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Douglas streicht Filialnetz rigoros zusammen

Die Parfümeriekette Douglas nimmt tiefe Einschnitte am Filialnetz vor. Bis Herbst 2022 sollen 500 der europaweit 2400 Filialen geschlossen werden, teilte Douglas mit der Vorlage des Geschäftsberichts 2019/20 (zum 30. September) mit. Allein in...

Douglas streicht Filialnetz rigoros zusammen

ab Düsseldorf

Die Parfümeriekette Douglas nimmt tiefe Einschnitte am Filialnetz vor. Bis Herbst 2022 sollen 500 der europaweit 2400 Filialen geschlossen werden, teilte Douglas mit der Vorlage des Geschäftsberichts 2019/20 (zum 30. September) mit. Allein in Deutschland stehen 60 der 430 Standorte vor dem Aus. Der Großteil der Standortschließungen betrifft allerdings Südeuropa. Douglas hatte das Standortportfolio angesichts der im ersten Lockdown beschleunigten Verschiebung von Umsätzen in den Online-Handel schon im Sommer unter die Lupe genommen. Prinzipiell wird aber am Omnichannel-Modell festgehalten. „Wir wollen kein reiner E-Commerce-Anbieter werden“, sagte CEO Tina Müller im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Damit unterscheide man sich vom Wettbewerb.

Mit dem Streichen von mehr als einem Fünftel der Filialen geht auch der Abbau von 2500 Vollzeitstellen einher. Allein in Deutschland fallen 600 Stellen weg. Mit der Optimierung des Filialnetzes und weiteren Kostenmaßnahmen will Douglas das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vom Geschäftsjahr 2021/22 an um 120 Mill. Euro ausbauen. Dem stehen Einmalkosten von 94 Mill. Euro gegenüber.

Dank der seit Jahren verfolgten E-Commerce-Strategie ist es der Parfümeriekette trotz des mehrmonatigen Lockdowns gelungen, den Umsatzausfall in Grenzen zu halten. So ging der Konzernumsatz in dem im September abgelaufenen Ge­schäftsjahr um lediglich 6,4% auf 3,2 Mrd. Euro zurück. Der online er­zielte Umsatz schnellte dabei um gut 40% auf 822 Mill. Euro in die Höhe, entsprechend einem Anteil am Konzernumsatz von über einem Viertel. In Deutschland ist der Online-Anteil mit fast 40% noch höher.

Im operativen Ergebnis hinterließ die Pandemie gleichwohl tiefere Spuren. Das bereinigte Ebitda gab um annähernd 17% auf 292 Mill. Euro nach. Unbereinigt sackte das Ebitda um fast 37% auf 179 Mill. Euro ab, darin sind Belastungen im Zusammenhang mit der Coronakrise von 59 Mill. Euro enthalten.

Liquidität gesichert

Einen fetten Strich durch die Ergebnisrechnung machten allerdings auch Abschreibungen im Umfang von 434 Mill. Euro. Davon entfielen fast 300 Mill. Euro auf Goodwill, den CVC beim Kauf von Advent 2015 in die Bücher genommen hatte. Entsprechend landete das Ergebnis vor Zinsen und Steuern in den roten Zahlen. Im Finanzergebnis waren zudem Abschreibungen auf Forderungen zwischen zwei Gesellschaften der Gruppe von gut 90 Mill. Euro enthalten. Das Nettoergebnis wird mit – 477 Mill. Euro angegeben, inklusive der Effekte aus der Leasingbilanzierung, die Douglas erstmals anwendete, ergibt sich ein Jahresfehlbetrag von 517 Mill. Euro.

Entscheidend ist aus Sicht von Müller jedoch die Liquidität, und hier sieht sie das Unternehmen gut aufgestellt. Ende Dezember verfügte die Handelskette über flüssige Mittel von 459 Mill. Euro. Darin enthalten ist eine Ziehung der revolvierenden Kreditlinie von 135 Mill. Euro. Angesichts der Unsicherheiten über die Dauer des Lockdowns hat sich Douglas zudem eine weitere Kreditlinie über 75 Mill. Euro gesichert, die nach derzeitiger Planung jedoch nicht in Anspruch genommen werden soll.

Die Gespräche über die Refinanzierung der Schulden – in Summe geht es um 2,2 Mrd. Euro, die zwischen Februar 2022 und Juli 2023 fällig werden, – sollen in Kürze starten, sagte Müller und zeigte sich mit Verweis auf die Fortschritte bei der Transformation zuversichtlich. Auf Staatshilfe will Müller in keinem Fall zurückgreifen. „Staatshilfe macht ja auch etwas mit der Marke.“

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