Die Rückkehr der Klapphandys
Von Heidi Rohde, zzt Barcelona
Zwar hat auch die legendäre Modellreihe des Motorola-Klapphandys Razr den Niedergang des einst weltweit zweitgrößten Handy-Herstellers nicht verhindern können, aber die heutige Smartphone-Branche hofft auf eine Belebung des Geschäfts durch „etwas erkennbar Neues“, wie Gartner Expertin Annette Zimmermann es nennt. Sie spricht vor dem Hintergrund der Neuvorstellungen auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona von einem „Boom in der Nische“. Produkte wie das Samsung Flip und das Samsung Foldable, die 2020 an den Start gegangen waren, bekommen nun mehr und mehr Gesellschaft durch andere Newcomer wie zum Beispiel das „Fold ´n Roll“ des chinesischen Herstellers TCL. Auch die ebenfalls chinesischen Schwergewichte Xiaomi und Oppo warten mit entsprechenden Geräten auf. Xiaomi verlässt sich allerdings auch auf bewährte Features wie Fortschritte bei der Kameratechnik. In der neuen Xiaomi-13-Reihe, die nun in Europa aufden Markt kommt, setzt das Unternehmen auf eine Kooperation mit Leica Camera. Dem Kamerahersteller war infolge der Sanktionen gegen Huawei, deren Smartphones in Europa keine Rolle mehr spielen, der wichtige Partner abhanden gekommen.
Die bisherige Absatzentwicklung von Foldables kann sich sehen lassen, im Gegensatz zum Gesamtmarkt. Während der Smartphone-Absatz im vergangenen Jahr um mehr als 10% eingebrochen ist, haben Foldables die Verkäufe mehr als verdoppelt. Auch in den kommenden Jahren rechnet Gartner mit prozentual deutlich zweistelligen Sprüngen. Unterdessen soll der Gesamtmarkt im laufenden Jahr nochmals um 4% rückläufig sein, bevor sich 2024 ein neuer Wachstumspfad erschließt.
Wie so oft wartet die Branche dabei auch auf Impulse von einem, der in Barcelona nie auftaucht. Gerüchten zufolge will Apple ihr eigenes fodable iPhone im September vorstellen. Dann könnte die Kategorie nochmals einen neuen Schub bekommen.
Derzeit wird die Nachfrage vor allem im mittleren Preissegment stark von der Inflation und der schwachen Konjunktur getroffen. Der bisher eher auf diese Kundengruppen spezialisierte chinesische Anbieter Honor tritt dagegen mit einem Feuerwerk von Neuheiten an. Das Unternehmen hat auf dem MWC das neueste faltbare Honor Magic Vs und das brandneue Flaggschiff der Magic 5-Serie vorgestellt. Die Firma, die als einstige Marke von Huawei nun selbstständig ist und deshalb bisher nicht von den umfasseden US-Sanktionen gegen den einstigen Mutterkonzern getroffen, kann ihren Kunden die mit der Google-Systemsoftware Android verbundenen Programme wie Maps oder Youtube bieten. Während sich in Deutschland zuletzt ein Trend zu einem längeren Produktlebenszyklus von hochpreisigen Smartphones wie iPhone und Samsung Galaxy abzeichnete, ist dies global eher in der mitteleren Preisklasse zu spüren, wie Zimmermann betont. „Einkommensschichten, die von der Inflation besonders getroffen sind, behalten die Geräte, bis es nicht mehr geht“.
Die Branche versucht indes dabei auch aus der Not eine Tugend zu machen und bei ihrer Produktoffensive stärker auf Nachhaltigkeit zu setzen. Neben dem Einbau von „Biobatterien“ haben einzelnen Hersteller Initiativen ergriffen, um eine leichte Reparierbarkeit von Smartphones und damit eine längere Nutzungsdauer zu ermöglichen. HMD Global, die im mittleren bis günstigen Preissegment agiert und die Marke „Nokia“ nutzt, stellte das Nokia G22 mit einem Reparaturkit vor, so dass Display, Ladestecker und Akku einfach mit sogenannten ifixit-Teilen getauscht werden könnten, wie die Firma betont. Auch Google und Samsung setzen bei Ersatzteilen für ihre Smartphones inzwischen auf ifixit. Zimmermann erkennt hier insgesamt durchaus „beeindruckende Schritte“.