Deutscher Markt für Wagniskapital fällt aus

So wenig Finanzierungen wie seit 1997 nicht mehr - Größte Deals hierzulande Personio und Scoutbee

Deutscher Markt für Wagniskapital fällt aus

cru Frankfurt – Die Anzahl der Deals für Start-up-Finanzierungen deutscher Unternehmen ist auf den niedrigsten Stand seit 1997 gesunken. In den ersten drei Monaten des Jahres 2020 wurden nach Angaben des Datenanbieters Refinitiv nur 22 Deals abgeschlossen, die 344 Mill. Euro einbrachten – rund drei Viertel weniger als die 54 Deals im ersten Quartal 2019, die 1,4 Mrd. Euro erzielten. Auch die Anzahl der Transaktionen ist um 59 % im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Das Transaktionsvolumen lag damit auf dem niedrigsten Stand eines ersten Quartals seit 2014, als 196 Mill. Euro eingesammelt wurden. Britische Unternehmen führenFührend waren im ersten Quartal britische Unternehmen, die in 137 Finanzierungsrunden etwa 2,4 Mrd. Euro Wagniskapital einsammelten, gefolgt von den Franzosen mit 1 Mrd. Euro aus 62 Runden. Schwedische Unternehmen kamen in 13 Runden auf 366 Mill. Euro und verdrängten damit Deutschland von Platz 3.Die wichtigsten deutschen Venture-Capital-Deals waren die Finanzierungsrunde für die Bewerbermanagementfirma Personio GmbH in Höhe von 67,7 Mill. Euro, gefolgt von dem Investment in die Nürnberger Lieferantensuchmaschine Scoutbee GmbH in Höhe von 54,1 Mill. Euro. Der drittgrößte Deal war das Investment in die Bruchsaler Elektro-Lufttaxifirma Volocopter GmbH mit 37 Mill. Euro.Die aktivsten Investoren waren Holtzbrinck Ventures, die 22,1 Mill. Euro in vier Deals investierten. An zweiter Stelle folgte der High-Tech Gründerfonds mit drei Deals und einer Investition von 4,9 Mill. Euro. HV Creandum investierte 4,4 Mill. Euro in drei Deals.”Es war ein stürmisches erstes Quartal für deutsche Unternehmen”, kommentiert Carl-Johan von Uexküll, Managing Director Deutschland & Schweiz bei Refinitiv. “Wie wir es auch schon bei globalen M&A-Transaktionen gesehen haben, fordert das Coronavirus auch seinen Tribut bei den Start-up-Investitionen.” Trotz der Lockerung des Lockdown erwarte Refinitiv, dass die Investitionen im zweiten Quartal und darüber hinaus zurückgehen, da sich Wirtschaft und Geschäftsumfeld nur langsam erholten.Aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen zur Bewältigung der neuen Normalität wäre es nicht überraschend, wenn sich die Investoren zukünftig mehr auf “Covid-sichere” Start-ups konzentrieren würden, beispielsweise Anbieter von Remote-Arbeit oder Unternehmen aus den Bereichen Konnektivität und Pharmazeutika. Europaweit sieht es besser ausEuropaweit sieht es deutlich besser aus als in Deutschland. So beliefen sich die Wagniskapitalaktivitäten in den ersten drei Monaten des Jahres 2020 auf insgesamt 4,8 Mrd. Euro, die in 294 Runden eingesammelt wurden. Dies bedeutete einen Rückgang des Transaktionsvolumens um 24 %, die Anzahl der Transaktionen sank um 29 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Trotzdem ist das Quartal bezogen auf den Transaktionswert das zweitstärkste Eröffnungsquartal seit Beginn der Aufzeichnung. Die Anzahl der Transaktionen sinkt hingegen weiter und machte das erste Quartal 2020 zum schwächsten seit 2009.