Die beste Wirtschaftsredaktion Deutschlands
League Tables, Rankings oder auch Schönheitswettbewerbe sind keine Erfindung unserer Zeit. Schon die griechische Mythologie hat das urmenschliche Bedürfnis, sich zu vergleichen und sich selbst für den oder die Schönste zu halten, im Wettstreit zwischen Aphrodite, Athene und Hera und dem Urteil des Paris thematisiert. Und wem ist nicht die Frage “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?” so vertraut wie das spätere Schicksal der Königin, die Schneewittchens Schönheit neidete und für ihre Missgunst und Niedertracht am Ende mit dem Leben bezahlen musste? Die unmissverständlichen moralischen Botschaften aus Mythologie oder Grimms Märchen haben nicht verhindern können, dass wir uns allesamt in einem permanenten Schönheitswettbewerb befinden – und viele ihn geradezu suchen. Anstelle des Spiegleins wird heutzutage das Publikum befragt oder dessen Reaktion gemessen – vom Kaufverhalten bis zu Einschaltquoten. Vergänglicher Lorbeer Wie zweifelhaft und auch vergänglich der Sieg in solchen Beauty Contests sein kann, haben nicht nur die Königin in Schneewittchen erfahren müssen, sondern auch viele “Manager des Jahres”, “Banker of the Year” oder wie auch immer solche Schönheitswettbewerbe gern heißen. Dies wissend, will ich Ihnen, liebe Leser, gleichwohl nicht vorenthalten, dass Sie gerade jene Zeitung lesen, die von der besten Wirtschaftsredaktion Deutschlands gemacht wird. Ja, auch die Börsen-Zeitung hat gerade einen Schönheitswettbewerb gewonnen.Wir haben um ein solches Urteil weder gebeten noch uns dafür beworben. Zum Urteil “Beste Wirtschaftsredaktion Deutschlands” ist aber immerhin nicht irgendein Spieglein gekommen, sondern das Fachmagazin “Wirtschaftsjournalist” auf Basis einer Befragung von 180 Presse- und Kommunikationschefs großer deutscher Unternehmen und Verbände (Heft 03-2019). Und natürlich sind – ganz im Sinne der Eingangsbemerkung – solche Auszeichnungen mit Wertberichtigungen zu versehen. Doch darauf versteht sich diese Redaktion: Siehe die tägliche linke Spalte auf der Kommentarseite. Zum dritten Mal Platz 1Das Urteil der PR-Profis über die gut 50 bewerteten Wirtschaftsredaktionen von Tageszeitungen, Zeitschriften, Nachrichtenagenturen und TV-Sendern wäre keine Erwähnung wert und schon gar nicht an dieser Stelle, wenn es sich um ein Zufalls- oder Einmalereignis handelte. Doch es ist nun das dritte Mal in Folge, dass die Börsen-Zeitung bei dieser seit vielen Jahren stattfindenden Umfrage im Gesamturteil auf dem ersten Platz rangiert, regelmäßig knapp vor der zweitplatzierten “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. Der mehrjährige Drittplatzierte, die Nachrichtenagentur Reuters, verlor ihren Platz auf dem Treppchen in diesem Jahr an Bloomberg. Die in früheren Jahren viertplatzierte “Financial Times” wurde vom “Handelsblatt” verdrängt, das sich nach dem Ausscheiden des früheren Chefredakteurs und Geschäftsführungsvorsitzenden Gabor Steingart in die Gruppe der führenden Wirtschaftsredaktionen zurückkämpft. Glückwunsch!Nicht weniger als das Gesamturteil erfüllt diese Redaktion mit Stolz, dass sie in den Kategorien “Wer arbeitet handwerklich am besten?” und “Wer arbeitet fair?” wie in den Vorjahren auch 2019 wieder mit deutlichem Abstand auf dem ersten Platz landete. Denn im Gegensatz zu den anderen beiden abgefragten Kategorien “Wer hat den größten Einfluss?” und “Was würden Sie als Pflichtlektüre bezeichnen?” sind die Aspekte Fairness und handwerkliche Qualität ausschließlich von der Redaktion selbst zu beeinflussen. Die anderen Aspekte hängen sehr stark von Geschäftsmodell, Zielgruppe, Auflage und Reichweite ab und entziehen sich damit dem direkten Einfluss der Redaktion. Und zur “Pflichtlektüre” der PR-Chefs kann bekanntlich auch werden, wer regelmäßig Falsch- oder Halbwahrheiten verbreitet, die dann von den Kommunikationsabteilungen der Unternehmen richtiggestellt werden müssen. Kritisch, aber fairDie Redaktion der Börsen-Zeitung sieht sich vom Umfrageergebnis in ihren journalistischen Grundsätzen bestätigt. Wir pflegen einen Journalismus, der sich dem Trend zur Boulevardisierung und Skandalisierung entzieht. Was nicht heißt, dass wir Missstände, Fehlentwicklungen und auch Fehlleistungen nicht thematisierten. Aber als Leser wissen Sie, dass in dieser Zeitung keine Schlagzeilen um der Schlagzeilen willen stehen, dass nicht aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird. Fachliche Korrektheit, analytische Tiefe und pointierte Kommentierung – das ist es, was wir unseren Lesern täglich bieten möchten. Qualitätsjournalismus zentralDie Redaktion der Börsen-Zeitung ist sich des Vorzugs bewusst, nicht jedes Thema behandeln und von Anfang an erzählen zu müssen, also auswählen zu können. Als sogenannte Zweitzeitung – unsere Leser informieren sich in aller Regel auch aus überregionalen Tageszeitungen oder allgemeinen Nachrichtenportalen – können wir manches voraussetzen und uns auf die Vertiefung und Einordnung konzentrieren. Wer nicht im Wettbewerb um die knalligere Schlagzeile und den vermeintlichen Scoop steht, sondern mit Hintergrundinformationen den Leser gewinnen will, hat es naturgemäß nicht nur leichter, sich an Grundsätzen des Qualitätsjournalismus zu orientieren, ja es ist sogar zwingende Voraussetzung. Der Leser entscheidetAm Ende geben aber nicht Noten von PR-Profis und Siege bei Schönheitswettbewerben den Ausschlag, ob sich in Zeiten von Fake News, Relotius-Verirrungen und Paid Content auch künftig Qualitätsjournalismus behaupten kann. Die Entscheidung liegt beim Leser und dessen Bereitschaft, für unabhängigen Qualitätsjournalismus zu bezahlen. – c.doering@boersen-zeitung.de——Von Claus DöringFachliche Korrektheit, analytische Tiefe und pointierte Kommentierung: Damit hat sich die Börsen-Zeitung eine Ausnahmestellung erarbeitet.——