Logistikkonzern

DHL ruft nach höherem Briefporto

DHL-Vorstandschef Tobias Meyer kritisiert die Bundesnetzagentur, die dem Logistikkonzern für das Briefgeschäft in Deutschland zu geringe Portoerhöhungen erlaube. Rechnerisch müsste die Division Post & Paket Deutschland pro Quartal rund 330 Mill. Euro verdienen, sagt Meyer. Im abgelaufenen Kalenderviertel waren es operativ nur rund 100 Mill. Euro. Diese Margenlücke werde sich auch perspektivisch nicht schließen, so der CEO.

DHL ruft nach höherem Briefporto

DHL ruft nach höherem Briefporto

Vorstandschef Meyer kritisiert Bundesnetzagentur – Aktienkurs auf Zwei-Jahres-Tief

md Frankfurt

DHL (ehemals: Deutsche Post) hat im dritten Quartal unter dem Strich 751 Mill. Euro verdient; das sind 6,9% weniger als in der Vorjahreszeit. Gründe waren u.a. gestiegene Personalkosten (6,82 Mrd. nach 6,49 Mrd. Euro im Vorjahr) und der Rückgang des operativen Gewinns im Unternehmensbereich Global Forwarding, Freight, also im internationalen Luft- und Seefrachtgeschäft; hier verringerte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) den Angaben zufolge um 9,5% auf 277 Mill. Euro; die Ebit-Marge betrug 5,5 (i.V. 6,9)%.

Absatz an Werbebriefen bricht ein

Daneben erwies sich wieder einmal die Division Post & Paket Deutschland als Sorgenkind. Zwar überstieg der Umsatz im dritten Quartal mit 4,05 Mrd. Euro den Vorjahreswert um 2,4%, doch ging dies allein auf das weiter florierende Paketgeschäft zurück, dessen Erlöse um 9,1% auf auf 1,72 Mrd. Euro anzogen. Dagegen seien im Postgeschäft (Briefe, Postkarten etc.) mit 1,72 Mrd. Euro 3,7% weniger umgesetzt worden. Analysten zeigten sich hier besonders vom starken Absatzrückgang um 11% auf 2,8 Milliarden Stück negativ überrascht; allein im Dialog Marketing (Werbebriefe) brach der Absatz um 19% auf 1,28 Milliarden ein.

Melanie Kreis, seit 2016 Finanzchefin der DHL Group (vormals: Deutsche Post). Foto: Christoph Papsch/DPDHL

Das operative Ergebnis des Unternehmensbereichs lag nach den Angaben mit 171 Mill. Euro um 17,4% unter dem Vorjahreswert. Darin enthalten ist, wie Finanzchefin Melanie Kreis vor Medienvertretern sagte, ein positiver Netto-Einmaleffekt aus Entwicklungen in verschiedenen Rechtsstreitigkeiten von rund 70 Mill. Euro, so dass der bereinigte operative Gewinn rund 100 Mill. Euro betrage. Die Ebit-Marge sank im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr von 5,2 auf 4,2%.

Die Umsatzsteigerungen im Paketgeschäft und im Warenversand sowie höhere sonstige betriebliche Erträge hätten die gestiegenen Material- und Personalkosten, insbesondere aus Tarifvereinbarungen, nicht kompensieren können.

Erhöhung zum Jahreswechsel

Zum Jahreswechsel steht eine Portoerhöhung im Briefgeschäft an. Bislang plant die Bundesnetzagentur (BNetzA), einen Preisaufschlag von 10,5% für den Briefversand in Deutschland zu erlauben. DHL, die im Briefgeschäft als Deutsche Post auftritt, ist das zu wenig. Der Gesetzgeber habe in dem im Juli verabschiedeten Postrechtsmodernisierungsgesetz (PostModG) dem Bereich eine Gewinnmarge von jährlich 1,3 bis 1,4 Mrd. Euro zugebilligt, die mit dem jetzigen Vorschlag der BNetzA nicht annähernd erreicht werden könne, sagte DHL-Vorstandschef Tobias Meyer. Ausgehend von dieser Marge müssten pro Quartal rund 330 Mill. Euro operativer Gewinn von Post & Paket Deutschland erwirtschaftet werden. Allein im dritten Quartal tut sich damit eine Lücke von etwa 230 Mill. Euro auf.

Dr. Tobias Meyer, seit Mai 2023 Vorstandsvorsitzender der DHL Group (vormals: Deutsche Post). Foto: Christoph Papsch/DPDHL

Gemäß Meyer sei für 2022 bis 2024 mit einer jährlichen Inflationsrate von 1% kalkuliert worden. Wegen der real deutlich höheren Preissteigerung werde man auf Basis der von der BNetzA vorgeschlagenen Portoerhöhung nicht einmal die Einbußen durch die Kosteninflation ausgleichen können, sagte er. Zudem sei der Mengenrückgang deutlich stärker als erwartet. Der CEO stellte klar, dass in die Division Post & Paket Deutschland nicht mehr investiert werde als man mit ihr verdiene.

Kreis führte aus, dass der Gewinn des Bereichs Post & Paket Deutschland zur Finanzierung der Transformation von Brief zu Paket diene sowie zur Dekarbonisierung.

Meyer zufolge werde eine Klage gegen die BNetzA erwogen; solch ein Vorgang sei aber „aus formalen Gründen eine komplexe Frage“, schränkte er ein.

Ziele für 2024 und 2026 gesenkt

Bereits vor einer Woche hatte der Logistikriese vorläufige Eckdaten für das abgelaufene Quartal bekannt gegeben und seine Jahresprognosen gesenkt. Demnach verzeichnete der Bonner Konzern im dritten Quartal ein Umsatzplus von 6,2% auf 20,59 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis stagnierte bei 1,37 Mrd. Euro. Meyer strich zudem die Ziele für 2024 und 2026 – die sogenannte Mittelfristprognose – zusammen. Für dieses Jahr wird nunmehr ein Ebit von mehr als 5,8 Mrd. Euro erwartet; zuvor waren 6,0 bis 6,6 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden. Damit könnte das operative Ergebnis unter dem des Vorjahres (6,3 Mrd. Euro) bleiben. Nach neun Monaten lag der Wert bei 4,0 (4,7) Mrd. Euro.

Auf Basis der angepassten Erwartungen für 2024 und des schwächeren makroökonomischen Umfelds vor allem in Europa wurde auch die Prognose für das mittelfristige Wachstum des Konzern-Ebit auf „über 7,0 Mrd. Euro“ (zuvor: 7,5 bis 8,5 Mrd. Euro) für das Geschäftsjahr 2026 adjustiert. Die Erwartungen an Investitionen und Free Cashflow bleiben für 2024 bis 2026 in den kumulierten Bandbreiten unverändert, teilte DHL mit.

Aktienkurs sinkt um 5 Prozent

Die DHL-Aktie gab am Dienstag im Handelsverlauf auf Xetra um 5,4% auf 35,35 Euro nach; das war der tiefste Stand seit Dezember 2022.

Seit dem Rekordhoch im September 2021 bei rund 61 Euro – damals noch als Deutsche Post firmierend –hat das Papier 42% an Wert verloren. Damals hatte wegen der Corona-Pandemie der Versandhandel geboomt.

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