KommentarÜbernahme in der Softwareindustrie

Die neun Leben der Software AG

Der Finanzinvestor Silver Lake bekommt Software AG fast zum Schnäppchenpreis, die Folge eines Kursverfalls durch eine Strategie, die mit dem schnelllebigen Technologiesektor nie recht Schritt halten konnte.

Die neun Leben der Software AG

Softwareindustrie

Die neun Leben
der Software AG

Von Heidi Rohde

Ein radikaler Umbau, wie ihn die Software AG nötig hat, verträgt sich schwerlich mit einem Großaktionär und Publikum, die auf sichere Dividenden schielen.

Die Versuche der Software AG, sich aus der Abhängigkeit ihrer überkommenen Datenmanagementsoftware für Großrechner zu befreien und neue Wachstumsfelder zu erschließen, sind Legion. Doch während das mehrfach totgesagte Altgeschäft offenbar die neun Leben einer Katze besitzt und auch nach Stagnationsphasen bisher immer wieder auf die Füße kommt, konnte das jüngste Transformationsprogramm “Helix” dem derzeit unter Digital Business firmierenden “Zukunftsgeschäft” kein nachhaltiges Leben einhauchen. Jetzt will die US-Investmentgesellschaft Silver Lake, die über eine Wandelanleihe bereits 344 Mill. Euro in das Unternehmen investiert hat, den neuen Anlauf komplett in Eigenregie übernehmen. Der auf den Technologiesektor spezialisierte Finanzinvestor nutzt den seit dem Kurssturz Anfang Februar dümpelnden Aktienkurs für seine Übernahmeofferte und hat dafür nicht nur die Zustimmung des ratlosen Vorstands, sondern auch die Unterstützung der Software AG Stiftung gewonnen, die das Gros ihrer Anteile für den gebotenen Preis von 30 Euro je Aktie verkaufen will.

Der Großaktionär hat nach den wiederholten Schwächeanfällen keine Freude mehr an seinem Asset, zumal er auf Betreiben von Silver Lake die Streichung der Dividende hinnehmen musste. Dies dürfte auch für die außenstehenden Aktionäre ein überzeugendes Argument sein, die endlosen Klimmzüge des Unternehmens zum Aufbau neuer Wachstumskräfte lieber nicht weiter zu begleiten und stattdessen die gebotene Kursprämie zu vereinnahmen. Gut möglich, dass sich das krisenanfällige Börsenleben der Software AG dem Ende zuneigt.

Der Finanzinvestor schluckt das zweitgrößte deutsche Softwareunternehmen zu einer Bewertung, die dem 11,6-fachen operativen Ergebnisses von 2022 entspricht, für ein Softwareunternehmen nicht sonderlich üppig, selbst vor dem Hintergrund der auch im Tech-Bereich gesunkenen Bewertungen. Die Übernahme ist das Ergebnis einer Strategie, die mit den schnelllebigen Umbrüchen des Sektors nicht Schritt halten konnte. Dass die Umstellung auf die Cloud finanzieller Kraftakt ist, hat hierzulande schon SAP erkennen müssen. Die Software AG kann sich mit dem Dax-Konzern aber nicht messen. Für sie konnte eine Neuausrichtung nicht gelingen, wenn gleichzeitig die Interessen einer stark auf Dividenden fokussierten Aktionärsbasis berücksichtigt werden sollten.

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