Die Cloud versüßt Amazon, Google und Microsoft das Quartal

Kräftiges Wachstum soll gebremste Expansion in angestammten Geschäftsfeldern kompensieren - Amazon-Aktie legt 15 Prozent zu

Die Cloud versüßt Amazon, Google und Microsoft das Quartal

Von Sebastian Schmid, New YorkIn ihren angestammten Kerngeschäftsfeldern kreuzen Amazon, Google und Microsoft kaum die Klingen. Zwar soll Google Shopping Käufern helfen, gesuchte Produkte bei diversen Handelspartnern zu finden und zu kaufen. Mit Amazons Marktplatz kann der Suchgigant aber noch lange nicht konkurrieren. Derweil verzeichnete Microsoft zuletzt zwar ein paar kleinere Erfolge im OnlineSuchgeschäft. Mit Platzhirsch Google kann sich der Softwareanbieter aber nicht messen – ebenso wenig wie dieser mit seinem PC-Betriebssystem Chrome bislang an der Dominanz des Microsoft-Blockbuster Windows kratzen konnte.Während die führenden Rollen in den angestammten Geschäftsfeldern also klar verteilt sind, ist der Wettstreit der Firmen im Wachstumssegment Cloud-Dienstleistungen deutlich ausgeglichener. Als Verlierer muss sich hier noch keiner der Konzerne fühlen. Alle drei Firmen wachsen in dem Bereich rasant, wie die jüngsten Quartalsberichte zeigen.Amazon, die nur selten Details zu einzelnen Geschäftsfeldern preisgibt, meldete für die Cloud-Sparte Amazon Web Services knapp 1,57 Mrd. Dollar Umsatz – ein Anstieg um fast die Hälfte. CEO Jeff Bezos sprach von einem schnell wachsenden “5-Mrd.-Dollar-Geschäft”, wobei er sich wohl auf die zurückliegenden zwölf Monate bezog. Bislang hatten die Schätzungen der Analysten von 5 Mrd. bis 9 Mrd. Dollar Jahresumsatz gereicht, so dass Amazon hier nur das untere Ende der Spanne erreicht. Dass Amazon mit dem Cloud-Geschäft im ersten Quartal lediglich einen operativen Gewinn von 265 Mill. Dollar eingefahren hat, verwundert derweil kaum. Der Onlinehändler ist bekannt dafür, praktisch die gesamten Einnahmen wieder auszugeben und so ständig um den Break-even zu schwanken. Schwer vergleichbarMit 5 Mrd. Dollar Jahresumsatz ist Amazon zwar nicht der größte Cloud-Dienstleister. Bei Cloud-Infrastrukturdiensten hat Amazon aber die Nase vorn (siehe Grafik). Während IBM, die auf 7,7 Mrd. Dollar im Jahr kommt, oder Microsoft mit 6,3 Mrd. Dollar auch über die Cloud bereitgestellte Software hinzuzählen, besteht Amazons Cloud-Geschäft praktisch ausschließlich aus Cloud-Infrastruktur. So ist bei Microsoft etwa Office 365 mit 12,4 Millionen zahlenden Abonnenten ein bedeutender Cloud-Erlösbringer. Echtes Neuland betritt der Konzern aus Redmond (Washington) hier nicht. Stattdessen werden schrittweise bisherige Lizenzkunden zu Cloud-Abonnenten gemacht. Noch weiter fasst IBM die Cloud-Definition. Der mit Microsofts 6,3 Mrd. Dollar vergleichbare Umsatz beträgt nur 3,8 Mrd. Dollar. Eine Teilbereich davon wiederum ist besser mit Amazons 5 Mrd. Dollar vergleichbar.Beim Internetkonzern Google, der wie Microsoft und Amazon am Donnerstag seinen Zwischenbericht vorgelegt hat, ist der Cloud-Umsatz derweil am schwersten zu erfassen. Alles, was nicht zum Kerngeschäft zählt, wird unter “andere Erlöse” summiert, die im zurückliegenden Quartal um 23 % auf 1,75 Mrd. Dollar zugelegt haben. Neben dem Cloud-Geschäft Google for Work finden sich dort auch die Umsätze aus Google Play, dem Äquivalent zu Apples App Store, die Verkaufserlöse der Nexus-Smartphones und -Tablets sowie der Umsatz mit dem Google-TV-Stick Chromecast.Laut Synergy Research Group ist Amazon klarer Marktführer beim Basisgeschäft mit Cloud-Infrastruktur. Google und Microsoft sollen mit Wachstumsraten von 81 % und 96 % allerdings zuletzt aufgeholt haben. Das Motiv für ihr Engagement in der Cloud ist bei den drei Technologieschwergewichten gleich: Ein Wachstumsfeld finden, das die langsamere Expansion im Kerngeschäft zu kompensieren hilft. Bei Amazon ist der Nettoumsatz im Onlinehandel in den ersten drei Monaten noch um 13 % gewachsen. Vor allem international wurde das Geschäft dabei auch vom starken Dollar gebremst. Der Internetkonzern Google hat seine Werbeerlöse um 11 % auf 15,51 Mrd. Dollar gesteigert und wuchs damit im Kerngeschäft etwa halb so stark wie mit sonstigen Aktivitäten. Bei Microsoft stellt sich die Lage etwas schwieriger dar. Die weltweit nachlassende PC-Nachfrage drückt den Umsatz mit dem einstigen Wachstumstreiber Windows. Der Umsatz mit professionellen Anwendern schrumpfte im ersten Quartal um ein Fünftel. Bei Privatkunden ging er sogar um ein Viertel zurück, wurde aber durch starkes Wachstum mit Office 365 mehr als kompensiert.Die Anleger reagierten begeistert auf das Cloud-Wachstum bei Amazon und Microsoft, deren Aktien am Freitag bis zum frühen Nachmittag um 15 % und 9 % hochsprangen. Die Google-Titel legten um 3 % zu.—– Personen Seite 12