Einstieg in Energiemarkt

Deutz erwirbt Blue Star Power Systems

Der Motorenhersteller Deutz steigt ins Energiegeschäft ein. Für einen nicht genannten Preis wird in den USA ein Hersteller von Stromgeneratoren erworben. Deutz-Chef Sebastian Schulte sieht in der Akquisition vielfältige Chancen.

Deutz erwirbt Blue Star Power Systems

Deutz auf Einkaufstour in den USA

Einstieg in Energiegeschäft – Umsatzbeitrag von über 100 Mill. Dollar

ab Köln

Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern hat sich der Motorenbauer Deutz für das Energiegeschäft entschieden. Für einen nicht genannten Preis erwerben die Kölner die familiengeführte Blue Star Power System, einen Hersteller von Stromgeneratoren, wie mitgeteilt wird. Erst Anfang der Woche hatte Vorstandschef Sebastian Schulte mit der Aussage für Aufsehen gesorgt, den Einstieg ins Rüstungsgeschäft zu erwägen. Das untermauerte er in der Telefonkonferenz.

Geringere Zyklizität

Für Deutz sei der Energiemarkt aufgrund seiner Wachstumsperspektiven und der im Vergleich zum Motorengeschäft für Nutzfahrzeuge geringeren Zyklizität ein attraktives Wachstumsfeld, sagte Schulte. Mit der Übernahme von Blue Star werde der Grundstein für das neue Segment gelegt. Blue Star erwirtschaftete nach den Angaben 2023 einen Umsatz von 80 Mill. Dollar. In diesem Jahr sollen es mehr als 100 Mill. Dollar werden. Seit 2019 sei das Unternehmen im Schnitt um 15% jährlich gewachsen und erwirtschafte eine höhere Umsatzrendite als Deutz.

Blue Star unterstützt auch margenseitig

Bezogen auf das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) hatte Deutz im vorigen Jahr eine Marge von gut 12% gezeigt. Dennoch reichte es nur für eine bereinigte Ebit-Marge von schmalen 5,7%. Die Differenz zwischen Ebitda und Ebit falle bei Blue Star deutlich geringer aus, weil das Unternehmen organisch gewachsen sei, hob Schulte hervor.

Noch offen ist, wie der Kaufpreis finanziert werden soll. Werde vollständig auf Fremdkapital zurückgegriffen, werde das die Eigenkapitalquote um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag drücken. Der gesteckte Zielwert von mehr als 40% werde nicht unterschritten, hieß es. Der Kaufpreis liege im marktüblichen Rahmen. Normalerweise würden in der dezentralen Energieversorgung Ebitda-Vielfache zwischen 6 und 12 aufgerufen, sagte Schulte und verwies darauf, dass sich die Blue-Star-Akquisition nicht im zweistelligen Bereich bewege.

Servicegeschäft im Blick

An der Börse stieß die Transaktion, die in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden soll, auf fruchtbaren Boden. Der SDax-Wert legte im frühen Handel in der Spitze um fast 5% zu; am frühen Nachmittag kostete die Aktie 6,00 Euro (+3,2%). Die Nachricht vom Einstieg in das Rüstungsgeschäft hatte der Aktie zu Beginn der Woche einen ersten Kursschub um 15% verliehen. In Summe bringt Deutz 765 Mill. Euro auf die Waage.

Für die Kölner ist der Markt der dezentralen Energieversorgung zwar kein Neuland, doch seien die auf diesem Gebiet erwirtschafteten Umsätze mit knapp 30 Mill. Euro marginal. Das Geschäft mit Motoren für dieselbetriebene Stromgeneratoren unter der Marke Magideutz beschränkt sich bislang vorwiegend auf Nordafrika. Daneben hat das Unternehmen jüngst einen Serienauftrag für Stromgeneratoren mit Wasserstoffverbrennungsmotoren aus China erhalten.

An der langen Leine führen

Blue Star, die 85% ihrer Erlöse in den USA generiert und den Rest in Kanada, wolle Deutz an der langen Leine führen. Weder wollen die Kölner bestehende Motorenlieferanten ersetzen, noch das Servicegeschäft, das bislang von den Blue-Star-Distributoren übernommen werde, an sich ziehen, versicherte Schulte. Zugleich hob der Deutz-Chef darauf ab, sich künftig in der Wertschöpfungskette im Sinne einer Vorwärtsintegration besser positionieren zu wollen. Angedockt wird die neue Tochter bei der US-Landesgesellschaft, die über ein nennenswertes Servicegeschäft verfügt. Dessen Ausbau haben sich die Kölner ohnehin auf die Fahnen geschrieben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.