Dräger will Antigen-Schnelltest anbieten
ste Hamburg
Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk arbeitet an einer Erweiterung seines Produktportfolios gegen die Corona-Pandemie. Wie das Lübecker Familienunternehmen bei der Vorlage seines Geschäftsberichts für 2020 mitteilte, laufen derzeit klinische Studien zur Genauigkeit eines Antigen-Schnelltests unter anderem an der Berliner Charité. Die Zulassung des Tests, dessen Ergebnis nach einer Wartezeit von 15 Minuten vorliegen soll, erwartet Dräger im Frühjahr.
Der Schnelltest werde in diesem Jahr nicht signifikant zu Umsatz und Ergebnis beitragen, sagte Vorstandschef Stefan Dräger im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Das Erlöspotenzial hänge davon ab, in welcher Geschwindigkeit die Produktionskapazitäten aufgebaut werden könnten. Die mit dem Schnelltest verbundenen Chancen seien in der aktuellen Prognose für 2021 eingepreist.
Der Konzern, der infolge der im vorigen Jahr massiv gestiegenen Nachfrage nach Produkten wie Beatmungsgeräten oder FFP-Atemschutzmasken ein Rekordergebnis verbuchte, stellt für das laufende Jahr einen währungsbereinigten Umsatzrückgang um 7 bis 11% sowie eine operative Rendite (Ebit-Marge) zwischen 5 und 8 (i.V. 11,6)% in Aussicht. Das Investitionsvolumen (ohne Aktivierung von Nutzungsrechten aus Leasingverträgen), das 2020 mit 131 (79) Mill. Euro infolge der ausgeweiteten Produktion deutlich höher als zunächst mit 80 bis 95 Mill. Euro erwartet ausfiel, sieht Dräger 2021 in einer Spanne zwischen 120 und 145 Mill. Euro. Darin seien mögliche Investitionen in die Fertigung der Schnelltests berücksichtigt, erklärte Finanzvorstand Gert-Hartwig Lescow.
Vorstandschef Dräger betonte, die Investitionen in die Produktion seien 2020 im Verhältnis zu den Veränderungen bei Umsatz und Ergebnis nicht sehr hoch ausgefallen. „Wir konnten die vorhandene Flexibilität und die Spielräume sehr gut nutzen, um die sich bietenden Chancen in der Krise entschlossen zu ergreifen.“ Er verwies auf die für 70 Mill. Euro geschaffene und 2017 in Betrieb genommene „Zukunftsfabrik“ in Lübeck. Die Produktion habe man 2020 fast verdreifacht und Beatmungsgeräte in über 120 Länder geliefert. Dräger verwies weiter darauf, dass der größte Teil des Geschäfts auch 2020 nicht auf das Corona-Portfolio entfallen sei.
Der Konzern bestätigte mit der Bilanzvorlage weitgehend die im Januar bereits genannten vorläufigen Eckzahlen für 2020. So legte der Auftragseingang nominal um 35,4 (währungsbereinigt: 38,9)% auf 3,79 Mrd. Euro zu, der Umsatz um 22,5 (25,7)% auf 3,41 Mrd. Euro. Das stärkste Wachstum verbuchte Dräger dabei in Europa. Das operative Ergebnis (Ebit) versechsfachte sich fast auf 396,6 (66,6) Mill. Euro, der Jahresüberschuss landete bei knapp 250 (33,8) Mill. Euro.
Die Dividende will Dräger dennoch auf dem Vorjahresniveau belassen. Durch die letztjährige Kündigung dreier Serien von Genussscheinen, deren Rückkauf das Unternehmen insgesamt 468 Mill. Euro kostet, stieg die Nettoverschuldung an. Die Eigenkapitalquote sank auf 31,1%. Bis eine Quote von 40% erreicht ist – Finanzvorstand Lescow nannte im Gespräch die Jahre 2023 oder 2024 –, soll die Dividende auf dem Niveau von 2020 bleiben. Konzernchef Dräger fügte hinzu, es sei im Zuge der Pandemie von einer „neuen Normalität“ auszugehen. Dem Unternehmen sollte es „noch mehr als früher möglich“ sein, schneller als die Weltwirtschaft (nominales BIP) zu wachsen. Mit einer neuen Mittelfristprognose sei aber vorerst nicht zu rechnen.
Dräger | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Auftragseingang | 3786 | 2796 |
Umsatz | 3406 | 2781 |
Ebit | 397 | 67 |
Ebit-Marge (%) | 11,6 | 2,4 |
Jahresüberschuss | 250 | 34 |
Erg. je Vz.-Aktie (Euro) | 10,25 | 1,44 |
Erg. je St.-Aktie (Euro) | 10,19 | 1,38 |
Divid. je Vz.-Aktie (Euro) | 0,19 | 0,19 |
Divid. je St.-Aktie (Euro) | 0,13 | 0,13 |
Operativer Cash-flow | 460 | 164 |
Investitionen | 178 | 121 |
Nettofinanzschulden | 187 | 89 |
Eigenkapitalquote (%) | 31,3 | 41,9 |
Beschäftigtenzahl | 15657 | 14845 |
Börsen-Zeitung |