CEBIT

Die Musik spielt woanders

Erst das Aus für die "Lindenstraße" nach 33 Jahren und jetzt das: Nach 32 Jahren wird der Stecker für die Cebit in Hannover, einst eine der weltgrößten Messen für Informationstechnologie, gezogen. Der Betreiber, die Deutsche Messe AG, liefert mit...

Die Musik spielt woanders

Erst das Aus für die “Lindenstraße” nach 33 Jahren und jetzt das: Nach 32 Jahren wird der Stecker für die Cebit in Hannover, einst eine der weltgrößten Messen für Informationstechnologie, gezogen. Der Betreiber, die Deutsche Messe AG, liefert mit dem Ende der jährlichen Veranstaltung, die zu Spitzenzeiten 850 000 Besucher anlockte, nur einen weiteren Beleg für einen schon länger anhaltenden Trend. Denn Informations- und Kommunikationstechnik ist längt keine isolierte Branche mehr. Hard-, Soft- und Sonstware sind integriert in nahezu sämtliche Anwendungsgebiete und Lebensbereiche. Nun soll die Cebit – das Akronym für Centrum für Büroautomation, Informationstechnologie und Telekommunikation – wieder in der Hannover Messe aufgehen, aus der heraus sie einst gegründet worden war und die zeitweise in ihrem Schatten gestanden hatte. Das ist auch angebracht in Zeiten von Digitalisierung, Industrie 4.0 und der Vernetzung professioneller Anwendungen. Nahezu alle Branchenfachmessen werden von diesen Themen längst beherrscht. Eine Messe, die nur die Aufmerksamkeit auf ohnehin schon Allgegenwärtiges lenken soll, ist ein Anachronismus und hat ausgedient. So wenig wie der klassische PC in Zeiten von Smartphones und Tablet-Rechnern wieder die zentrale Rolle in der digitalen Kommunikation einnehmen wird, so wenig kann die Cebit in der heutigen Zeit zu alter Bedeutung zurückfinden. Sie ist Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden.Und für Privatanwender, in die der Messebetreiber bis zuletzt Hoffnungen gesetzt hatte mit einer in die Sommermonate verlegten Produktschau, spielt die Musik längst anderswo – etwa auf der Gamescom in Köln. Zu dieser weltgrößten Computer- und Videospielemesse kamen 2018 gut 370 000 Gäste. Zum Vergleich: Auf der Cebit waren es 120 000. Die Unterhaltungselektronik ist längst in Richtung IFA nach Berlin abgewandert, die Mobiltelefonie nach Barcelona. Und für Profis sind Digitalthemen auf der Hannover Messe ohnehin besser aufgehoben. In der Messelandschaft vollziehen sich getrieben von disruptiven Technologien enorme Veränderungen. So haben auch deutsche Hersteller wie Audi, BMW und Daimler der nächsten Detroit Motor Show im Januar eine Absage erteilt – und das nicht, weil sie befürchten, an der Grenze zu den USA verhaftet zu werden. Mit Blick auf den technologischen Wandel ist die eine Woche vor Detroit in Las Vegas stattfindende Elektronikmesse CES für die Hersteller wichtiger geworden.