Dieselabsatz bricht stärker ein denn je

Im März gingen die Verkäufe von Selbstzündern um ein Viertel zurück - EY: Für Hersteller "sehr gefährlich" - Autoabsatz boomt weiter

Dieselabsatz bricht stärker ein denn je

Die Abwrackprämie für alte Diesel beflügelte den deutschen Pkw-Markt auch im März – obwohl wegen des frühen Osterfests im vergangenen Monat 3,4 % weniger Autos neu zugelassen wurden als vor Jahresfrist. Der Absatz von Selbstzündern ging um ein Vielfaches zurück und brach um satte 25 % weg.ge Berlin – Für den Diesel ist keine Entwarnung in Sicht – im Gegenteil. Das Minus im März von einem Viertel bei den verkauften Selbstzündern ist der größte Einbruch seit Beginn der Dieselkrise im Herbst 2015, urteilt Peter Fuß, Partner bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, der einstigen Ernst & Young. Zugleich geht der Autoexperte davon aus, dass der Marktanteil im weiteren Jahresverlauf ungebremst in Richtung 25 % sinken dürfte. Denn das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom Februar, mit dem Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge genehmigt wurden, habe die Sorgen vieler Neuwagenkäufer und damit den Abwärtstrend beim Dieselabsatz noch verstärkt. Auch wenn es in der Praxis wohl nur zu sehr vereinzelten und zeitlich begrenzten Fahrverboten kommen werde, sei inzwischen ein deutlicher Wertverlust bei gebrauchten Diesel-Pkw zu beobachten. Zudem machten sich bei Neuwagenkäufern “generelle Zweifel an der Zukunftsfähigkeit auch neuer Diesel-Modelle breit, so dass sich immer mehr Kunden vom Diesel abwenden”, kommentiert Fuß. Insgesamt sei der Marktanteil von Selbstzündern binnen Jahresfrist von 40,6 % auf 31,4 % geschrumpft – ein Minus von 9,2 Prozentpunkten. CO2-Ausstoß steigt wiederDer große Gewinner ist dagegen der Benziner, der im gleichen Um-fang seinen Anteil auf 64,0 % ausgebaut hat. Fuß zufolge ist diese Entwicklung “sehr gefährlich”. Denn werden spritsparende Diesel gegen Benziner getauscht steige der durchschnittliche CO2-Ausstoß bei Neuwagen. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) lagen die CO2-Emissionen im März im Schnitt mit 128,7 Gramm je Kilometer um 0,8 % höher als im Vorjahresmonat. Da die Europäische Union aber bis 2021 ein Limit von 95 g/km vorgibt und für jedes zusätzlich ausgestoßene Gramm Strafen verfügt, steigt die Gefahr, dass den Autokonzernen hohe Strafzahlungen drohen.Doch nicht nur im Verhältnis Selbstzünder zu Benziner gibt es merkliche Verschiebungen. Mit der Diesel-Prämie steigt auch die Zahl privater Käufer, die im März für fast 40 % aller Neuzulassungen standen, knapp 8 % mehr als im Vorjahresmonat. Umgekehrt gingen die Erstzulassungen gewerblicher Käufer um nahezu ein Zehntel auf 60,8 % zurück. Da ausländische Hersteller bei Privatkunden mit einem Anteil von fast 47 % deutlich beliebter sind als deutsche Autobauer mit ihren oftmals größeren und teureren Premiumfahrzeugen, kann sich Reinhard Zirpel, Präsident des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), über ein neues “Langzeithoch” der internationalen Konzerne von 39 % am hiesigen Markt freuen. Boom bricht im Juli abDoch so Recht Zirpel mit der Feststellung hat, dass das beste erste Quartal bei den Zulassungen seit 18 Jahren zu einer deutlichen Verjüngung des Fahrzeugbestands beigetragen habe, so geht seine Folgerung ins Leere, damit sei “für eine weitere Reduzierung der Emissionen” ge-sorgt. Die KBA-Zahlen beweisen das Gegenteil.Der momentan zu beobachtende Boom bei den Autokäufen dürfte allerdings zur Jahresmitte abbrechen, fürchtet EY-Partner Fuß. Während die Umstiegsprämien derzeit die Pkw-Verkäufe kräftig ankurbelten, drohe nach dem Auslaufen der Prämien vermutlich “ein böses Erwachen – dann dürften wir nämlich eine spürbare Delle auf dem deutschen Neuwagenmarkt sehen”. Für das gesamte Jahr rechnet der Autoexperte mit einem Absatz etwa auf Vorjahresniveau.Trotz der Dieselkrise kommen Pkw mit alternativen Antrieben nicht recht vom Fleck. Obwohl reine Elektroautos und Hybrid-Modelle stolze Zuwachsraten zeigen, wurden im März nicht einmal 3 800 E-Autos und knapp 10 880 Hybride neu zugelassen, zählte das KBA. Fuß glaubt, dass erst im Jahr 2021 der Anteil von reinen Stromern von heute 1,1 % auf 5 % gestiegen sein wird. Bereinigt plus 6 ProzentDie Zulassungszahlen im März sind stark geprägt durch das frühe Osterfest, wodurch es zwei Verkaufstage weniger gab als im Vorjahr. Um diesem Kalendereffekt bereinigt wären die Pkw-Verkäufe um etwa 6 % gestiegen, listet Fuß auf. Mit knapp 350 000 verkauften Neuwagen habe der Absatz den zweithöchsten März-Stand seit der Abwrackprämie im Jahr 2009 erreicht. Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) lag der Auftragseingang aus dem Inland im Berichtsmonat um 3 % unter dem Vorjahreswert. Dagegen überstiegen die Auslandsorder den Vergleichswert um knapp 3 %. Für die ersten drei Monate lag das Plus von jenseits der Grenzen sogar bei gut 4 %.—– Wertberichtigt Seite 6