Deutschland ist fĂŒr Italien der bei weitem wichtigste Wirtschaftspartner
Mit einem Handelsvolumen von 168,5 Mrd. Euro ist Deutschland fĂŒr Italien der gröĂte Handelspartner â mit weitem Abstand vor Frankreich und den USA. Deutschland ist der wichtigste auslĂ€ndische Investor in Italien, importiert Waren und Dienstleistungen im Umfang von 77,5 Mrd. Euro und exportiert fĂŒr 91 Mrd. Euro ins Belpaese. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung Italiens sind LĂ€nder wie Frankreich und die USA prĂ€senter.
Wirtschaftsbeziehungen intensivieren sich
Bande zwischen Deutschland und Italien werden noch enger
Die wirtschaftliche Verflechtung zwischen den beiden LĂ€ndern ist stĂ€rker denn je â ITA Airways TĂŒröffner fĂŒr neue Projekte?
bl Mailand
Das könnte sich Ă€ndern, wenn die Lufthansa jetzt ITA Airways ĂŒbernimmt, glaubt Stefano Caselli, Dekan der renommierten MailĂ€nder Bocconi School of Management. âDamit wĂŒrde die enge Verbindung sichtbarerâ, meint er. Und das könnte ein TĂŒröffner fĂŒr weitere Projekte sein. âDeutschland ist von fundamentaler Bedeutung fĂŒr Italien, aber andere LĂ€nder wie Frankreich sind sichtbarer, weil die Franzosen Banken und Unternehmen des Luxussektors in Italien gekauft haben und auch im Handel mit Carrefour stark vertreten sind. Die Beziehungen zu Deutschland strahlen weniger Glanz aus, aber sind sehr wichtig. Deutschland und Italien brauchen einanderâ, fĂŒgt er hinzu. âDie Zusammenarbeit zwischen beiden LĂ€ndern ist eher industriell geprĂ€gt und fĂŒr die Konsumenten nicht so stark wahrnehmbarâ, sagt dazu Jörg Buck, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der deutsch-italienischen Handelskammer in Mailand.
Die sichtbarsten Beteiligungen deutscher Unternehmen in Italien sind die der VW-Gruppe, zu der seit Jahren Lamborghini, Italdesign und Ducati gehören. Umgekehrt steuert die HypoVereinsbank (HVB) etwa ein Viertel zu den Erlösen der MailÀnder Bank Unicredit bei.
Deutschland nimmt 12,4% der italienischen Exporte ab, die 2022 auf ein Rekordvolumen von 625 Mrd. Euro stiegen. Derzeit expandiert die Drogeriemarkt-Kette DM, die 2017 ihren ersten Markt in Mailand eröffnet hat und mittlerweile 72 in Norditalien zĂ€hlt. Aldi hat 140 MĂ€rkte im Norden, Lidl kommt auf etwa 730 Verkaufsstellen und einen Umsatz von mehr als 5 Mrd. Euro. Stark vertreten sind auch Metro und ihre Tochter Media Markt, die allein mit 122 LĂ€den Erlöse von 2,5 Mrd. Euro erwirtschaftet, sowie die ParfĂŒmeriekette Douglas mit 369 GeschĂ€ften. Auch fĂŒr die deutschen Autohersteller ist Italien ein zentraler Markt.
Deutschland ist der wichtigste Abnehmer von italienischen Lebensmitteln und zweitgröĂter KĂ€ufer von Möbeln. Und italienische Autozulieferer wie Brembo, fĂŒr den Deutschland der zweitwichtigste Markt ist, sind eng verflochten mit Deutschland. Auch fĂŒr die Luxus- und Modebranche Italiens, den Tourismus, den Maschinenbau, die Pharma- oder Chemieindustrie und die Elektrobranche Italiens ist Deutschland zentral.
Deutsche Unternehmen in Italien stehen laut Fabrizio Guelpa, verantwortlich fĂŒr Industrie- und Bankenforschung in der Forschungsabteilung der Bank Intesa Sanpaolo, fĂŒr einen Umsatz von 96 Mrd. Euro in Italien. Die 1.700 Unternehmen, davon 54,7% im Handel, beschĂ€ftigten 193.000 Mitarbeiter.
Premierministerin Giorgia Meloni hatte Vorbehalte gegenĂŒber Deutschland. Doch Buck ist optimistisch, âdass das europĂ€ische Aufbauprogramm, das stark auf ökologische Transformation und Digitalisierung setzt, die Partnerschaft beleben wirdâ. Voraussetzung dafĂŒr sei, dass die europĂ€ischen Gelder, die in der Vergangenheit nur zu einem geringen Teil abgerufen wurden, auch ausgegeben werden.
Buck sieht auch sonst eine positive Entwicklung. âIn der Regierung Meloni wĂ€chst das Bewusstsein der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands fĂŒr Italien. Es gibt eine zunehmende Zahl von bilateralen Treffen auf allen Ebenen. Anfang Juni ist der RĂŒckbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Rom geplant.â Und der unter Mario Draghi vereinbarte Aktionsplan zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Rom und Berlin auf politischer, stehe âkurz vor der Unterzeichnungâ.