Deutschlands Top-Konzerne schlagen sich noch wacker
wb Frankfurt – Die im Dax enthaltenen Top-Konzerne haben 2012 trotz der Konjunkturkrise in der Eurozone so viel umgesetzt wie nie zuvor. Der addierte Umsatz im Dax 30 stieg um 9 % auf 1 238 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis ist allerdings leicht gesunken. Vor Steuern und Zinsen wurde 2012 die Marke von 100 Mrd. Euro verfehlt, es wurden 96,5 Mrd. Euro verdient. Das ist allerdings immer noch der vierthöchste Wert überhaupt, wie aus einer Erhebung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervorgeht, die auf einer Analyse der Geschäfts- bzw. Quartalsberichte der im Dax gelisteten Unternehmen beruht. Schwaches EuropageschäftBei immerhin zwölf Unternehmen fiel der Gewinn niedriger aus als im Vorjahr. Die Gründe waren zum Teil Sondereffekte, wie im Fall der Deutschen Telekom, zum Teil aber auch die schwache Entwicklung im Europageschäft. Trotz des Konjunktureinbruchs zum Jahresende verlangsamte sich das Umsatzwachstum der Dax-Konzerne im vierten Quartal nur geringfügig: Mit 7 % fiel das Erlösplus nur leicht niedriger aus als im Gesamtjahr.Die Beschäftigtenzahl legte noch leicht zu, um 2,3 % auf 3,7 Millionen. Allerdings nicht bei allen Unternehmen: Immerhin 13 Konzerne beschäftigten zum Dezember-Ultimo weniger Männer und Frauen als ein Jahr zuvor.Steigende Umsätze bei sinkenden Gewinnen führen naturgemäß zu einer rückläufigen Profitabilität. Die durchschnittliche Ebit-Marge der Dax-Unternehmen sank binnen Jahresfrist um 1,2 Prozentpunkte. Um gegenzusteuern, setzen die Unternehmen weiter auf Kostensenkungs- und Flexibilisierungsmaßnahmen.Aktionäre müssen nicht darben. Im Dax 30 werden laut Commerzbank-Research 27,7 Mrd. Euro ausgeschüttet, das ist der zweithöchste Wert; nur 2007 wurde mit 28,1 Mrd. Euro mehr verteilt. 17 Emittenten haben die Dividende erhöht, nur 3 haben sie gesenkt. Lediglich Commerzbank, Lufthansa und ThyssenKrupp lassen ihre Eigner leer ausgehen.”Deutschlands Top-Konzerne sind trotz der Krise in der Eurozone überwiegend in guter bis glänzender Verfassung”, kommentiert Thomas Harms, Partner bei Ernst & Young. Das verdankten sie primär dem stark wachsenden Überseegeschäft. Außerhalb Europas erreichten die Konzerne ein Umsatzplus von 19 %, in Europa wuchsen die Unternehmen hingegen lediglich um 5 %. Rechnet man die Finanzwerte im Dax heraus, so stiegen die Umsätze der 25 Industrieunternehmen um ein Zehntel auf 1,11 Mrd. Euro. Das Ebit fiel um 7 % auf 78,7 Mrd. Euro.Doch der konjunkturelle Gegenwind in Europa wird stärker. Nicht nur in Südeuropa kämpfen viele Unternehmen mit Umsatzausfällen, auch auf dem Heimatmarkt nehmen die Herausforderungen zu. In China und den USA laufen die Geschäfte laut Harms aber nach wie vor gut.Angesichts der großen Bedeutung des europäischen Marktes für die Dax-Konzerne – 58 (i.V. 61) % ihres Umsatzes erwirtschaften die Unternehmen in Europa – und der düsteren Konjunkturaussichten auf wichtigen europäischen Märkten fällt Harms’ Prognose zurückhaltend aus: “Es wäre schon ein Erfolg, wenn Umsatz und Gewinn im Jahr 2013 auf dem Niveau von 2012 lägen.” 11 Prozent verdientSchon 2012 hat die Ergebnisentwicklung bei den meisten Unternehmen nicht mit dem Umsatzwachstum Schritt gehalten. Im Gegenteil: Zwölf Unternehmen erwirtschafteten sogar ein niedrigeres Ebit als zuvor – mit entsprechenden Folgen für die Margen: 17 wiesen für 2012 eine niedrigere Rendite aus als zuvor. Im Schnitt lag die Ebit-Marge im Dax 30 bei 11,1 %, nach 12,3 %. “Die Zeiten der Rekordgewinne dürften bei der Mehrzahl der Unternehmen vorerst vorbei sein”, erwartet Harms.Angesichts erheblicher konjunktureller Risiken und rückläufiger Gewinne verstärken die Unternehmen ihre Sparanstrengungen. Gerade vor dem Hintergrund der schwachen Konjunkturentwicklung in Europa fahren die Konzerne auf Sicht. Harms: “Die Unternehmen arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, sich schlanker aufzustellen, um so besser durch die Krise zu kommen.” Weiteres Beschäftigungswachstum sei so derzeit kaum zu erwarten.Überdurchschnittlich stark wuchsen abermals die Unternehmen aus der Automobilbranche: Der Umsatz von Volkswagen, Daimler, BMW und Continental kletterte 2012 insgesamt um 14 % von 365 Mrd. auf 417 Mrd. Euro – im vierten Quartal lag das Plus immerhin noch bei 9 %.Nach wie vor belegen die Autohersteller vordere Plätze im Gewinnranking: Volkswagen liegt mit einem operativen Ergebnis von 11,5 Mrd. an der Spitze, gefolgt von Allianz und BASF (9,5 Mrd. bzw. 9,0 Mrd. Euro). Daimler und BMW belegen mit 8,6 Mrd. bzw. 8,3 Mrd. Euro den vierten und fünften Platz im Gewinnranking. Einen Verlust auf Ebit-Ebene weist nur mehr die Telekom mit 3,8 Mrd. Euro aus. Unter den Industriewerten haben lediglich Infineon, Beiersdorf, K + S, Lanxess, ThyssenKrupp, Adidas und Merck vor Steuern und Zinsen weniger als 1 Mrd. Euro verdient.