Die nächste Monsanto-Affäre
Bayer wird erneut von der Vergangenheit von Monsanto eingeholt. Diesmal ist die französische Staatsanwaltschaft involviert. Der US-Konzern hat Listen von Unterstützern und Widersachern anfertigen lassen, um gezielt Einfluss zu nehmen. Bayer distanziert sich von diesen Geschäftspraktiken. ab Düsseldorf – Monsanto hat seit 2015 Listen über Stakeholder – allen voran Politiker und Journalisten – anfertigen lassen, um die eigenen Geschäftsinteressen voranzubringen. Diese Geschäftspraktik ist jetzt in Frankreich publik geworden und beschäftigt inzwischen die dortige Staatsanwaltschaft. Matthias Berninger, der seit Jahresbeginn für Bayer den Bereich Public Affairs leitet, geht allerdings davon aus, dass ähnliche Listen auch in anderen Ländern der EU angefertigt wurden. Inwieweit dabei lediglich gegen ethische Grundsätze oder auch gegen Gesetze verstoßen wurde, ist derzeit noch nicht klar, wie Berninger vor der Presse sagte. Diese Form des Umgangs mit Stakeholdern sei mit dem, wofür Bayer stehe, nicht in Einklang zu bringen. “Wir bitten daher um Entschuldigung”, machte Berninger den Kotau. Erst seit Freitag, als die ersten Geschichten in französischen Medien auftauchten, sei er selbst mit dem Thema vertraut.Welchem Anfangsverdacht die Staatsanwaltschaft nachgehe, wollte Berninger ebenso wenig sagen wie über rechtliche Folgen spekulieren. Bayer werde die Staatsanwaltschaft vollumfänglich unterstützen. “Das ist keine Floskel, sondern ein Committment”, betonte Berninger. Vermutlich geht es um mögliche Verstöße gegen Datenschutzgesetze.Bayer will nun eine externe Kanzlei beauftragen, die das von Monsanto angestoßene Projekt untersuchen und die erhobenen Vorwürfe bewerten soll. Zugleich werde die Anwaltskanzlei, die noch nicht ausgewählt ist, allen in den Listen aufgeführten Personen Auskunft darüber geben, welche Informationen von ihnen gespeichert wurden. Ziel von Bayer sei es, “maximale Transparenz” zu schaffen. In einem ersten Schritt hat Bayer daher die Zusammenarbeit mit den involvierten PR-Agenturen – Fleishman Hillard war die Leitagentur – auf Eis gelegt, wie es heißt. Weitere interne und externe Konsequenzen würden geprüft. Der für das Projekt zuständige Manager habe Monsanto kurz nach Abschluss der Übernahme durch Bayer verlassen, allerdings nicht aus diesem Grund.Das sogenannte Stakeholder-Mapping-Projekt steht im Zusammenhang mit der in der EU hoch umstrittenen Zulassungsverlängerung des Unkrautvernichters Glyphosat. Dessen Zulassung wäre eigentlich Mitte 2016 ausgelaufen. Da sich die EU-Staaten zunächst jedoch nicht einigen konnten, gab es eine Übergangsfrist von 18 Monaten. Erst Ende 2017 erteilte die EU die Zulassung um weitere fünf Jahre. Auch wenn derzeit noch der Gesamtüberblick fehle, lasse sich heute schon sagen, dass Monsanto in einer Reihe von Fällen “nicht den Ball gespielt hat, sondern auf den Mann oder die Frau gegangen ist”, zog Berninger die Parallele zum Fußball.