Die CO2 -Revolution

Metzler: Steigender Preis nützt Nordex, Senvion, SMA Solar und RWE

Die CO2 -Revolution

Der stark steigende CO2 -Preis wird die Welt der Energiekonzerne kräftig durcheinanderwirbeln. Zunächst wirft Strom aus Sonne und Wind wieder mehr Gewinn ab. Erst ersetzt Gas die Atomkraft in Deutschland, dann verdrängt es die Kohle. Das sind die wichtigsten Effekte, die das Bankhaus Metzler erwartet.cru Frankfurt – Seit Jahresbeginn hat sich der Preis für Kohlendioxidemissionsrechte mehr als verdoppelt auf derzeit 16 Euro je Tonne CO2. Für die EU bedeutet das Einnahmen von jährlich rund 16 Mrd. Euro. Bis 2030 sinkt die Zahl der Zertifikate um jährlich 2,2 % von 1,9 Mrd. auf 1,3 Mrd. Einheiten. Da gleichzeitig die Nachfrage steigt, weil Atomkraft in Deutschland vor allem durch Gas ersetzt wird, dürfte der Preis aller Voraussicht nach weiter klettern. Als Gewinner dieser Entwicklung sieht das Bankhaus Metzler vor allem einige Unternehmen aus der Windkraft- und Solarbranche: Den beiden Winkraftanlagenherstellern Nordex und Senvion sowie dem Wechselrichterhersteller SMA Solar und dem Stromerzeuger RWE werde das strengere CO2-Regime in die Hände spielen, meint Analyst Guido Hoymann. Der steigende CO2-Preis werde den Strompreis voraussichtlich so stark in die Höhe treiben, dass die Ökostromerzeuger einen Zusatzgewinn über ihre feste und staatlich garantierte Einspeisevergütung hinaus einstreichen können. Ab 2020 werde die Einspeisevergütung voraussichtlich unter den Großhandelspreis für Strom an der Börse sinken – es wird die sogenannte Netzparität erreicht. “Dann brauchen wir keine Förderung mehr. Es wird sich für eine Weile wieder sehr stark lohnen, in neue Windräder und Solaranlagen zu investieren”, sagt Hoymann.Bei RWE – dem künftig drittgrößten Ökostromerzeuger in Europa hinter Iberdrola und Enel – kommt noch ein positiver Sonderfaktor hinzu: Bis 2022 verfügt der Konzern noch über einige Atomkraftwerke, an denen das Unternehmen bei einem höheren Strompreis umso besser verdient. “Von 40 Euro, die die Megawattstunde voraussichtlich bald kosten wird, sind dann 20 Euro Gewinn”, schätzt Hoymann. Für RWE werde sich der Zusatzgewinn aus den auslaufenden Atomkraftwerken bei einem steigenden Strompreis auf rund 340 Mill. Euro belaufen. Beschleuniger der WendeIndirekt wirkt der CO2-Preis als Beschleuniger der Energiewende: “Die Politik wünscht sich, dass Kohlekraftwerke durch den hohen CO2-Preis aus dem Markt gedrängt werden”, sagt Hoymann. Entscheidend dafür ist die Gas-Kohle-Parität: Bei einem CO2-Preis von 36 Euro je Tonne entsprechen die Kosten von Kohlestrom denen von Strom aus Gas. Steigt der CO2-Preis über diese Marke, dann wird Kohle durch Gas verdrängt. Das liegt daran, dass für eine Megawattstunde Strom aus Kohle rund eine Tonne CO2 ausgestoßen wird. Für dieselbe Menge Strom aus Gas ist es dagegen nur rund eine halbe Tonne. Gas verursacht also geringere CO2-Kosten.Gleichzeitig sinken sukzessive die Kosten für die Errichtung neuer Windräder und ihr Ertrag nimmt zu. Ursache dafür sind technische Neuerungen, die jedes Jahr für einen Effizienzgewinn von etwa 7,5 % sorgen. Schon will der Energiekonzern EnBW einen Meereswindpark in der Ostsee errichten, der ganz ohne Subventionen auskäme.Die CO2-Preis-Rally bedeutet allerdings nicht, dass konventionelle Kraftwerke auf absehbare Zeit ganz vom Markt verschwinden könnten. Schließlich schwankt der Anteil des Stroms, der aus Wind und Sonne erzeugt wird, je nach Tag und Jahreszeit zwischen 0 und 100 % der Gesamtmenge. Einen vollständigen Ausstieg aus Braunkohle und Steinkohle hält Hoymann deshalb nicht weit vor dem Jahr 2040 für möglich.Am wenigsten Freude dürften die Stromverbraucher am steigenden CO2-Preis haben: Ihre Stromrechnung wird – zusätzlich zu allen Steuern und Umlagen – weiter wachsen.