Dialog Semiconductor sucht Wachstumsfelder
Reuters Frankfurt – Der deutsch-britische Chipentwickler Dialog Semiconductor will nach dem einschneidenden Lizenzdeal mit seinem langjährigen Hauptkunden Apple eine breitere Kundenbasis aufbauen und neue Wachstumschancen erschließen. Langfristig erwartet das Unternehmen ein Umsatzplus in mittlerer Zehnprozenthöhe für die übrig bleibenden Geschäfte, wie Vorstandschef Jalal Bagherli auf dem Kapitalmarkttag erläuterte. “Wir werden nicht in einen Abgrund stürzen”, sagte er im Gespräch mit Reuters. Dialog baue auf seine Führungsposition bei Chips, die analoge und digitale Signale verarbeiten können und die Energieversorgung etwa von Smartphones regeln. Dafür gebe es viele weitere Anwendungsmöglichkeiten.Dialog gibt wie berichtet einen Teil seiner Patente und 300 Ingenieure, die größtenteils schon bisher Chips für das iPhone entwickelten, an Apple ab und bekommt dafür 600 Mill. Dollar. Der US-Konzern bleibt zwar Kunde, seine Bedeutung als Umsatzbringer wird aber deutlich kleiner: Bisher erzielt Dialog drei Viertel der Einnahmen mit Apple, bis 2022 soll der Anteil auf 35 bis 40 % sinken. Bis zur Vorstellung der nächsten iPhone- und iPad-Modelle würden die Chips von Dialog in den aktuellen Apple-Geräten verbaut. Deshalb rechnet das Unternehmen 2019 mit einem Umsatz in etwa auf der Höhe der im laufenden Jahr erwarteten 1,46 Mrd. Dollar.Die Prognose kommt an: Die Aktie, die schon nach den Quartalszahlen am Vortag kräftig zugelegt hatten, stieg in der Spitze um mehr als 9 %. Doch muss sich Dialog künftig breiter aufstellen. Möglichkeiten ergäben sich etwa durch das Internet der Dinge, in dem mit Chips ausgerüstete Geräte miteinander vernetzt werden. Dialog spreche auch mit Pharmaunternehmen über die Entwicklung von Halbleitern zum Beispiel für Insulinpumpen. Spielkonsolen seien eine weitere Einsatzmöglichkeit, weil die Anforderungen an die Energiezufuhr denen von Smartphones ähnelten. Deshalb strebt er langfristig eine bereinigte Umsatzrendite von 18 bis 23 % an. Im dritten Quartal lag sie bei 21,8 %.Die Erlöse aus dem Apple-Deal will Bagherli auch für Zukäufe einsetzen. Etwa die Hälfte der 600 Mill. Dollar flössen ins laufende Geschäft, der Rest komme auf die über 600 Mill. Dollar an vorhandener Liquidität oben drauf. “Dialog hat ausreichend finanzielle Flexibilität, um seine Wachstumsstrategie einschließlich wertsteigernder Fusionen und Übernahmen zu verfolgen, hieß es auf dem Kapitalmarkttag. Bagherli betonte, Dialog habe mehrere mögliche Ziele im Auge, mit der das Unternehmen seine Stärken ausbauen könne. Zu teuer dürften sie nicht sein: “Wir wollen keine Akquisitionen machen, die eine hohe Verschuldung erfordern würden.”