Dialog Semiconductor holt auf
sck München
Der vor einer Übernahme durch Renesas stehende deutsch-britische Chipentwickler Dialog Semiconductor hat mit einer Aufholjagd zum Jahresschluss 2020 die Anleger versöhnlich gestimmt. Die Aktie des einstigen MDax-Mitglieds mit Sitz in London und im schwäbischen Kirchheim gewann im Xetra-Handel nach Bekanntgabe der Quartalszahlen 0,7% auf 64,46 Euro an Wert. Damit notiert der Titel weiterhin mit großem Abstand unter dem angekündigten Angebot des japanischen Infineon-Wettbewerbers. Renesas bietet je Anteilschein 67,50 Euro. Die Offerte der Japaner bewertet das Objekt der Begierde mit insgesamt 4,9 Mrd. Euro. Nach dem Börsencrash im März und April vergangenen Jahres infolge der Corona-Pandemie konnte sich die Aktie rasch von den Kurseinbußen erholen. Anfang Februar, als Renesas ihr Angebot veröffentlichte, sprang das Papier auf über 65 Euro (vgl. BZ vom 8. Februar). Die Verwaltung von Dialog Semiconductor unterstützt die Initiative von Renesas.
Derweil profitierte der Zulieferer vom Großabnehmer Apple von der gestiegenen Nachfrage der Konsumenten. Im zurückliegenden Herbstquartal erhöhte der Konzern seinen Umsatz um 15% auf 439 Mill. Dollar. Damit lag Dialog Semiconductor in der oberen Hälfte ihrer Anfang dieses Jahres angehobenen Prognose. Für die Monate Oktober bis Dezember stellte der Vorstand zuletzt eine Spanne zwischen 436 Mill. und 441 Mill. Dollar in Aussicht (vgl. BZ vom 6. Januar). Ursprünglich kalkulierte die Konzernführung mit einer Bandbreite von 380 Mill. bis 430 Mill. Dollar.
Zukauf wirkt unterstützend
Rückenwind erhielt das Unternehmen nach eigenen Angaben von einem hohen Halbleiterbedarf für Kopfhörer, Fitness-Tracker, digitale Uhren, Notebooks und Tablets. Zum Wachstum trug die im vergangenen Jahr übernommene Adesto-Gruppe, ein Spezialist für das Internet der Dinge (IoT), mit rund 5 Prozentpunkten bei. Der Vorstand räumte derweil Lieferschwierigkeiten ein. Im Schlussquartal 2020 sei es wegen der branchenweiten Kapazitätsengpässe zu Beeinträchtigungen bei der Bedienung der Kundennachfrage gekommen.
Einbruch im Gesamtjahr
Der Umsatzschub im zurückliegenden Vierteljahr trug dazu bei, die Einbrüche in der ersten Hälfte 2020 abzumildern. Im Gesamtjahr verzeichnete der Konzern jedoch einen Erlösrückgang von 12% auf 1,38 Mrd. Dollar.
Das Betriebsergebnis wuchs im vierten Quartal 2020 überproportional zum Umsatz um 30% auf 70 Mill. Dollar. Die operative Rendite legte dadurch um 1,8 Prozentpunkte auf 15,9% zu. Im Gesamtjahr brach der operative Gewinn um über zwei Drittel auf 121 Mill. Dollar ein. Nach Steuern blieben 85 (i.V. 302) Mill. Dollar hängen. Davon entfielen auf das Schlussquartal 58 (45) Mill. Dollar.
Renesas will Dialog Semiconductor schlucken, um mehr Marktanteile im hart umkämpften Halbleitergeschäft zu gewinnen. Die Japaner versuchen mit dieser Transaktion, ihren Rückstand gegenüber Infineon, STMicroelectronics und NXP zu reduzieren. Um ihr Ziel zu erreichen, muss Renesas allerdings noch hohe Hürden überwinden. Die Wettbewerbsbehörden unter anderem in den USA, in China und in Deutschland müssen der geplanten Übernahme noch zustimmen.
Dialog Semiconductor | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Dollar | 2020 | 2019 |
Umsatz | 1 376 | 1 566 |
Bruttomarge (%) | 49,3 | 54,2 |
Operatives Ergebnis | 121 | 380 |
in % vom Umsatz | 8,8 | 24,3 |
Nettoergebnis | 85 | 302 |
Freier Cash-flow | 92 | 449 |
Liquide Mittel | 524 | 1 025 |
Eigenkapital | 1 655 | 1 573 |
in % der Bilanzsumme | 78,0 | 72,3 |
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