LANXESS

Dosiert sparen

Lanxess-Konzernchef Axel Heitmann ist vom Naturell her eher Optimist. Obwohl die Konjunkturschwäche in Europa den Kautschukproduzenten mit seiner Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie stärker trifft als andere Chemiekonzerne, hat sich der...

Dosiert sparen

Lanxess-Konzernchef Axel Heitmann ist vom Naturell her eher Optimist. Obwohl die Konjunkturschwäche in Europa den Kautschukproduzenten mit seiner Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie stärker trifft als andere Chemiekonzerne, hat sich der Vorstand mit seiner Reaktion auf die unbefriedigende Ertragslage Zeit gelassen.Herausgekommen ist ein Maßnahmenpaket, das von allem ein bisschen hat: eine moderat dosierte Mischung aus Stellenabbau, Investitionskürzung und der Portfolioüberprüfung. Der Abbau jeder 17. Stelle dürfte auch für das Arbeitnehmerlager eine hinnehmbare Größenordnung sein, und mit einem Investitionsbudget von 600 Mill. Euro bei etwa 9 Mrd. Euro Umsatz bewegt sich Lanxess immer noch auf überdurchschnittlichem Niveau in der Chemie.Hektischer Aktionismus ist Heitmann fremd. Denn er rechnet nicht mit längerfristigen Problemen und bezeichnet die derzeitige Entwicklung als Delle. “Temporär” war wohl das meistgebrauchte Wort in seiner Präsentation am Mittwoch, als er in Köln das Sparprogramm von Lanxess vorstellte.Doch wann genau die Erholung einsetzen wird, steht in den Sternen. Die Spanne von 6 bis 18 Monaten Dauer der Ertragsschwäche, die Finanzvorstand Bernhard Düttmann im Interview nennt, ist bemerkenswert weit gefasst. Die geringe Visibilität, die der Vorstand offen zugibt, ist der Punkt, der Investoren unruhig werden lassen könnte. Deshalb war Heitmanns Präsentation neben der Information über die Restrukturierung vor allem eine Werbeveranstaltung um Vertrauen. “Wir sind krisenerfahren”, propagierte der Lanxess-Lenker und verwies auf die Erfolgsgeschichte des Konzerns, der vor dem Spin-off 2005 noch als Bayer-Resterampe verspottet wurde.An der Strategie will Heitmann nicht rütteln – und das ist seine klare Botschaft in den Markt. Lanxess will mit der hohen Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie leben, denn der Konzernchef sieht den Mobilitätstrend weiterhin positiv. High-Tech-Reifen, die Sprit sparen helfen und damit zur CO2 -Reduzierung beitragen, werden gefragt bleiben, und Lanxess will sich mit Technik von der Konkurrenz und dem Preisdruck abheben. Da hat einer zumindest eine Vision. Jetzt muss sie nur der Realität standhalten.Die Aktienkursentwicklung am Mittwoch – ein Minus von fast 3 % und zweitletzter Platz im Dax – darf nicht unbedingt als Misstrauensvotum interpretiert werden. Händler führten Gewinnmitnahmen nach dem Anstieg der vergangenen Wochen als Grund an.