Digitalisierung treibt Prüfer um
Die Zunft der Wirtschaftsprüfer hat nicht nur mit einem zunehmende engeren Regulierungskorsett zu kämpfen. Das komplexer werdende Geschäft verlange zudem verstärkt den Einsatz digitaler Prozesse, die finanziell oft nur in einem internationalen Verbund zu stemmen seien, hieß es anlässlich der Vorstellung der neuen Lünendonk-Liste.po Frankfurt – In der Vergangenheit sei der Wirtschaftsprüfer eher ein Generalist gewesen, heute werde in dem Gewerbe wegen der größer werdenden Komplexität der Aufgaben zunehmend Spezialwissen verlangt. Aufgrund des zu erwartenden Umsatzpotenzials sei dabei die Digitalisierung sehr wichtig für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, betonte Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter bei Lünendonk.Insoweit überrascht es nicht, dass bei der Erstellung der neuen Rangliste des Informationsdienstleisters (siehe Tabelle) festgestellt wurde, dass die Branche als eines ihrer Probleme im Wachstum die schwierige Rekrutierung von qualifiziertem Personal ansieht. Weiter beschäftigt Wirtschaftsprüfer und Steuerberater der anhaltende Preisdruck, aber auch die notwendige Internationalisierung, zumal auch die Kunden im Mittelstand heute global aufgestellt seien, wie Martin Wambach von Rödl & Partner meinte. Im traditionellen Prüfergeschäft falle die Rekrutierung, so Klaus-Günter Klein von Warth & Klein Grant Thornton, auch wegen der strengen Vorschriften zunehmend schwer. “Wir brauchen Regulation mit Augenmaß.”Auf die wachsende Komplexität der Themenstellungen bei gleichzeitigem Preisdruck reagiere Deloitte mit hohen Investitionen in die Digitalisierung. Das könne nur im internationalen Verbund geleistet werden, betonte Martin Plendl von Deloitte. Wambach ergänzte, mit neuen Verfahren habe Rödl bereits die Vor-Ort-Tätigkeit in der Prüfung auf die Hälfte reduziert; tendenziell werde man mit den Kunden so vernetzt sein, dass man ihnen praktisch ständig den Puls messen könne. Zugleich, sekundierte Arno Probst von BDO, steige über den Technologieschub die Prüfungsqualität und damit verbunden die Beratungsleistung. Beratung legt zuDas Geschäft, so Hossenfelder, werde vor allem Wachstumsimpulse aus den Bereichen Steuerberatung und Recht sowie Corporate Finance erhalten. Auch das Beratungsgeschäft zähle zu den Wachstumsfeldern. Die Basis bleibe aber mit gut 40 % Umsatzanteil das Prüfgeschäft vor Tax mit 36 % und Beratung mit 13 %. Bei den Top 4 der Branche hat das Consulting mit einem Drittel eine weit höhere Bedeutung als bei den kleineren Wettbewerbern.Auch wenn Lünendonk eine höhere und intakte Wachstumsdynamik in der Branche ausmacht und für 2015 ein Umsatzplus von 6 % erwartet, bleibt der Konsolidierungsdruck hoch. Klein wies darauf hin, dass man zu einer kapitalintensiven Industrie werde. Kleinere Betriebe hätten dafür die Mittel nicht, müssten sich weiter spezialisieren und auf komplexe Aufgaben verzichten. Der Markt werde nicht über neu hinzukommende Anbieter wachsen, ist sich Jost Wiechmann von Roever Broenner Susat Mazars sicher.In den Top Ten der Branche rückte 2014 EY nach Umsatz KPMG auf die Pelle. Mit knapp einem Drittel stellten Industrieunternehmen erneut die größte Mandantengruppe dar. Mit Spannung und gewisser Ernüchterung wird die Umsetzung der EU-Richtlinie (vormals EU-Grünbuch) verfolgt, denn bis Mitte 2016 müssen die EU-Vorschriften in die nationale Gesetzgebung implementiert sein.