Die Autonomie der Nutzfahrzeuge rückt näher
Von Sebastian Schmid, FrankfurtIm Automarkt liefern sich die Oberklassehersteller Audi, BMW und Mercedes einen Wettlauf mit dem US-Elektroautopionier Tesla darum, wer als Erstes voll autonom fahren kann. Dabei sind sich die meisten Branchenkenner sicher, dass der Nutzfahrzeugmarkt zuerst in der Breite in den Genuss selbstfahrender Fahrzeuge kommen dürfte. Denn hier zahlt sich autonomes Fahren auch finanziell aus, wie nun auch eine Studie von Roland Berger ergeben hat. Zwischen 22 und 40 % je Fahrt soll die Kostenersparnis betragen. Dabei rechnet sich der selbst fahrende Truck am meisten, wenn die Strecke von Start- und Endpunkt zum jeweiligen Verteilzentrum möglichst kurz und die Strecke zwischen den Verteilzentren möglichst lang ist (siehe Grafik).”Während im Pkw-Bereich Image, Fahrspaß und ähnliche weiche Faktoren bei der Kaufentscheidung eine stärkere Rolle spielen, muss sich ein Nutzfahrzeug vor allem rechnen”, sagt Frank Pietras, Lkw-Experte bei Roland Berger. Damit liefert das autonome Fahren gute Argumente, denn der Fahrer ist trotz höherer Dieselpreise noch immer der Hauptkostenfaktor in der Nutzfahrzeuglogistik. Laut Pietras ist autonomes Fahren in Pkw- und Truck-Umfeld auch nicht direkt vergleichbar. “Autonomes Fahren im Nutzfahrzeuggeschäft unterscheidet sich mitunter vom Pkw-Bereich. Das Geschäft ist ein anderes, deshalb braucht es unterschiedliche Lösungen”, erklärt er. Ein Beispiel sei Platooning, “das technologisch realisierbar ist und unter anderem Spritersparnis ermöglicht”. Weil auch Teilautomatisierung eindeutige Kostenvorteile bringen könne, werde diese im Nutzfahrzeugmarkt “Schritt für Schritt ausgebaut”. Wesentliches Hindernis für die Ausbreitung autonomer Fahreigenschaften sei unter anderem noch die regulatorische und rechtliche Frage. “Haftungsfragen müssen abschließend gesetzlich geklärt werden”, befindet Pietras.Bei der Elektromobilität gebe es derweil noch ganz grundsätzliche Herausforderungen. Für deren größere Verbreitung bei leichten Nutzfahrzeugen im städtischen Umfeld sei vor allem der Preis ein Hindernis. “Zum Beispiel werden solche Lkw von Handwerksbetrieben gefahren, die in der Regel sehr preissensitiv sind.” Diese kauften oft gebrauchte Dieseltransporter. “Da ist der Preisabstand zu neuen Elektrotransportern natürlich enorm.”Treibende Kräfte des technologischen Wandels gibt es laut Norbert Dressler, der als Partner das Automotive Competence Center von Roland Berger in der DACH-Region leitet, viele. Unter anderem nennt er Fahrermangel auf Langstrecken in den USA und Europa sowie schärfere Emissionsvorschriften.