"Die Amtssprache bleibt deutsch"

Wachsender Einfluss der USA bereitet Aktionären von SAP Sorge - Viel Lob auf der Hauptversammlung

"Die Amtssprache bleibt deutsch"

Viel Lob für die Entwicklung von SAP gab es auf der Aktionärsversammlung des Dax-Konzerns in Mannheim. Sorgen bereitet den Eigentümern nur der wachsende Einfluss der USA im Gesamtkonzern. “Die Amtssprache bleibt deutsch”, stellte SAP-Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzender Hasso Plattner klar.sp Mannheim – Die Aktionäre von Europas führendem Softwarekonzerns SAP haben sich auf der Hauptversammlung in Mannheim besorgt gezeigt über den wachsenden Einfluss des Firmensitzes in Palo Alto (Kalifornien). “Was passiert eigentlich noch hier in Walldorf?”, fragte Jella Benner-Heinacher von der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) nach der Rolle des Stammsitzes in Baden-Württemberg. “Wird SAP jetzt amerikanisch?”, nahm sie unter Verweis auf die jüngste Beförderung von Technikvorstand Vishal Sikka, der seit Anfang Juni von seinem Sitz im wichtigsten Ländermarkt USA alle Entwicklungsbereiche bei den Walldorfern steuert, ein wiederkehrendes Thema bei dem Dax-Konzern auf. Die anwesenden Aktionäre, die knapp 66 % des Kapitals repräsentierten, applaudierten dankbar.Aufsichtsratsvorsitzender Hasso Plattner stellte klar, dass Deutsch auch weiterhin die Amtssprache bei SAP bleibe. Der Mitgründer des Softwarekonzerns machte aber deutlich, dass in den USA vor dreißig Jahren der Erfolg des Unternehmens erst begründet wurde. Die Bedeutung von Palo Alto im Konzern sei weiter gestiegen, SAP werde aber weder aus Walldorf noch aus den USA, sondern global gesteuert. Das gelte auch für die Entwicklung von neuer Software. Es sei nicht geplant, den Firmensitz zu verlegen, betonte Finanzchef Werner Brandt.Kritik äußerten die Aktionäre auch an den jüngsten Rochaden auf der Vorstandsebene. “Wie im Taubenschlag” gehe es bei SAP bisweilen zu, sagte Benner-Heinacher mit Bezug auf den Rücktritt von Cloud-Vorstand Lars Dalgaard und den angekündigten Rückzug von Arbeitsdirektorin Luisa Deplazes Delgado nach nur sieben Monaten (vgl. BZ vom 25. Mai). “Ist SAP nur für die Herren der Schöpfung eine ,Happy Company’?”, fragte die Aktionärsvertreterin wegen des zweiten Abschieds einer Arbeitsdirektorin – 2011 war Angelika Dammann nach zwölf Monaten zurückgetreten – in Richtung Plattner.Es werde auch in Zukunft Veränderungen im Vorstand geben, gab Plattner zurück. Mit dem 41-jährigen Luka Mucic, der erst vor wenigen Tagen in den Global Managing Board berufen wurde (vgl. BZ vom 25. Mai), scheint ein Nachfolger für Finanzvorstand Brandt bereits gefunden. Derzeit sehe es so aus, als würde dem im Sommer 2014 planmäßig ausscheidenden CFO ein interner Kandidat folgen, sagte Plattner. Bis dahin sollen auch im Personalbereich Führungskräfte in Stellung gebracht werden, die das Ressort von Delgado übernehmen können. Die Aufgaben der Arbeitsdirektorin werden nach ihrem Abschied Ende Juni wieder bei CFO Brandt liegen, der das Ressort schon mehrfach interimistisch betreut hat. Sie brauche einen “breiteren betriebswirtschaftlichen Spielraum”, begründete die Schweizerin ihren Rücktritt, nach dem sie als CEO bei einem anderen Unternehmen starten wird. Ein schöner ZustandDie Aktionäre verteilten auch viel Lob an die Unternehmensführung. “SAP-Aktionäre brauchen keinen Schutz”, stellte Lars Labriga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) selbstlos fest. “Das ist wirklich ein schöner Zustand”, fasste Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung der institutionellen Privatanleger (VIP) die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2012 zusammen, mahnte aber eine höhere Profitabilität an. 2015 will SAP 20 (i. V. 16,2) Mrd. Euro Umsatz machen und eine operative Marge von 35 (31,9) % (Non-IFRS) erreichen.Mit der Dividende von 85 Cent je Aktie zeigten sich die Anteilseigner zufrieden. Auch den weiteren Tagesordnungspunkten wurde mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Ausschüttungsquote von 36 % halten die Aktionäre dennoch für ausbaufähig. Co-CEO Jim Hagemann Snabe hatte in seiner Rede unvorsichtig bekannt, dass Erfolg am schönsten sei, wenn man ihn teilen könne. “Wir sind alle hier”, signalisierte Buhlmann stellvertretend für die Aktionäre die Bereitschaft, in Zukunft gerne auch stärker beteiligt zu werden.—– Personen Seite 16