Deutscher Maschinenbau fällt zurück

Bain: Weniger Umsatzwachstum und niedrigere Margen - Berater erkennen aber Chancen in der Krise

Deutscher Maschinenbau fällt zurück

jh München – Die deutschen Maschinenbauunternehmen haben seit der Finanzkrise 2008 an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. So blieb die Umsatzdynamik der Branche in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) weit hinter der Konkurrenz in China zurück (siehe Grafik). Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung Bain & Company, die 103 börsennotierte Maschinen- und Anlagenbaufirmen in China, den USA und der DACH-Region verglichen hat, die 2019 jeweils mehr als 1 Mrd. Dollar Umsatz erzielt haben.Darüber hinaus seien die Europäer auch auf der Ertragsseite eindeutig die Verlierer. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging in der DACH-Region von 2008 bis 2019 laut Bain im Jahresdurchschnitt um 2,9 % zurück. Die Unternehmen in den USA legten dagegen um 3,3 % zu, die chinesischen sogar um 12,6 %. Somit habe sich 2019 eine durchschnittliche operative Marge von 6,9 % in den DACH-Ländern, von 8,4 % in China und von 12,7 % in den USA ergeben.”Hinter dem Maschinen- und Anlagenbau in der DACH-Region liegt ein verlorenes Jahrzehnt, was die finanzielle Wettbewerbsfähigkeit angeht”, lautet das Fazit von Bain-Partner Christian von Dewitz. Bedenklich sei auch die signifikant gestiegene Verschuldungsquote. “Dadurch ist in der aktuellen kritischen Situation der Spielraum für Investitionen in die Zukunft sowie für Innovationen geringer”, sagt von Dewitz. “Die Konkurrenz droht zu enteilen.”Investitionen in Produkte und Innovationen sind aus Sicht der Berater eines von fünf entscheidenden Themen, um als Gewinner aus der Krise hervorzugehen. Hier sind die Startvoraussetzungen für deutsche Unternehmen angesichts der gestiegenen Verschuldung jedoch relativ ungünstig. Außerdem empfiehlt Bain, zügig digitale Geschäftsmodelle zu verwirklichen und das Servicegeschäft auszubauen. Die weiteren Punkte sind, den Vertrieb zu stärken, widerstandsfähige Lieferketten aufzubauen, um die Folgen von Handelsbarrieren zu begrenzen, und mit Zukäufen oder Fusionen “die Neuordnung der globalen Wettbewerbslandschaft mitzugestalten”. Mutiges Handeln empfohlen Für mutiges und antizyklisches Handeln eigne sich kein Zeitpunkt besser als eine Rezession, meint Bain-Branchenfachmann Michael Staebe. Der Maschinen- und Anlagenbau befinde sich in einem tiefgreifenden Umbruch. Profitieren würden die Unternehmen, “die mit schlanken Strukturen und einer klaren Strategie aus der Rezession kommen und angreifen”, sagt Staebe. Bis 2030 könnten die Gewinner ihr operatives Ergebnis verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen, und den Unternehmenswert erheblich steigern.