LESERBRIEF

Die klassische Jahres-PK hat ausgedient

Kosten- und Zeitdruck verlangen neue Wege

Die klassische Jahres-PK hat ausgedient

Zur Kolumne “Unterm Strich” von Claus Döring mit dem Titel “Wenn die Pressekonferenz sich ins Netz verabschiedet” in der Börsen-Zeitung vom 8.11.2014Wir haben vor zwei Jahren eine umfassende Studie bei Infas in Auftrag gegeben, um Journalisten zu ihrem sich teils massiv verändernden Arbeitsumfeld zu befragen. Unsere übergeordnete Fragestellung lautete sinngemäß: Wie können wir unsere Kommunikationsarbeit in Richtung Medien optimieren, ohne dass dies als ungebetene Beeinflussung aufgefasst wird? Knapp 20 unserer Key-Journalisten wurden in größtenteils persönlichen Interviews befragt. Hinzu kam eine Online-Befragung.Wichtige Ergebnisse der Studie – und die werden Sie nicht überraschen: Journalisten haben immer weniger Zeit für persönliche Kontakte, es gibt immer weniger Budget für Dienstreisen. Aber gleichzeitig sollen immer mehr möglichst exklusive Themen entdeckt, bearbeitet und kontinuierlich fortgeschrieben werden, zunehmend online. Deshalb wurde unter anderem steigender Bedarf an – exklusivem – Zugang zu Vorstandsmitgliedern adressiert sowie die steigende Nachfrage nach Bewegtbild (Video) für Online-Nutzung.Eine typische Aussage in der Studie, ebenso wie uns in persönlichen Gesprächen vermittelt, lautet sinngemäß: “Wenn ich von meinem Chef budgetbedingt nur einen Reisetag jährlich für Continental-Themen genehmigt bekomme, dann nutze ich den lieber für ein Vorstandsinterview oder ein Event, bei dem neue Technologien vorgestellt werden, als für eine klassische Jahres-PK. Das bringt deutlich mehr.” Das Zitat des Wirtschafts-Chefs einer renommierten überregionalen deutschen Tageszeitung mit Wirtschaftskompetenz lautete: “Eine klassische Jahres-PK ist bei uns keine Zeile mehr wert.”Basierend auf diesen Bewertungen haben wir unsere Optionen entwickelt und entsprechend in diesem Frühjahr anlässlich unseres Jahres-PK die Journalisten gefragt – und zwar anwesende wie ferngebliebene: Bevorzugen Sie eine Jahres-PK mit persönlicher Anwesenheit oder reicht Ihnen eine virtuelle PK aus? Die Antworten lassen sich etwa wie folgt clustern: Nachrichtenagenturen mit einem entsprechenden Korrespondentennetz bevorzugen persönliche Anwesenheit, Tageszeitungen machen es davon abhängig, ob sie einen Korrespondenten am Ort der PK verfügbar haben, ansonsten sprechen sie sich für die virtuelle Variante aus. Fachmedien sind nahezu einmütig für eine virtuelle PK. Auf dieser Basis haben wir uns für eine virtuelle Jahres-PK und ein völlig neues Format entschieden: Es soll mehr Inhalte und dafür keine klassische Rede mehr geben – die Journalisten erfahrungsgemäß oft als formalen Akt eher geduldig als hochinteressiert verfolgen. Für Fragen und Antworten soll unverändert viel Zeit zur Verfügung stehen.Wir haben bisher bei unseren Pressekonferenzen keine Fragen “abgewürgt” und wollen das auch künftig nicht tun. Die Reaktion des Befragten auf eine unangenehme Frage lässt sich eigentlich am Bildschirm ebenso gut beobachten wie “direkt” in einem großen Tagungssaal.Wenn wir von fortgesetztem Dialog sprechen, dann meinen wir das genau so: Wir planen nicht nur eine neue Gesprächsrunde für Journalisten mit unserem Vorstandsvorsitzenden, unserem Finanzvorstand und unserem Personalvorstand im Frühjahr 2015. Wir laden zudem im Juni 2015 zu unserer TechShow ein, um Einblicke in unsere Forschung und Entwicklung zu geben, inklusive Gesprächen mit dem Top-Management. Und wir laden unverändert im Spätsommer 2015 Journalisten zu unserem “Media-Barbeque” ein. Dort können Hintergrundgespräche mit allen unseren Vorständen geführt und Folgetermine z. B. für Interviews vereinbart werden. Hinzu kommen die kontinuierlichen “Standard”-Interviewtermine unserer Vorstandsmitglieder. Wir freuen uns darüber, dass auch die “Börsen-Zeitung” alle Angebote gerne und regelmäßig nutzt!Als eines der wenigen Dax-Unternehmen bieten wir darüber hinaus zur Veröffentlichung unserer Quartalszahlen statt eines zentralen Calls für Journalisten individuelle Telefonate mit unserem Finanzvorstand Wolfgang Schäfer an. (…) Damit ermöglichen wir Bandbreite, Tiefe und Vielfalt gleichermaßen. 16 solcher Kontakte von je 10 Minuten Dauer waren es übrigens jüngst am 4. November.”Unter dem Strich” drücken Sie Ihre Sorge über einen möglichen Qualitätsverlust aus. Genau diese Sorge treibt uns auch um, allerdings erscheint bei uns “unter dem Strich” von anderer Warte aus betrachtet auch eine andere Schlussfolgerung. Wir gehen deshalb neue Wege und sind auf die Anregungen und Erfahrungen durch die entsprechend veränderten Perspektiven entlang des Weges schon sehr gespannt. Hannes Boekhoff, Vice President Media Relations/ Leiter Unternehmenskommunikation, Continental AG