Im DatenraumStiftungssektor

Deutschlands Familien gehen stiften

Der Stiftungssektor in Deutschland wächst kontinuierlich. Neu ist jedoch, dass immer mehr Familienstiftungen ins Leben gerufen werden.

Deutschlands Familien gehen stiften

Stiftungslandschaft

Deutschlands Familien gehen stiften

ab Köln

Die gemessen am Stiftungskapital größte Stiftung in Deutschland ist der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung, kurz Kenfo. Der Fonds, obwohl Stiftung öffentliche Rechts, bringt es auf stolze 21,7 Mrd. Euro an Eigenkapital. Die größte Stiftung privaten Rechts ist nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Stiftungen die Robert Bosch Stiftung. Sie sitzt auf einem Eigenkapital von 5,4 Mrd. Euro. Das Stiftungskapital ist mit Blick auf Größe und Vermögen jedoch nur beschränkt aussagekräftig. Das zeigt beispielsweise der Blick auf die RAG-Stiftung. Die Stiftung – 2007 als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts aus der Taufe gehoben und vergleichbar dem Kenfo mit der Finanzierung der Ewigkeitslasten aus dem Steinkohlebergbau betraut – hat zwar nur 2 Mill. Euro an Eigenkapital in den Büchern stehen, sitzt inzwischen aber auf einem Vermögen von etwa 18 Mrd. Euro. Allein die Beteiligung an Evonik hat einen Marktwert von mehr als 4 Mrd. Euro.

Fast 26.000 Stiftungen in Deutschland

Doch unabhängig von Ranglisten ist Stiften in Deutschland beliebt. Inzwischen zählt der Bundesverband 25.777 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. Der Wachstumstrend ist seit 2000 ungebrochen. Dabei verfolgt der weit überwiegende Teil aller Stiftungen steuerbegünstigte, also gemeinnützige oder kirchliche, Zwecke (90%). Über die Zeit ist jedoch die Zunahme steuerpflichtiger Stiftungserrichtungen, also Familienstiftungen, zu beobachten.

Während das Verhältnis steuerbegünstigt versus steuerpflichtig im Stiftungsbestand wie festgenagelt wirkt, lässt sich die Verschiebung hin zur steuerpflichtigen Stiftung besonders gut bei der Analyse der Errichtungszahlen ablesen. Waren 2019 von insgesamt 537 neu errichten Stiftungen 428 steuerbegünstigt und 128 Familienstiftungen, entsprechend einem Verhältnis von 74:26, hat sich das Verhältnis inzwischen deutlich verschoben: 2023 standen 351 steuerbegünstigten Stiftungserrichtungen schon 286 neue Familienstiftungen gegenüber. Bemerkenswert dabei: Gerade in Ostdeutschland, wo es historisch bedingt deutlich weniger Stiftungen gibt, nimmt die Bedeutung von Familienstiftungen zu.

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