Digital-Geschäft stabilisiert Axel Springer
ge Berlin – Die jüngsten Zahlen zum zweiten Quartal sind für das Medienhaus Axel Springer eine Bestätigung des vor wenigen Tagen erfolgten Verkaufs von traditionellen Verlagstiteln an die Funke Mediengruppe um die “Westdeutsche Allgemeine Zeitung” (WAZ). Während die Umsätze mit nationalen und internationalen Zeitungen und Zeitschriften im Frühlingsquartal um fast ein Zehntel auf 473 Mill. Euro wegbrachen, schnellten die Erlöse aus digitalen Aktivitäten um gut 15 % auf 322 Mill. Euro hoch – womit die Berliner inzwischen nahezu 40 % ihres Konzernumsatzes aus Online-Geschäften erzielen.Dank dort boomender Werbeeinnahmen zieht Springer mittlerweile sogar 45 % seines Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aus dem weltweiten Netz. Diese mit einer Ebitda-Marge von nahezu 23 % hochprofitablen Aktivitäten sollen mit dem Erlös aus dem Funke-Deal weiter gestärkt werden, bekräftigte Springer-Chef Mathias Döpfner bei der Erläuterung der Sechs-Monats-Zahlen.Tatsächlich überraschte das flotte Digitalgeschäft auch die Analysten. Während diese für das zweite Quartal einen Erlöseinbruch von letztjährigen 172,2 Mill. auf nur noch 157 Mill. Euro erwartet hatten, begrenzten Zuwächse bei “Bild.de” und “Welt Online”, bei der Vermarktungsplattform Zanox sowie den Online-Rubrikenportalen das Minus auf minimale 0,4 % auf 171,6 Mill. Euro. Entsprechend stark notierte die Aktie, die nach kräftigen Gewinnen nach Bekanntwerden der Funke-Transaktion gestern weiter zulegte.Zugleich zeigte sich Döpfner sehr zufrieden mit dem Versuch, von Online-Nutzern der “Welt” im ansonsten kostenfreien Internet Geld zu verlangen. Innerhalb eines halben Jahres habe die Tageszeitung nach Einführung einer Bezahlschranke 47 000 Abonnenten gewonnen, was gut einem Fünftel der Print-Auflage entspreche. Drei von vier Nutzern hielten an ihrem Abo auch nach der günstigen Testphase fest. Allerdings ist das Online-Abo deutlich günstiger als ein Print-Abonnement – wobei Döpfner versicherte, dass dennoch die Marge vergleichbar sei, da bei der digitalen “Welt” keine Papier-, Druck-, Logistik- und Vertriebskosten anfielen. Insgesamt liege der Umsatz mit Bezahlinhalten im mittleren einstelligen Millionenbereich. Ärger zum Bundesliga-StartSpringer gilt deutschlandweit als Vorreiter beim Kampf gegen die Kostenlos-Kultur im Netz. Die seit Juni in Teilen kostenpflichtige “Bild.de” ködert mit einer Bundesliga-App neue Leser. Im jüngst entbrannten Streit mit dem Bezahlsender Sky, der mit einem ähnlichen Angebot den Berlinern Konkurrenz machen will, rechnet Döpfner bis zum Bundesliga-Start am Freitag mit einer Lösung. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wies den Pay-TV-Kanal am Mittwoch denn auch in die Schranken. Auf der jüngst eingeführten Sport-App von Sky werde es “mit Zustimmung der DFL keine lineare kurze Berichterstattung zur Bundesliga geben, die die vertraglich eingeräumte Exklusivität von Rechtepaketen verletzt”, erklärte die DFL.Angesichts der rückläufigen Auflagen aller Print-Titel beteuerte Döpfner, der jüngst vereinbarte Verkauf von Traditionstiteln wie der “Hörzu” und des “Hamburger Abendblatts” an die Funke Gruppe sei die beste Lösung für Springer und die Beschäftigten. Die dabei erlösten 920 Mill. Euro (abzüglich 260 Mill. Euro für Steuern) sollen in die beschleunigte Digitalisierung und die Kernmarken investiert werden. Spätestens 2019 müsse Funke das Verkäuferdarlehen über 260 Mill. Euro zurückzahlen, fügte Finanzchef Lothar Lanz an.Im Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau des Digitalgeschäfts bekräftigte Döpfner das “grundsätzliche” Interesse an der Scout24-Gruppe der Deutschen Telekom. Springer prüfe, ob ein Angebot abgegeben werden solle. Dagegen berichtet Reuters, dass die Berliner schon längst zusammen mit General Atlantic eine Offerte eingereicht hätten. Die Telekom verspricht sich Kreisen zufolge aus dem Verkauf der Scout24- Gruppe einen Erlös von 1,5 Mrd. bis zu 2 Mrd. Euro. Döpfner betonte allerdings, dass sich Springer “nicht zu irgendwelchen irrationalen Bewertungen hinreißen lassen wird”.Als “schockierend” niedrigen Preis bezeichnete der Springer-Chef die umgerechnet 188 Mill. Euro, die Amazon-Gründer Jeff Bezos für die “Washington Post” bezahlt – “dafür hätte ich die Post auch gerne genommen”. Dagegen schloss er den Kauf der TV-Senderkette ProSiebenSat.1 aus. Dies sei “keine Option mehr”. Darüber hinaus bekräftigte Döpfner die Prognose für das laufende Jahr, für das der Vorstand einen Rückgang beim operativen Ergebnis im einstelligen Prozentbereich voraussagt bei einem Umsatzplus im niedrigen einstelligen Prozentsatz.—– Wertberichtigt Seite 8