Die Aktionäre von Vapiano kochen

Wütende Kritik an der Führungsspitze auf der Hauptversammlung der angeschlagenen Restaurantkette

Die Aktionäre von Vapiano kochen

Wütende Kritik an Vorstand und Aufsichtsrat, beißender Spott und bohrende Fragen nach der Gefahr einer baldigen Insolvenz: Das ist die Bilanz der Hauptversammlung von Vapiano in Köln. Aufsichtsratschefin Vanessa Hall wird nun die neue Vorstandschefin und muss eine “Sanierung unter Zeitdruck” durchziehen.cru Köln – Matthias Gäbler, ein Vapiano-Kleinaktionär und Unternehmensberater aus Stuttgart, konnte am Mittwoch im Kölner Dorint-Hotel am Heumarkt mit seiner Häme kaum an sich halten: “Glückwunsch. Das muss man erstmal hinbekommen. Bei 371 Mill. Euro Umsatz mit 101 Mill. Euro rund ein Drittel Verlust vom Umsatz zu schaffen”, schleuderte er der versammelten Führungsriege der finanziell angeschlagenen Systemgastronomiekette gleich als Erstes entgegen. Der Bilanzverlust habe jetzt bereits die im Rahmen des Börsengangs 2017 vom Streubesitz weitgehend aufgebrachte Kapitalrücklage von 110 Mill. Euro “komplett aufgefressen”.”Wie nahe stehen wir jetzt schon an der Insolvenz? Im Oktober 2018 (vor der Kapitalerhöhung) stand Vapiano kurz vor der Insolvenz. Wie lange sind wir noch durchfinanziert?”, bohrte Gäbler nach.Auch Andreas Massek vom Aktionärsschützerverein SdK machte sich Sorgen um die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens: “Es bestehen Zweifel daran, dass der Turnaround gelingen wird. Es gibt keine harten Fakten als Anhaltspunkt dafür. Deshalb stimmen wir dem Tagesordnungspunkt zu einem neuen genehmigten Kapital von 50 % des Grundkapitals nicht zu”, kündigte Massek an. Es bestehe die Gefahr, dass das Unternehmen nur durch Finanzierungstätigkeit weiterlebe.Thomas Hechtfischer vom Aktionärsschützerverein DSW zweifelte ebenfalls an der Liquiditätslage: “Die Finanzierung ist jedenfalls durch den geplatzten Verkauf des US-Geschäfts nicht besser geworden. Fehlen die in Aussicht gestellten 20 Mill. Dollar Verkaufserlös nun zur Finanzierung?”, fragte Hechtfischer.Zuvor hatten der gerade abrupt ausscheidende Vorstandschef Cornelius Everke sowie seine Nachfolgerin Vanessa Hall, die derzeit Aufsichtsratschefin ist, und der Chief Transformation Officer Johannes Stohner von der Restrukturierungsberatung Alvarez & Marsal unisono betont, man sei auf dem besten Weg, die Profitabilität von Vapiano durch den Rückzug aus Auslandsmärkten wie den USA, Australien und China zu verbessern. Auch drei Neueröffnungen in München, Frankfurt und London, die mehrere Millionen Euro Kosten verursacht hätten, wurden abgeblasen. Zudem soll künftig der Anteil der Franchise-Nehmer an allen 231 Restaurants, der derzeit bei 40 % liegt, wachsen, weil – erklärte Stohner – die Franchise-Restaurants profitabler seien, da es einen “Unternehmer vor Ort” gebe.Die Firma habe die Komplexität ihres Expansionskurses völlig unterschätzt, erklärte Frank Rothauge, Geschäftsführer der AHP Capital Management GmbH, die über einen Fonds an Vapiano beteiligt ist. “Es dauert nun mal, bis ein neues Restaurant sich vor Ort etabliert hat und profitabel wird.”CEO Everke hatte am Wochenende überraschend seinen Rücktritt zum Monatsende bekanntgegeben. Ursprünglich wollte der Manager, der erst seit Dezember 2018 auf dem Posten ist, die Firma mit einem Sanierungsplan wieder auf Vordermann bringen. Er setzte darauf, die Expansion zu verlangsamen, defizitäre Läden zu schließen und die Speisekarte zu verschlanken. Derzeit hat Vapiano weltweit 231 Restaurants – seit Jahresbeginn kamen acht neue dazu, und fünf wurden aufgegeben.Trotz der angespannten Situation mit hohen Verlusten äußerten einige Anleger auch zaghafte Hoffnung. “Die Schwierigkeiten sind überwindbar”, sagte Fondsmanager Rothauge. “Sie rühren aus der zu hastigen Expansion und nicht aus einer fundamentalen Schwäche des Gesamtkonzeptes.” – Wertberichtigt Seite 6