Deutscher Mittelstand in China gefragt

HSBC: Reich der Mitte schaut bei Direktinvestitionen stärker nach Europa

Deutscher Mittelstand in China gefragt

ds Frankfurt – Chinesische Investoren drücken in Europa kräftig auf die Tube und nehmen dabei Deutschland immer stärker ins Visier. Im Fokus der Chinesen stehe aktuell besonders der deutsche Mittelstand mit seiner hoch entwickelten Technologie und den starken Marken, sagte Spencer Lake, Global Head of Capital Finance bei HSBC, am Montagabend in einer Pressekonferenz.Im vergangenen Jahr seien deutsche Firmen die beliebtesten Ziele für chinesische Investoren auf dem Alten Kontinent gewesen: Von den 120 chinesischen Merger & Acquisition-Deals (M & A) in Europa entfielen 25 auf Deutschland. Europas größte Volkswirtschaft sei allerdings eine “Emerging Destination” für das Reich der Mitte: Im Jahr 2012 seien auf Deutschland erst 8 % der chinesischen Direktinvestitionen in Europa entfallen, doch habe das Wachstum hier in den ersten neun Monaten 2013 bei fast 40 % gelegen.Das Abendland rückt dabei erst allmählich in den Fokus der finanzkräftigen Investoren aus Fernost. Nachdem Chinesen in einer ersten Welle auf Rohstoffkonzerne gesetzt hätten und danach auf Infrastruktur in rohstoffreichen Ländern wie Afrika, rolle nun die dritte Welle an, sagte Lake. Nun seien vermehrt Hersteller und Zulieferer von Konsumprodukten als M & A-Targets beliebt, und damit kämen verstärkt europäische Unternehmen als Ziele ins Visier, da China die Wertschöpfungskette erweitern wolle. Im Jahr 2012 entfielen erst rund 7 % der chinesischen Direktinvestitionen auf Europa.Spektakuläre Deals im Okzident waren in den vergangenen Jahren vor allem vom chinesischen Autobauer Geely zu sehen. Geely hat in Europa schon mehrfach zugeschlagen: mit dem Kauf der Volvo-Personenwagen (2010), dann mit dem Einstieg bei Manganese Bronze, die die schwarzen Londoner Taxis fabriziert (2013), zuletzt mit der Akquisition des britischen Elektroauto-Start-ups Emerald (März 2014).Chinesen übernehmen nicht nur komplette Firmen, sondern sind auch bereit, sich mit dem Kauf von Anteilen zufriedenzugeben, betonte Lake. Beim britischen Einzelhändler House of Fraser stieg das chinesische Konglomerat Sanpower im April 2014 für 480 Mill. Pfund mit 89 % ein. Vom britischen Frühstückszerealienhersteller Weetabix ging ein Anteil von 60 % an die chinesische Bright Food für 1,2 Mrd. Pfund. Auch Minderheitsanteile sind den Chinesen durchaus genehm: Dongfeng erhielt für 800 Mill. Euro einen Anteil von 14 % am angeschlagenen französischen Traditionskonzern PSA Peugeot Citroën. Und der chinesische Baumaschinenkonzern Sany, der hierzulande im Jahr 2012 schon mit dem Kauf des Betonpumpenherstellers Putzmeister viele Schlagzeilen machte, begnügte sich beim österreichischen Kranhersteller Palfinger im Rahmen einer Überkreuzbeteiligung mit 10 %. Mit 115 Mrd. Dollar auf Rang 3Weltweit spielt China als Investor ganz vorn mit: Die Volksrepublik lag 2012 mit Direktinvestitionen im Ausland laut HSBC mit 115 Mrd. Dollar auf Rang 3 hinter den USA und Japan. Die Bank erwartet, dass die Chinesen bald die Spitze erreichen: Im Jahr 2017 sollen sie mit Investitionen von über 170 Mrd. Dollar Japan und die USA auf der Rangliste überrundet haben, sagte Lake. Nach Daten von Dealogic hat China 2014 bis Mitte Mai bereits 32,8 Mrd. Dollar für Mergers & Acquisitions im Ausland ausgegeben und damit das bislang höchste Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht.