Innovation

Deutschland lahmt bei Digitalem

Die Bundesrepublik fällt bei der Erfindung wichtiger Digitaltechnologien im Vergleich zur internationalen Konkurrenz zurück. Die Zahl der Anmeldungen US-amerikanischer und chinesischer Firmen legte dagegen stark zu.

Deutschland lahmt bei Digitalem

Deutschland lahmt bei Digitalem

Weniger Patentanmeldungen für Schlüsseltechnologien – USA und China bauen Vorsprung aus

Die Patentanmeldungen deutscher Unternehmen in der Digitaltechnologie gehen zurück – im Gegensatz zur Konkurrenz aus den USA und China. Nach einer Auswertung des Deutschen Patent- und Markenamts (DPMA) ist im vergangenen Jahr in fünf untersuchten Bereichen die Zahl der veröffentlichten Patentanmeldungen heimischer Unternehmen gesunken. US-Unternehmen liegen zahlenmäßig überall vorn, wie die Münchner Behörde am Mittwoch zur Veröffentlichung des Jahresberichts mitteilte.

Unabhängig von der Herkunft legte die Zahl der Patentanmeldungen zur Digitalisierung in Deutschland über alle Bereiche hinweg um gut 7% zu. Die Fachleute des DPMA werteten sämtliche 2022 beim Deutschen und beim ebenfalls in München ansässigen Europäischen Patentamt veröffentlichten Anmeldungen mit Wirkung für Deutschland aus, ohne Doppelzählungen. Das waren in alphabetischer Reihenfolge audiovisuelle Technik, Computertechnik, Datenverarbeitung für betriebswirtschaftliche Zwecke, digitale Kommunikationstechnik und Halbleiter. Die Zahlen spiegeln allerdings nicht die ganz aktuelle Entwicklung wider, da Patentanmeldungen erst nach einer Frist von 18 Monaten veröffentlicht werden.

Computertechnik dominiert

Die zwei zahlenmäßig stärksten Bereiche waren Computertechnik mit 16.844 Anmeldungen und die digitale Kommunikationstechnik mit 16.368. Zu dem zweiten Bereich zählt unter anderem die drahtlose Kommunikation inklusive Mobilfunk. “Gerade in diesem Bereich, der mit der Vernetzung von elektrischen Geräten (Internet of Things, IoT) die Grundlage für zukünftige Schlüsseltechnologien wie autonomes Fahren, Smart Energy und Industry 4.0 legt, haben standardessenzielle Patente (SEP) eine immense wirtschaftliche Bedeutung”, heißt es in der DPMA-Mitteilung. Deutschland ist hier dennoch unter den fünf anmeldestärksten Nationen gar nicht vertreten.

In der Computertechnik, wozu etwa Erfindungen zur Bilddatenverarbeitung, Spracherkennung oder Informations- und Kommunikationstechnik gehören, liegen heimische Unternehmen mit 1.794 veröffentlichten Anmeldungen auf Platz drei hinter den USA mit 6.789 und China mit 2.298. Die Patentanmeldungen aus diesen beiden Ländern legten jedoch jeweils um etwa 14% zu, während die Zahl der deutschen Anmeldungen um knapp 2% sank.

Deutschland habe “mit seinen starken Technologieunternehmen, den guten Hochschulen und den vielen talentierten technischen Absolventinnen und Absolventen auch in den digitalen Technologien enormes Potenzial”, sagte die seit Februar amtierende DPMA-Präsidentin Eva Schewior. Dieses Potenzial müsse jedoch besser in geschützte Innovationen und dann in attraktive Produkte umgesetzt werden. “Wenn wir bei den digitalen Schlüsseltechnologien den Anschluss verlieren, wird unsere Innovationskraft in allen Branchen leiden.”

Nicht nur bei den Digitaltechnologien, auch insgesamt ist die Zahl der aus Deutschland stammenden Patentanmeldungen im vergangenen Jahr erneut zurückgegangen. Mit 37.194 angemeldeten Erfindungen sank sie im Vergleich zum Vorjahr um fast 7%. Vor allem in Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Bayern und Hamburg kam es zu deutlich weniger Anmeldungen. “Dieser Rückgang lässt sich möglicherweise durch einen strukturellen Wandel in der Innovationstätigkeit erklären, der die deutsche Wirtschaft besonders betrifft: Während die Zahl der Patentanmeldungen aus dem Bereich Elektrotechnik weiter anstieg, ging die Zahl der Patentanmeldungen aus dem Maschinenbau und der Automobilindustrie stark zurück”, so die Autoren.

Seinen Platz als aktivster Patentanmelder konnte der Maschinenbauer und Automobilzulieferer Robert Bosch dennoch mit 3.946 Anmeldungen erneut verteidigen. Auf Platz zwei landete wieder BMW mit 1.867 angemeldeten Erfindungen. Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen schaffte es daneben mit 1.394 Anmeldungen von Platz vier auf Platz drei.

kro/dpa-afx München

Deutschland fällt im Vergleich zur internationalen Konkurrenz bei der Erfindung wichtiger Digitaltechnologien zurück. 2022 kamen in sämtlichen vom Patentamt untersuchten Technologiefeldern weniger Patentanmeldungen aus der Bundesrepublik. Die Zahl der Anmeldungen aus den USA und China legte dagegen stark zu.

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