IM GESPRÄCH: STEFAN EISHOLD, ARCUS CAPITAL

"Die Gründer bleiben länger dabei"

Münchener Beteiligungsgesellschaft setzt auf Nachfolgesituationen und Teilexits der Unternehmenseigner

"Die Gründer bleiben länger dabei"

Übernehmen, restrukturieren, zerlegen – so geht Arcus Capital nicht vor. Das fünfköpfige Team der Münchener Beteiligungsgesellschaft sucht vor allem gut funktionierende kleine Mittelständler, die in einer unklaren Nachfolgesituation sind, wie Gründer und CEO Stefan Eishold im Gespräch erläutert. Von Sebastian Schmid, Frankfurt”Wir sind gerade mitten in der Welle ungelöster Nachfolgeregelungen. Viele Firmengründer aus der Nachkriegszeit machen sich jetzt Gedanken darüber, wer das Unternehmen weiterführen soll”, befindet Stefan Eishold, CEO und Gründer der Münchener Beteiligungsgesellschaft Arcus Capital. Zwar werde darüber bestimmt schon 15 Jahre gesprochen. Viele Gründer dieser Generation hätten sich aber nicht wie erwartet mit 60 Jahren zurückgezogen, sondern fühlten sich oft auch über 75 Jahre hinaus noch fit genug. “Die Gründer bleiben länger dabei als erwartet”, sagt Eishold. Daher sei das Thema mit etwas Verzögerung gekommen.Seit 2014 hat Arcus insgesamt neun Käufe und einen Verkauf getätigt. Dabei geht die Beteiligungsgesellschaft meist mit 50 % Eigen- und 50 % Fremdkapital rein und hat dabei laut Eishold den Einsatz – basierend auf derzeitigen Bewertungen – mehr als verdreifacht. Aktuell habe man Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 275 Mill. Euro im Portfolio, “die eine Umsatzrendite von durchschnittlich mehr als 10 % erwirtschaften”, wie Eishold im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutert. Nachhaltigkeit im FokusIn einer Anfang der Woche mitgeteilten Transaktion hat Arcus gemeinsam mit BE Beteiligungen Fonds die Mehrheit am Modeunternehmen Lässig GmbH übernommen. Das Unternehmen mit Sitz im südhessischen Babenhausen vertreibt nachhaltige Textilien und Accessoires für Babys, Kleinkinder und Eltern. Die drei geschäftsführenden Gesellschafter Claudia Lässig, Stefan Lässig und Karin Heinrich bleiben an Bord und beteiligen sich wesentlich an der gemeinsamen Holding. “Lässig passt perfekt zu uns. Das Unternehmen zeichnet sich durch tolle Produkte aus und setzt sich sehr glaubwürdig für Nachhaltigkeit und einen fairen Umgang mit Mitarbeitern ein”, sagt Eishold. Auch wenn Nachhaltigkeit aktuell besonders im Fokus steht, hat das Thema für Eishold nicht erst neuerdings Bedeutung erlangt. “Soziale Verantwortung, Umweltverträglichkeit und Mitarbeiterrechte sind für uns keine neuen Themen. Darauf haben wir schon immer geachtet”, erklärt er. Kein RestrukturiererBei Lässig setzt man auf Nachhaltigkeit sowohl bei den Materialien als auch beim Produktionsprozess. Arcus unterstützt das Management ihrer Beteiligungen stets auch aktiv. Lässig soll etwa bei der Weiterentwicklung der Digitalstrategie und des Online-Geschäfts geholfen werden. Insgesamt unterstützt ein Team von nur fünf Personen die Unternehmen bei strategischen Themen. “Wir können uns zu fünft auch deshalb aktiv gut um die Unternehmen kümmern, weil diese gut laufen”, sagt Eishold. “Ein Restrukturierungsinvestor braucht natürlich deutlich mehr Leute als wir.” Der Anlagehorizont bei Arcus beträgt etwa fünf bis sieben Jahre, aber bei manchem cash-flow-starken Unternehmen ist ein Verkauf auch gar nicht geplant, wie Eishold einräumt.Anders als andere Beteiligungsgesellschaften setzt Arcus keinen Fonds auf, der dann investiert wird, sondern arbeitet rein projektgetrieben. Wenn das Team ein Übernahmeziel ausgemacht hat, kann es mittlerweile auf ein Netzwerk von gut 30 Co-Investoren zurückgreifen, mit denen Arcus in der Vergangenheit schon zusammengearbeitet hat. Probleme, genug Eigenkapital für die üblicherweise zur Hälfte aus eigenen Mitteln finanzierten Transaktionen zu finden, gibt es laut Eishold nicht. “Bei einem Börsengang würde man sagen, wir sind meistens klar überzeichnet.”Dabei sieht man sich ausschließlich nach Deals in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) um. Zu versuchen, einen guten Deal in Frankreich oder Italien zu erzielen, ergebe wenig Sinn. “Da gibt es auch gut informierte Investoren. Warum sollten wir investieren, wo die Risiken für uns automatisch größer sind?”