Digitalkonzernen ist Entwicklung am meisten wert
wb Frankfurt – Wenn die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) der deutschen Chemie dieses Jahr im Inland 11 Mrd. Euro erreichen, dann ist das gut die Hälfte des Betrags, denn allein der US-Konzern Amazon im vorigen Turnus für F&E lockermachte: 20 Mrd. Euro. Weltweit haben Großkonzerne 2017 ihre Innovationsbudgets kräftig aufgestockt: Die Ausgaben der 500 größten von ihnen stiegen um 6 % auf 532 Mrd. Euro. Zwei von drei Unternehmen investierten nach einer Analyse von EY mehr als zuvor. Die 127 US-Gruppen, die sich im Ranking platzieren konnten, legten 11 % drauf. Hauptgrund sei die hohe Investitionsbereitschaft der Digitalkonzerne: So erhöhte Amazon um 41 %. Auf Platz 2 liegt unverändert die Google-Mutter Alphabet. Als einziges klassisches Industrieunternehmen belegt Volkswagen den fünften Platz. Nach wie vor sind US-Konzerne in Sachen Innovationsausgaben das Maß aller Dinge, kommentiert denn auch EY-Partnerin Julie Linn Teigland. Während die analysierten asiatischen Unternehmen eine durchschnittliche F&E-Quote (Anteil am Umsatz) von nur 2,6 % aufweisen, liegt der Wert in Nordamerika mit 5,6 % mehr als doppelt so hoch. Europäische Unternehmen kommen im Schnitt auf 3,4 %. Und während bei den nordamerikanischen Konzernen die F&E-Budgets im vergangenen Jahr mit 11 % stärker stiegen als der Umsatz, der um 8 % zulegte, war es in Europa umgekehrt: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wuchsen nur um 3 %, der Gesamtumsatz aber um knapp 10 %.Vor allem die großen Digitalkonzerne erhöhen ihre Innovationsausgaben massiv: Die fünf größten US-Digitalkonzerne – die zugleich die fünf größten US-Investoren sind – setzten zusammen 68 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung ein und steigerten ihre Ausgaben um 19 %. Auf der anderen Seite des Atlantiks stockten die Top-5-Investoren Europas ihre Budgets nur um 2 % auf gut 41 Mrd. Euro. Die höchstplatzierten deutschen Unternehmen im weltweiten F&E-Ranking sind nach VW Daimler (Rang 18), Siemens (23), BMW (30) und Bayer (34). Insgesamt stieg das Innovationsbudget der 32 deutschen Unternehmen, die sich in der Liste der Top-500-Unternehmen platzieren, im vergangenen Jahr um 5 % auf 54 Mrd. Euro. Weltweit am stärksten stiegen allerdings die Ausgaben in China (18 %), Taiwan (16 und Schweden (14 %) – wenngleich jeweils von einem deutlich niedrigeren Ausgangsniveau.Laut Teigland erweisen sich im europäischen Vergleich die deutschen Top-Konzerne als überdurchschnittlich aktive F&E-Investoren – vor den Schweizern weit vor den französischen und britischen Konkurrenten. Chinesische Unternehmen entwickelten sich rasant zu ernstzunehmenden Playern auf den Weltmärkten und hätten inzwischen erkannt, dass Innovationen der Schlüssel zu langfristiger internationaler Wettbewerbsfähigkeit und höheren Margen seien. Unternehmen, die viel für die Entwicklung neuer Produkte ausgeben, erwirtschaften zumeist auch höhere Gewinne: So lag die Ebit-Marge laut EY bei den Unternehmen, deren F&E-Quote über dem Branchenschnitt lag, bei im Schnitt knapp 15 %, während die übrigen Unternehmen nur auf knapp 10 % kamen.Nach wie vor die mit Abstand höchsten F&E-Quoten weist Pharma mit 16,3 auf. Die IT liegt mit 8,0 % auf Platz 2. Klassische Industriebranchen weisen eher niedrigere F&E-Quoten auf: in der Autoindustrie 4,0 %, bei sonstigen Industrieunternehmen 2,5 %.