Digitalisierung

Deutschlands Server-Bestand bereitet Sorgen

Digitale Technologien wie künstliche Intelligenz treiben den Bedarf an Rechenkapazitäten immer weiter in die Höhe. In Deutschland wächst zwar der Server-Bestand – doch verliert der hiesige Markt im internationalen Vergleich an Bedeutung, wie eine Bitkom-Studie zeigt.

Deutschlands Server-Bestand bereitet Sorgen

Deutschland hinkt bei Servern hinterher

Digitalverband Bitkom: Anteil an weltweit installierter Leistung sinkt

kro Frankfurt

Deutschlands Rechenzentrums-Kapazitäten geben laut einer Studie Anlass zur Sorge. Zwar wachse der Markt, doch verliere die Bundesrepublik international an Bedeutung, wie aus einer vom Borderstep Institut für den Digitalverband Bitkom durchgeführten Analyse hervorgeht. Demnach habe der hiesige Serverbestand mit 2,4 Millionen Stück zuletzt 2,5% der weltweiten installierten Leistung ausgemacht – 2015 waren es noch 3,5%.

Die Bundesrepublik hinke mit ihren Kapazitäten zugleich anderen Ländern hinterher, wenn man diese ins Verhältnis zur Wirtschaftskraft setzt: Pro Milliarde Euro Bruttoinlandsprodukt liege die Anschlussleistung der Rechenzentren hierzulande derzeit bei 610 Kilowatt. In Frankreich seien es 620 kW, in den Niederlanden 930 kW und in den USA 1.700 kW.

Dabei sind Rechenzentren „das Rückgrat der Digitalisierung“, wie Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sagt. „Kaum ein Unternehmen oder Privathaushalt kommt ohne die Leistungen von Rechenzentren aus, auch die öffentliche Verwaltung ist ohne Rechenzentren nicht mehr arbeitsfähig.“

Strombedarf steigt

Und der Bedarf steigt, was auch an der zunehmenden KI-Nutzung liegt. Wo der Stromverbrauch deutscher Rechenzentren 2024 bei 20 Mrd. Kilowattstunden (kWh) liegen soll, dürfte er sich im Falle einer linearen Fortführung der bisherigen Entwicklung bis 2030 auf etwa 31 Mrd. kWh erhöhen. Im Falle eines extremen Wachstums der Kapazitäten könnten es sogar 37 Mrd. kWh pro Jahr werden.

Je nach politischem Willen ginge das den Prognosen zufolge sogar ohne eine immer größere Belastung der Umwelt: Unter der Annahme, dass die Bundesregierung ihr Ziel erreicht, bis 2030 den Anteil an Erneuerbaren Energien am deutschen Stromverbrauch auf mindestens 80% zu erhöhen, würden die Treibhausgas-Emissionen der Rechenzentren trotz des Zubaus sinken: Von 6,5 Millionen Tonnen im Jahr 2024 auf 4,5 Millionen Tonnen im Jahr 2030.

Auf dem Papier seien heute schon 66% der Rechenzentren in Deutschland klimaneutral, was bedeutet, dass sie ihre Emissionen auch mithilfe von kompensierenden Maßnahmen ausgleichen. Mit 74% hat zudem die Mehrheit der in der Studie befragten Rechenzentrums-Betreiber Ökostrom-Verträge abgeschlossen und jeweils 27% erwerben CO2-Zertifikate oder produzieren selbst Strom aus erneuerbaren Energien. „Wichtig ist, dass die nächste Bundesregierung die
Energiewende massiv vorantreibt, damit die Rechenzentren nicht nur bilanziell, sondern
auch faktisch klimaneutral sind" sagt Rohleder.

Strompreise und Bürokratie als Standortnachteil

Für die Betreiber selbst ist vor allem eine zuverlässige Stromversorgung der wichtigste Standortfaktor, wie die Umfrage weiter zeigt. Deutschland schneide an dieser Stelle sehr gut ab. Auch beim zweit- und drittwichtigsten Standortfaktor, der Anbindung an Internetknoten und dem Datenschutz, könne die Bundesrepublik punkten. Als klarer Standortnachteil würden hingegen die Stromkosten und langwierige Genehmigungsprozesse erachtet.

Um Deutschland als Server-Standort attraktiver zu machen, fordert Bitkom einen „Aktionsplan Rechenzentren“. Die Vorschläge umfassen unter anderem eine Überarbeitung des Energieeffizienzgesetzes und mit EU-Vorgaben harmonisierte Berichtspflichten. Auch die vergleichsweise hohen Strompreise und die komplexe Bürokratie müssten angegangen werden. „Der Rechenzentrumsstandort braucht einen Boost", so Rohleder.

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