Deutsche Wohnen zerreißt Vonovia-Offerte
Die Deutsche Wohnen beurteilt die Übernahmeofferte der Vonovia als feindlich und völlig unattraktiv. Die aufgeführten Synergien seien unrealistisch. Zudem drückten Steuerzahlungen die magere Prämie ins Negative.ge Berlin – Den ersten Punkt hat Vonovia gemacht. Nachdem sich die beiden Aktionärsberater ISS und Glass Lewis auf die Seite des Bochumer Dax-Werts gestellt hatten, blieb der Deutsche Wohnen in der Nacht zum Donnerstag nichts anderes übrig, als die geplante Übernahme der LEG Immobilien abzublasen. Die nötige 75-prozentige Hauptversammlungsmehrheit ist gegen die einflussreichen Proxy Advisors realistisch nicht zu erreichen. Der angepeilte Erwerb des drittgrößten Wohnungsanbieters hierzulande durch die Nummer 2 ist damit – wie von den Bochumern angestrebt – vom Tisch.Damit ist jetzt Vonovia am Zug. Vor Wochenfrist hatte die Nummer 1 der hiesigen Wohnungsbranche ein 14 Mrd. Euro schweres Übernahmeangebot für die Deutsche Wohnen abgegeben. Diese Offerte stieß in Berlin auf Widerstand. “Aus meiner Sicht ist das eine feindliche und äußerst opportunistische Offerte”, erklärte Wohnen-Chef Michael Zahn und listete eine Reihe von seiner Ansicht nach gravierenden Fehlern in dem Vonovia-Angebot auf, weshalb das Angebot für die Wohnen-Aktionäre “völlig unakzeptabel” sei. Angefangen bei einem “klaren Discount” gegenüber einem Stand-alone-Wert der Deutsche Wohnen über massive Steuerprobleme der Vonovia-Offerte bis zu einem wesentlich höheren Risikoprofil, das sich die Wohnen-Aktionäre bei einem Vonovia-Engagement einhandeln würden. Die Offerte spiegele das “Wohnen-Upside” nicht wider – ganz im Gegenteil, die Kombination mit Vonovia würde es “klar gefährden”.Im Einzelnen ließ Zahn weder an der Barkomponente noch an dem Aktienanteil des Angebots ein gutes Wort. Die Vonovia-Offerte bietet für elf Deutsche-Wohnen-Titel sieben Vonovia-Papiere und 83,14 Euro in bar. Das entspricht beim aktuell stagnierenden Vonovia-Kurs 24,63 Euro je Wohnen-Papier. Völlig vernachlässigt werde von den Bochumern jedoch, dass bei einem gemischten Angebot das Barangebot durch das hiesige Steuerrecht wie eine Dividende behandelt werde, auf die Abgeltungssteuer gezahlt werden müsse, führt Zahn an. Durch diesen Steuereffekt werde die ohnehin magere Prämie beim Aktientausch sogar negativ.Zudem würde die Deutsche Wohnen Verlustvorträge in Milliardenhöhe verlieren, weshalb die Steuerzahlungen in einigen Jahren deutlich höher ausfallen würden als notwendig. Darüber hinaus seien die von Vonovia aufgelisteten Synergieeffekte von 84 Mill. Euro “total unrealistisch”, urteilt der Wohnen-Chef. Letzten Endes sei nur ein Bruchteil dessen erreichbar, was die Deutsche Wohnen mit ihren angepeilten Zukäufen selbst realisieren könnte. Die Berliner hätten Übernahmeobjekte im Volumen von fast 2 Mrd. Euro im Auge. Würde nur die Hälfte davon umgesetzt, dürfte das den operativen Gewinn (FFO) um etwa 9 % nach oben treiben (siehe Grafik).Schließlich würden sich die Wohnen-Aktionäre über den Aktientausch in ein gänzlich anderes, risikoreicheres Unternehmen einkaufen, warnte Zahn weiter. Während sich die Deutsche Wohnen auf prosperierende Ballungsgebiete fokussiere, sei Vonovia deutschlandweit aufgestellt – mit einer höheren Verschuldung mit höheren Zinssätzen (durchschnittlich 2,9 % verglichen mit 1,85 %), kürzeren Laufzeiten bei der Fremdfinanzierung und einem schlechteren Rating. “Die Risikotreppe hoch”Vonovia-Finanzchef Stefan Kirsten wollte sich unter Verweis auf die “quiet period” auf dem Luxemburger Finanzmarkt-Forum der Börsen-Zeitung nicht zu den Wohnen-Vorwürfen äußern. Ganz allgemein gelte jedoch, dass eine absolute Kompromisslosigkeit zu “krachendem Scheitern” führen könne. Er räumte ein, dass er mit der Gagfah-Übernahme und auch der Deutschen Wohnen “die Risikotreppe hochgeklettert ist, weil ich weiß, wie wir wieder herunterkommen”.