66. IAA NUTZFAHRZEUGE

Die Stefan-und-Bo-Show auf der IAA

Von Isabel Gomez, zzt. Hannover Börsen-Zeitung, 22.9.2016 Auf der IAA Nutzfahrzeuge geht es alle zwei Jahre vor allem um, genau, die neuesten Nutzfahrzeuge. In diesem Jahr jedoch ist die Bieterschlacht um Haldex, den schwedischen Hersteller von...

Die Stefan-und-Bo-Show auf der IAA

Von Isabel Gomez, zzt. HannoverAuf der IAA Nutzfahrzeuge geht es alle zwei Jahre vor allem um, genau, die neuesten Nutzfahrzeuge. In diesem Jahr jedoch ist die Bieterschlacht um Haldex, den schwedischen Hersteller von Lkw-Bremsen, die sich ZF Friedrichshafen und Knorr-Bremse derzeit liefern (vgl. BZ vom 20. September), das wohl heißeste Thema. Spätestens nachdem ZF-Vorstandschef Stefan Sommer bei der Pressekonferenz auf dem ZF-Messestand kurzerhand sein Haldex-Pendant Bo Annvik auf die Bühne bat. Der hielt anschließend ein flammendes Plädoyer für einen Zusammenschluss mit ZF, begleitet von Sommers triumphalem Grinsen, das noch am Nachbarstand zu sehen war. An dem stellt übrigens Knorr-Bremse aus.Inhaltlich betonte Annvik die “strategische Logik” eines Zusammenschlusses, die sich aus den komplementären Geschäftsfeldern von ZF und Haldex ergebe. Mit Knorr-Bremse dagegen befinde sich Haldex bei allen acht Produktlinien im direkten Wettbewerb. Bereits seit der ersten Offerte von ZF spricht sich das Haldex-Management für ZF aus. Auch dass Knorr seit der jüngsten Angebotsrunde mit 125 skr je Aktie 5 skr mehr bietet als ZF, änderte daran nichts. Es geht Haldex um die Transaktionssicherheit, die bei ZF de facto besteht. Immerhin haben die Friedrichshafener bereits die Freigabe der Kartellbehörden. Die Überschneidungen mit Knorr-Bremse dagegen würden eine langwierige Prüfung der Kartellbehörden nach sich ziehen – bis zu einem Jahr, fürchtet Annvik – was die Kunden verunsichern, Spitzenleute von Haldex vertreiben und zudem irgendwann auf den Aktienkurs drücken könne. “Das wäre eine Bedrohung für uns”, stellt Annvik klar. Er fürchtet vor allem, dass sich Knorr dafür entscheiden könnte, Haldex-Geschäft abzustoßen, sollten die Behörden die Übernahme nur unter Auflagen genehmigen.Sommer zeigte mit dieser Aktion, dass ZF bereit ist, mit harten und ungewöhnlichen Bandagen um Haldex zu kämpfen. Die Übernahme soll ZF zum Komplettanbieter von Technik für autonom fahrende Lkw machen. Sensorik, Lenkung und Bremsen aus einer Hand gäbe es weltweit nur bei ZF. Das will der Bremsenmarktführer Knorr naturgemäß verhindern. Und auch andere Zulieferer auf der IAA drücken Knorr die Daumen, weil eine Übernahme durch die Münchner “eine willkommene Konsolidierung” wäre, wie es bei einem Zulieferer heißt. Die Lkw-Hersteller dagegen tendieren zu ZF. Der Konzern biete ein breiteres Portfolio, kurzum, “der strategische Ansatz passt”, ist bei einem Hersteller zu hören.Der Auftritt Seite an Seite mit Sommer vor der Nase des Mitbieters wäre Affront genug gewesen. Aber Annvik legte mit einem Seitenhieb gegen das Knorr-Management nach: Der Austausch zwischen Haldex und Knorr sei bislang doch sehr dürftig gewesen. Wenn Knorr etwas anderes behaupte, dann “sagt das alles über sie”. Haldex habe vergangene Woche ein Gespräch mit Knorr am Vorabend abgesagt, heißt es indes aus unternehmensnahen Kreisen. Kurze Zeit später legte das Haldex-Management den Aktionären erneut das ZF-Angebot ans Herz. Peter Laier, Nutzfahrzeugvorstand von Knorr-Bremse, wollte sich zu Annviks Auftritt nicht äußern. Er sei weiter überzeugt, dass ein Zusammenschluss von Haldex und Knorr für alle Beteiligten von Vorteil wäre. “Wir wären weiterhin bereit, mit dem Haldex-Board und seinen Beratern unsere Einschätzung zu diskutieren, dass wir eine Kartellfreigabe erhalten können”, sagte er.Während Annvik glaubt, dass sich die Haldex-Aktionäre auch vom Argument einer sicheren und zügigen Transaktion überzeugen lassen, schließt Sommer nicht aus, im Notfall doch noch einmal finanziell nachzulegen. “Wir haben nicht gesagt, ob es das letzte Angebot ist. Wir werden alle Handlungsoptionen offen lassen”, sagte er. Derzeit spreche ZF, die 21,2 % an Haldex hält, während es bei Knorr 11,3 % sind, weiterhin mit Investoren. Es seien mittlerweile jedoch einige “Opportunisten” unter den Haldex-Aktionären zu finden, klagte Sommer. Kein Wunder, bei der Show. ——–Der Auftritt zeigt, dass ZF bereit ist, mit ungewöhnlichen Bandagen um Haldex zu kämpfen.——-