Entertainment-Riese

Disney reduziert Angriffsfläche für aktivistische Investoren

Disney hat im abgelaufenen Quartal die Erwartungen der Wall Street übertroffen und stellt sich nun mit neuen Deals für die Zukunft auf. Damit sichert sich der Konzern im Konflikt mit aktivistischen Investoren starke Argumente.

Disney reduziert Angriffsfläche für aktivistische Investoren

Disney baut Barrieren gegen Aktivisten auf

Einsparungen treiben Gewinn an – Konzern punktet mit zukunftsweisenden Deals

xaw New York

Walt Disney baut an mehreren Fronten Barrieren gegen die Attacken aktivistischer Investoren auf. So hat der Entertainment-Riese nicht nur mit seiner Profitentwicklung im Ende Dezember abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal 2023/24 die Wall-Street-Erwartungen übertroffen, sondern sich auch mit neuen Deals für die Zukunft aufgestellt.

Der Konzern hielt die Erlöse im abgelaufenen Jahresviertel zwar lediglich stabil bei 23,5 Mrd. Dollar und blieb somit knapp hinter der Konsensprognose der Analysten zurück. Allerdings zeigten sich die von CEO Bob Iger vorangetriebenen Einsparmaßnahmen überraschend effektiv. In der Folge zog der Gewinn pro Aktie unter Ausschluss bestimmter Posten im Vergleich zum Vorjahr um 23% auf 1,22 Dollar an und lag damit weit über der an Wall Street herumgereichten durchschnittlichen Schätzung von 99 Cent.

Offensive Gewinnprognose

Das Mickey-Mouse-Konglomerat ist laut Iger auf dem besten Weg, die Kosten bis Ende September um einen höheren Betrag als die vor einem Jahr avisierten 7,5 Mrd. Dollar einzudämmen oder das Ziel zumindest zu erfüllen. Für den gesamten Geschäftsturnus 2024 rechnet Disney infolge der Effizienzgewinne mit einem Gewinn von 4,60 Dollar pro Aktie, Analysten hatten zuvor 4,27 Dollar vorausgesagt.

Ende Juli will der Konzern eine Dividende von 45 Cent pro Anteil zahlen; gegenüber der Ausschüttung aus dem Januar bedeutet dies eine Anhebung um 50%. Zudem plant Disney bis Ablauf des Geschäftsjahres Rückkäufe im Volumen von bis zu 3 Mrd. Dollar. Die Aktie legte im frühen New Yorker Handel am Donnerstag zeitweise um 9% zu.

Streaming-Verluste eingedämmt

Die hervorstechendsten Verbesserungen erzielte Disney im Streaming-Geschäft. In dem Segment hat der Konzern seit dem Start des Dienstes Disney Plus Ende 2019 über 11 Mrd. Dollar verbrannt. Die Direct-to-Consumer-Sparte, in der die Video-on-Demand-Plattformen des Unternehmens angesiedelt sind, reduzierte die Verluste im abgelaufenen Quartal auf 138 Mill. Dollar, nachdem im Vorjahr noch ein Fehlbetrag von 984 Mill. Dollar zu Buche gestanden hatte.

Dabei wirkten sich sowohl Preisanhebungen bei Disney Plus und Hulu als auch ein Anstieg der Werbeerlöse positiv aus. Erstgenannter Dienst kommt in den USA nun auf 46,1 Millionen Abonnenten und hielt dabei mehr Zuschauer bei der Stange als erwartet. Bis Ende des laufenden Geschäftsjahres soll das Streaming-Geschäft profitabel werden.

Szene aus der NBA: Über einen neuen Streaming-Dienst von Disney und Konkurrenten sollen Abonnenten Inhalte aus allen großen US-Sportligen sehen können. Foto: AP Photo/Matt Slocum.

Zugleich dringt CEO Iger darauf, die Präsenz von Disney bei Sportfans zu erhöhen. Bereits am Dienstag kündigte der Entertainment-Riese mit den Konkurrenten Warner Bros. Discovery und Fox den Start eines neuen Streaming-Dienstes an, auf dem Kunden vom Herbst an Inhalte aller großen US-Ligen ansehen können. Die drei Konzerne sollen dabei je ein Drittel kontrollieren. Disney bringt Rechte des Tochtersenders ESPN ein.

Die Ankündigung des nicht näher benannten neuen Dienstes traf die betroffenen Ligen offenbar unvorbereitet. Die Medienkonzerne suchten die Pläne im Vorfeld wohl so lange wie möglich geheim zu halten, versicherten aber, dass sie bestehende TV-Verträge nicht neu aushandeln wollten. Die in Kooperation betriebene Plattform würde nach Berechnungen der Citigroup 55% der US-Sportübertragungsrechte halten. Laut Wells Fargo könnten die drei Konzerne den Preis bei ausreichendem Abonnenteninteresse auf 40 Dollar pro Monat drücken.

Niedergang des Kabelfernsehens

Damit wäre das Angebot deutlich günstiger als das typische Kabelfernsehpaket, das 100 Dollar kostet. Laut Analysten stellt dies eine Zäsur im TV-Markt dar. Demnach werde die neue Plattform den Niedergang des traditionellen Kabelfernsehens beschleunigen, das Zuschauer bisher noch hauptsächlich über teure und exklusive Sportrechte anzog.

Disney vermeldete am Mittwoch derweil direkt den nächsten potenziell zukunftsweisenden Deal. Der Konzern investiert 1,5 Mrd. Dollar in eine Beteiligung an der privat gehaltenen Videospielfirma Epic Games, die mit „Fortnite“ einen der global populärsten Titel herausgibt. Infolge der Transaktion weiten die Unternehmen Lizenzvereinbarungen für Figuren und Inhalte aus Disney-Franchises aus und setzen damit auf Quervermarktung.

Hedgefonds-Lenker Nelson Peltz strebt zwei Sitze im Disney-Verwaltungsrat an. Foto: Kareem Elgazzar/The Cincinnati Enquirer via AP.

Durch die Vereinbarungen mit den Streaming-Partnern und Epic sowie die starke Performance im abgelaufenen Quartal reduziert Disney die Angriffsfläche für aktivistische Investoren wie Nelson Peltz. Der 81-Jährige strebt zwei Sitze im Disney-Verwaltungsrat an. Mit Blackwells greift ein weiterer aktivistischer Investor nach drei Sitzen im Board. Disney rät Aktionären, bei der Hauptversammlung Anfang April nicht für die Kandidaten der beiden Hedgefonds zu stimmen, sondern die vom Konzern aufgestellten zwölf Direktoren zu unterstützen.

Im November berief das Unternehmen den ehemaligen Sky-Chef Jeremy Darroch und den zum Jahreswechsel als CEO von Morgan Stanley abgetretenen James Gorman in den Verwaltungsrat; die Neubesetzungen wurden Anfang Januar bzw. Februar wirksam. Doch auch Peltz hat mit Elon Musk einen einflussreichen Unterstützer im Rücken. Der Unternehmer führt eine Fehde gegen Iger, seit dieser sich im Zuge einer Antisemitismus-Kontroverse um Musk entschloss, keine Disney-Anzeigen mehr auf der Social-Media-Plattform X (ehemals Twitter) zu schalten.

Der Tesla-Chef steuert in dem Konflikt eine neue Eskalationsstufe an: Er finanziert eine zur Wochenmitte eingereichte Klage der Schauspielerin Gina Carano gegen Disney und Lucasfilm wegen unrechtmäßiger Kündigung. Die Tochtergesellschaft des Entertainment-Riesen setzte Carano 2021 vor die Tür, nachdem diese politische Intoleranz in Social-Media-Beiträgen mit der Behandlung von Juden im nationalsozialistischen Deutschland verglichen hatte.

Am Donnerstag rief Musk X-Nutzer auf, sich bei ihm zu melden, wenn sie von Disney oder einer Tochtergesellschaft "diskriminiert" worden seien. Er sei bereit, resultierende Klagen zu unterstützen. Iger äußert sich bislang nicht dazu. Der Disney-Chef dürfte sich bereits auf das jährliche Aktionärstreffen fokussieren, für das er nun gute Argumente gegen Aktivisten bei der Hand hat.

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