Deutsche Wohnen zielt auf Klimaneutralität
hek Frankfurt
Mit einer als ehrgeizig eingestuften Klimastrategie will der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen bei Investoren und Mietern punkten. Bis 2040 soll der Bestand klimaneutral sein, kündigt CEO Michael Zahn an. Dafür sind Investitionen von 1,5 Mrd. Euro für die energetische Sanierung von Gebäuden und von 500 Mill. Euro für Blockheizkraftwerke und Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vorgesehen. Die CO2-Intensität soll binnen zwei Jahrzehnten von derzeit 33 Kilogramm je Quadratmeter auf unter 12 Kilogramm sinken.
Mit ihrem Klimaprogramm liegt Deutsche Wohnen auf ähnlichem Kurs wie der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia. Der Wettbewerber hat sich Anfang März verbindliche Klimaziele gegeben und lässt sich dabei an einem neu entwickelten Nachhaltigkeits-Performance-Index messen, der Eingang in die Vorstandsvergütung findet. Ziel von Vonovia ist, bis 2050 nahezu Klimaneutralität zu erreichen (vgl. BZ vom 4. März).
Als Arbeitsfelder für ihre Klimastrategie nennt Deutsche Wohnen geringere Wärmeverluste in Gebäuden, weitere Blockheizkraftwerke für dezentrale Wärmeversorgung, den Ausbau regenerativer Energien wie Fotovoltaik, den Neubau energieeffizienter Wohnungen sowie Gebäudeautomation und smarte Heizungssteuerungen. Deutsche Wohnen verfüge bereits über eines der klimafreundlichsten Portfolios der Branche, versichert Zahn. In den vergangenen fünf Jahren habe der Konzern 1,8 Mrd. Euro in den Bestand investiert. Dieser Betrag umfasst aber die Gesamtinvestitionen, nicht allein die energetische Sanierung.
Bei der Weiterreichung von Aufwendungen über die Modernisierungsumlage werde sich Deutsche Wohnen an das eigene Mieterversprechen halten. Dieses sieht unter anderem den Verzicht auf Mieterhöhungen vor, falls der einzelne Haushalt dadurch mehr als 30% seines verfügbaren Nettoeinkommens für die Miete aufwenden muss. Niemand werde seine Wohnung aufgrund einer energetischen Sanierung verlieren, versichert Zahn. Im Einzelfall werde man komplett auf die Umlage verzichten.
Die Prognose für 2021 fußt auf der Einschätzung, dass der Mietendeckel in Berlin keinen Bestand hat. „Grundlage der Planung ist die Annahme, dass das Gesetz zur Mietenbegrenzung im Wohnungswesen in Berlin zur Jahresmitte durch das Bundesverfassungsgericht außer Kraft gesetzt wird“, heißt es im Geschäftsbericht. Sollten die Karlsruher Richter anders entscheiden, müsse man auf der Kostenseite Anpassungen vornehmen, um das Ergebnis zu stabilisieren, kündigt Zahn an.
Der Ausblick geht von einem operativen Ergebnis ohne Verkaufserlöse (Funds from Operations) in Höhe des Vorjahres (544 Mill. Euro) aus, obwohl als nichtstrategisch eingestufte Immobilien verkauft worden seien. Investieren will Deutsche Wohnen im laufenden Jahr 400 Mill. bis 500 Mill. Euro in den Bau neuer Wohnungen und 400 Mill. Euro in den vorhandenen Bestand. Der Mietendeckel führte im vergangenen Jahr auf Konzernebene zu einem Rückgang der durchschnittlichen Bestandsmiete um 4,1% auf 6,70 Euro je Quadratmeter. In der Hauptstadt selbst gaben die Mieten laut Zahn um 6% nach. Deutsche Wohnen besitzt im Großraum Berlin 114200 Wohnungen, die als Kernbestand gelten. Das sind drei Viertel des Gesamtportfolios von 155400 Einheiten.
Bündelung bei Quarterback
Das Management bekräftigt seine scharfe Kritik am Mietendeckel, der den Wohnungsmangel verschärfe. Die Initiative „Deutsche Wohnen und Co enteignen“, die in Berlin Unterschriften für ein entsprechendes Volksbegehren sammelt, sieht Zahn „als Ansporn, besser zu werden“.
Das künftige Wachstum komme aus dem Neubau, sagt der CEO. Insbesondere in den Ballungsregionen müsse man mehr Wohnungen zur Verfügung stellen. Das bisher auf drei Plattformen verteilte Neubaugeschäft bündelt Deutsche Wohnen jetzt unter Führung der Quarterback-Gruppe. Bei dem in Leipzig ansässigen Projektentwickler war der Wohnungsvermieter im vergangenen Jahr eingestiegen. Derzeit baut der Dax-Konzern 18000 Wohnungen vornehmlich in Berlin, Dresden/Leipzig, München und Stuttgart. 9000 Einheiten, die mit Investitionen von 4,3 Mrd. Euro einhergehen, will Deutsche Wohnen in den Bestand übernehmen.
Die Corona-Pandemie trifft den Konzern kaum. Das zeigen schon die Bewertungsgewinne von knapp 1,9 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Die Vertragsmieten verharrten 2020 bei 838 Mill. Euro, während die Funds from Operations leicht um 1,6% auf 544 Mill. Euro nachgaben. Die Dividende will Deutsche Wohnen von 0,90 Euro für 2019 auf 1,03 Euro anheben.
Deutsche Wohnen | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Vertragsmieten | 838 | 837 |
Verkaufsergebnis | 309 | 186 |
Ergebnis Pflege | 82 | 88 |
Ebitda (bereinigt) | 1010 | 901 |
Bewertungsgewinne | 1856 | 1401 |
Nettoergebnis | 1545 | 1601 |
Funds from Operations | 544 | 553 |
Immobilienwert | 28070 | 25433 |
Nettofinanzschulden | 10840 | 9339 |
Loan to Value (%) | 37,0 | 35,4 |
NTA * je Aktie (Euro) | 51,91 | 46,46 |
Fair Value je qm (Euro) | 2683 | 2394 |
*) Net Tangible AssetsBörsen-Zeitung |