Dichtere Wolken am Autohimmel

Anteil der privaten Käufer sinkt immer weiter - VDA hält an Ziel von drei Millionen Neuzulassungen fest

Dichtere Wolken am Autohimmel

Nach durchwachsenen Pkw-Zulassungszahlen im August sieht die Autoindustrie zunehmende Wolken am Himmel. Dennoch hält der Verband an seinem Jahresziel von drei Millionen Neubestellungen hierzulande fest.ge Berlin – Obwohl Matthias Wissmann auch nach den durchwachsenen August-Zahlen am Ziel von drei Millionen Pkw-Neuzulassungen hierzulande festhält, registriert der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) zunehmende Wolken am Himmel. Das internationale Umfeld werde schwieriger, die Ukraine-Krise wirke über Osteuropa hinaus, weil sie “auf die Psychologie der internationalen Märkte” drücke.Im Ferienmonat August wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts 213 092 Pkw in Deutschland neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 0,4 % zum Vorjahr. Da aber der Sommermonat einen Arbeitstag weniger hatte, errechnet der Importeureverband VDIK ein bereinigtes Plus von 4,5 %. Seit Jahresbeginn wurden insgesamt 2,02 Millionen Autos neu zugelassen, ein Anstieg von 2,6 %. Im Inland wurden im August 1 % weniger Autos bestellt, während ausländische Kunden fast 5 % mehr Pkw von deutschen Marken orderten. In den ersten acht Monaten legten die Bestellungen aus dem Inland damit um gut 4 % zu, aus dem Ausland um gut 6 %. “Unser Jahresziel von drei Millionen Einheiten werden wir mit Sicherheit erreichen”, versicherte Wissmann wenige Wochen vor der Eröffnung der 65. IAA Nutzfahrzeuge. Dieser Wert läge nur minimal über dem letztjährigen Absatz.Trotz der erhofften Stabilität hierzulande beobachtet der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) eine seit inzwischen fünf Monaten anhaltende Kaufzurückhaltung von Privatkäufern. Mit nur noch 755 500 Neuzulassungen (oder 37 % aller Auto-Neukäufe) in den ersten acht Monaten bleibe die private Nachfrage um 1,5 % unter Vorjahr. Umgekehrt stieg der Anteil gewerblicher Zulassungen. Dahinter verbergen sich nicht selten Tageszulassungen von Autos, die Hersteller und Händler anschließend oft mit hohen Preisabschlägen verkaufen.Profitiert hat davon in jüngerer Zeit auch Opel, die mit den im August verkauften knapp 15 000 Autos nach eigenen Angaben den erfolgreichsten Sommermonat mit einem Marktanteil von 7 % seit 2011 verbuchte.Nicht nur die Neuzulassungszahlen zeigten im August teils erratische Zuwächse oder Einbrüche. Auch die Produktions- und Exportzahlen sind je nach Werksferien krass unterschiedlich. Für den Zwei-Monats-Vergleich Juli/August nennt Wissmann bei Fertigung und Ausfuhren jeweils ein etwa 6-prozentiges Minus – “mit Blick auf den Auftragseingang gehen wir von einem weiterhin stabilen Autojahr 2014 aus”. Fehler werden abgestelltDennoch urteilt auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Centers an der Uni Duisburg-Essen, “die dunklen Wolken sind schon da”. Der Markt werde tendenziell schlechter. Er geht davon aus, dass die Rabatte in den nächsten Monaten wieder steigen werden – was die Margen der Autobauer unter Druck setzt.Zugleich sehen sich vor allem die stark im weltgrößten Automarkt China engagierten Premiumanbieter Audi, BMW und Co. von chinesischen Preiswächtern verstärkt unter die Lupe genommen. “China birgt die größten Risiken, theoretisch und weil die Bedeutung so enorm geworden ist”, erklärt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler – die Probleme bei den Ersatzteilen seien aber noch nicht “dramatisch”. VDA-Präsident Wissmann beteuert derweil, dass die Industrie auf Gleichbehandlung setze, aber keinerlei Privilegien wolle. “Wir hoffen, dass wir dort weiterhin so behandelt werden, wie es im internationalen Wettbewerb üblich ist.” Ein offener Handel sowie faire Wettbewerbsbedingungen seien die Basis für den Erfolg großer Handelsnationen. Es sei ein untaugliches Rezept, mit “regulatorischen Krücken” Marktschwächen auszugleichen: “Jeder Protektionismus – egal wie er daherkommt – ist immer schlecht.” Gleichwohl kam der VDA den fernöstlichen Kontrolleuren entgegen mit der Zusage, dass, wenn es Fehler gegeben habe, diese abgestellt werden müssten.China wehrt sich derweil gegen den Vorwurf einer einseitigen Benachteiligung. Seine Behörde gehe gegen ausländische Firmen genauso vor wie gegen heimische, sagte der hohe Beamte Xu Kunlin, der in der staatlichen Reformkommission für die Preisaufsicht zuständig ist.