DEUTSCHLANDS GRÖSSTER ENERGIEKONZERN VOR DEM SPIN-OFF

Die Uhr tickt

Atomkommission legt heute Empfehlungen vor - Letzte Gespräche gescheitert

Die Uhr tickt

ge Berlin – Die Uhr tickt. Heute Mittag treten die Co-Vorsitzenden der Atomkommission vor die Presse, um die Empfehlungen des 19-köpfigen Beratergremiums vorzustellen, wie der Ausstieg aus der Kernenergie finanziert werden soll. Ein letztes Gespräch von Ex-Umweltminister Jürgen Trittin, dem ehemaligen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust und dem Brandenburger Ex-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck mit den AKW-Betreibern am Montag scheiterte jedoch, berichten Insider. Maximal gut 21 Mrd. Euro wollen Eon, RWE, Vattenfall und EnBW an einen öffentlich-rechtlichen Fonds übertragen, der für die Zwischen- und Endlagerung des schier endlos strahlenden Atommülls zuständig werden soll. Diese Summe sei jedoch in der Kommission nicht mehrheitsfähig, heißt es aus dem Gremium, das weiter einen Betrag von 24 Mrd. Euro anpeilt – 7 Mrd. mehr, als die vier Konzerne bislang für die Endlagerung zurückgestellt haben.Ein Konsens mit den AKW-Betreibern ist zwar nicht nötig. Mit dem erhofften Konsens hätten aber auch die anstehenden Klagen gegen den Atomausstieg eingesammelt werden können – so, wie dies Trittin beim ersten Atomkompromiss im Sommer 2000 gelungen war.Noch wird hektisch telefoniert. Sollten die Verhandlungen aber endgültig scheitern, drohen den ohnehin schwer angeschlagenen Versorgern heftige Turbulenzen. Denn Finanzmärkte und Ratingagenturen erwarten Gewissheit über die Kostenrisiken. Insgesamt haben die vier Konzerne gut 38 Mrd. Euro für Abriss und Stilllegung der AKW sowie für die sichere Verwahrung des Atommülls zurückgestellt – davon allein 17 Mrd. für die Lagerung bis 2099.Mit der Aufspaltung von Eon wuchs in Berlin die Befürchtung, die Konzerne könnten sich um die anstehenden Kosten drücken, weswegen ein eigenes Haftungsgesetz auf den Weg gebracht wurde. Während die Kosten für den AKW-Abriss kalkulierbar sind – und den Rückstellungen entsprechen dürften -, ist dies bei der Endlagerung des Atommülls bei weitem nicht der Fall. Schon allein deswegen, weil sich Berlin wegen des absehbaren Widerstands schwertut, auch nur einen Standort für die Endlagerung auszuwählen. Insofern sollten die vier Versorger ein großes Interesse daran haben, die lastenden Unsicherheiten zusammen mit einer umfänglichen Milliardenzahlung an einen öffentlichen Fonds abzutreten.