Die Neuerfindung von Eon nimmt Konturen an
Knapp eineinhalb Jahre nach der Ankündigung ist Eon auf die Zielgerade bei der geplanten Aufspaltung eingebogen: Sechs Wochen vor der entscheidenden Hauptversammlung präsentierte der Versorger zusammen mit seiner Kraftwerksgesellschaft Uniper die finanziellen Details und die Equity Story zur Abspaltung. Eon selbst will ein Dividendentitel bleiben und verspricht stabile Erträge in wachsenden Märkten.ahe Düsseldorf – Der Energiekonzern Eon will sich im Zuge des geplanten Spin-off zunächst von 53,35 % der Uniper-Anteile trennen. Vorstandschef Johannes Teyssen kündigte vor Investoren in London an, Eon werde die übrigen Anteile mindestens bis Ende 2017 halten, da sonst empfindliche Steuerzahlungen drohten. Anschließend würden Aktien je nach Marktlage veräußert. Mittelfristig werde Eon komplett bei Uniper aussteigen, bekräftigte Teyssen. Mit den gut 53 % sei eine hinreichende Liquidität der Uniper-Aktie an der Börse gewährleistet.Im Zuge des Spin-off, das im zweiten Halbjahr vollzogen werden soll, ist ein Ausgabeverhältnis von zehn zu eins geplant. Eon-Aktionäre erhalten also für jeweils zehn Eon-Aktien zusätzlich eine Uniper-Aktie in ihr Depot eingebucht. Vor dieser Transaktion muss allerdings am 8. Juni auch noch die Eon-Hauptversammlung grünes Licht geben. Nötig wird dann eine Zustimmung von 75 %. Teyssen zeigte sich zuversichtlich, dass diese Quote auch erreicht wird. Mit dem Spin-off seien schließlich für beide Unternehmen bessere Zukunftsperspektiven als in der alten Struktur verbunden, betonte er. In den letzten Jahren hätten sich zwei Energiewelten entwickelt, die sich immer deutlicher voneinander unterschieden. Und diese neuen Märkte verlangten nach unterschiedlichen unternehmerischen Herangehensweisen, so der Eon-Chef.Eon selbst wird sich künftig auf die drei Bereiche Verteilnetze (Energy Networks), Vertrieb (Customer Solutions) und erneuerbare Energien (Renewables) konzentrieren und damit nach eigener Einschätzung “in wachsenden Zukunftsmärkten mit stabilen Ertragsaussichten” unterwegs sein. Den Investoren will sich der Konzern auch künftig als ein Dividendentitel präsentieren. Finanzvorstand Michael Sen kündigte für die Zukunft eine Ausschüttungsquote von 40 bis 60 % des nachhaltigen Konzernüberschusses an. Die Dividendenpolitik ist Teil eines neuen mittelfristigen Finanzrahmens, an dem der Eon-Vorstand künftig seine Entscheidungen ausrichten will.Dieser sieht auch eine Kapitalstruktur vor, die ein Rating im soliden Investment Grade von “BBB+/Baa1” unterstützt. Auch die Verschuldungspolitik ordnet sich diesem Ziel unter. Eigene Zielgrößen für die Nettoverschuldung oder den Verschuldungsfaktor gibt es nach Angaben von Sen künftig nicht. Ohnehin kommt Eon aktuell nur noch auf eine wirtschaftliche Nettoverschuldung von knapp 21 Mrd. Euro, von denen der überwiegende Teil Pensions- und vor allem Atomrückstellungen sind. Die Nettofinanzverschuldung beträgt nur noch rund 100 Mill. Euro. Tendenziell werden die Schulden in diesem Jahr allerdings wieder steigen, wie Finanzchef Sen prognostizierte. Dies liege unter anderem an den Auswirkungen des Niedrigzinsumfeldes. Kaum NettofinanzschuldenWie es mit den Atomrückstellungen weitergehen wird, wollte Vorstandschef Teyssen noch nicht prognostizieren. Am heutigen Mittwoch legt die Atomkommission ihren Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung vor (siehe unten stehenden Bericht). Teyssen verwies lediglich darauf, dass er den Eindruck habe, dass alle Seiten an tragfähigen Lösungen interessiert seien. Eon hatte auf Druck der Politik die deutschen Atomkraftwerke wieder ins Portfolio nehmen müssen, die nun als Nichtkerngeschäft geführt werden.Beim Ergebnis je Aktie strebt Eon in den nächsten Jahren eine kontinuierliche Verbesserung um 5 bis 10 % pro Jahr an. Zum neuen Finanzrahmen gehören zudem eine Cash Conversion Rate von mindestens 80 %, die Rentabilität des Kapitaleinsatzes mit einem Roce von 8 bis 10 % und ein neues Vergütungsmodell für das Management. Dieses orientiert sich kurzfristig am Ergebnis je Aktie und langfristig auch an einem Vergleich mit Wettbewerbern, wie Teyssen erläuterte. Zudem seien Haltefristen für Aktien vereinbart worden. Eon erfindet sich nach den Worten von Finanzvorstand Sen gerade neu. 2016 werde das Jahr des Übergangs und des Neustarts sein, sagte er. Im Gegensatz zu Uniper (siehe Bericht unten) plant Eon aber keine weiteren größeren Desinvestitionen. Allerdings könnte es im Zuge der Kapitalrotationsstrategie im Bereich der erneuerbare Energien dazu kommen, dass auch künftig Beteiligungen an Projekten wie Windparks an andere Investoren veräußert werden.