Onshore-Zubau verfehlt Ziele

Die deutsche Windenergiebranche schwächelt

Der Zubau neuer Windenergie-Anlagen an Land dürfte in diesem Jahr seine Ziele deutlich verfehlen. Hoffnung macht der Branche aber, dass die Genehmigungsverfahren im ersten Halbjahr auf Rekordniveau waren.

Die deutsche Windenergiebranche schwächelt

Deutsche Windenergiebranche schwächelt

Onshore-Zubau bislang ein Fünftel unter Vorjahr – Genehmigungen aber auf Rekordniveau

ahe Berlin

In Deutschland sind im ersten Halbjahr 250 neue Windräder an Land gebaut worden, die auf eine Leistung von 1,3 Gigawatt (GW) kommen. Dieser Wert lag um 19% unter dem entsprechenden Vorjahreswert, wie der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Energieanlagenbau-Verband VDMA Power Systems mitteilten. Nach Abzug von Stilllegungen blieb netto ein Zubau von 929 Megawatt übrig. Die installierte Onshore-Leistung in der deutschen Windenergie stieg damit in den ersten sechs Monaten nur leicht um 1,5% auf jetzt 61,9 GW.

Die Verbände räumten ein, dass die Branche den Zubauzielen hinterherhinkt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2023 sieht für dieses Jahr eigentlich einen Ausbau der installierten Leistung auf 69 GW vor. Die Branche selbst hatte zu Jahresbeginn einen Zubau von bis zu 4,1 GW prognostiziert, der nun auch schwer zu erreichen sein dürfte. Der EEG-Ausbaupfad sieht für die Jahre ab 2025 eigentlich einen jährlichen Zubau von mindestens 10 GW vor, damit sich die installierte Onshore-Leistung bis 2030 noch auf 115 GW nahezu verdoppelt.

Sondereffekte bremsen Onshore-Zubau im ersten Halbjahr

Ausgebremst wurde der Bau neuer Windräder an Land im ersten Halbjahr von Sondereffekten wie dem schlechten Wetter. Insbesondere der starke Wind im April verursachte technische Probleme. Hinzu kam aber auch die Sperrung einer wichtigen Autobahn, die Schwertransporte zeitweise unmöglich machte. Die Branchenverbände klagen zugleich weiter über langsame Genehmigungsverfahren für Großraum- und Schwertransporte sowie über zu geringe Flächenausweisungen für den Zubau.

China-Konkurrenz im Fokus

VDMA-Geschäftsführer Dennis Rendschmidt betonte vor der Presse, die Hersteller der Windräder könnten ihre Kapazitäten bei Bedarf hochfahren, um die ambitionierten Ausbauziele zu erreichen. Die Politik müsse die Unternehmen aber auch bei ihrer Forderung nach fairen Wettbewerbsbedingungen unterstützen. Es bedürfe insbesondere gegenüber der chinesischen Konkurrenz ein Level Playing Field, so Rendschmidt. „Wir müssen souveräne Lieferketten in der Windindustrie erhalten und stärken." Um Energiesicherheit zu gewährleisten, müsse zudem Cybersicherheit für alle Unternehmen als verbindlich gelten.

Hoffnung macht der Branche aktuell, dass die Genehmigungsverfahren erstmals seit Jahren schneller verlaufen. BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek verwies darauf, dass sich sowohl die Neugenehmigungen als auch die Zuschläge in den Ausschreibungsrunden im ersten Halbjahr auf Rekordniveau befunden haben. Die Neugenehmigungen kletterten gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum sogar um ein Drittel auf 4,8 GW. Dieser positive Trend müsse nun über die Legislaturperiode hinaus „dynamisiert und verstetigt werden“.

Mit Windrädern an Land wurden in Deutschland von Januar bis Juni 60 Terawattstunden Strom erzeugt (plus 5%). Onshore-Wind hatte damit einen Anteil von 27% an der deutschen Stromerzeugung. Hinzu kamen 6% durch Windräder in der Nord- und Ostsee. Die Offshore-Kapazitäten betragen aktuell 8,9 GW.

Kommentar Seite 2
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.