Denn statt eines ursprünglich für 2016 erwarteten operativen Ergebnisses auf Höhe von 2015 (145 bis 160 Mill. Euro) stellte Vorstandschef und Firmengründer Wolfgang Egger nun “mindestens 250 Mill. Euro” in Aussicht. Mitte November gab Patrizia eine erste Prognose für 2016 ab und erhöhte zugleich das Ziel für 2015 nach guten Quartalszahlen.Das an Deutsche Wohnen veräußerte Portfolio stammt ursprünglich von einem skandinavischen Immobilienfonds, den Patrizia im Mai erwarb. Für das seinerzeit mit einem Bruttovermögenswert von 900 Mill. Euro taxierte Portfolio zahlte Patrizia 340 Mill., wobei die Firma aus der eigenen Tasche 140 Mill. Euro berappte und Banken 200 Mill. beisteuerten. Entgegen üblichen Gepflogenheiten kamen die Augsburger damals für die Transaktion alleine auf, während sie sonst bei größeren Deals andere Investoren mit ins Boot nehmen. Einen kleineren Teil des Portfolios verkaufte Patrizia Ende Juni an einen schwedischen Investor.