Drax will bis 2030 "CO2-negativ" werden
hip London – Der britische Kraftwerksbetreiber Drax will als erstes Unternehmen der Welt bis 2030 “CO2-negativ” werden, also der Atmosphäre mehr Treibhausgas entziehen als freisetzen. Wie Chief Executive Will Gardiner auf dem UN-Klimagipfel in Madrid sagte, hängt das Erreichen dieses Ziels allerdings von einem entsprechenden politischen Rahmen ab, der Investitionen in Biomassekraftwerke und die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid (CCS, Carbon Capture and Storage) fördere. Die börsennotierte Gesellschaft, deren zwölf Kühltürme seit den sechziger Jahren das Landschaftsbild in North Yorkshire dominieren, begann schon vor einigen Jahren mit der Umstellung von Kohle auf Holzpellets als Brennstoff. Mittlerweile werden nur noch zwei der sechs Blöcke mit Kohle betrieben. Ein CCS-Pilotprojekt fängt derzeit täglich eine Tonne CO2 ein.Drax steuert 12 % zur britischen Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen bei. “Mit der richtigen Politik für negative Emissionen können wir viel mehr tun und der Atmosphäre jedes Jahr Millionen Tonnen von Emissionen entziehen”, sagte Gardiner. Allerdings ist umstritten, ob es sich bei Holz tatsächlich um einen klimaneutralen Brennstoff handelt. Einer Studie von Chatham House aus dem Jahr 2017 zufolge werden bei der Verbrennung von Holz wegen der höheren Feuchtigkeit und der geringeren Dichte im Vergleich zu anderen fossilen Brennstoffen mehr Treibhausgase freigesetzt. Der Verfasser, Duncan Brack, beriet zuvor das britische Ministerium für Energie und Klimawandel. Er hält die Idee, die Emissionen aus der Verbrennung von Holz könnten durch das Pflanzen neuer Bäume ausgeglichen werden, für unglaubwürdig.Nach europäischem Recht sind Holzpellets jedoch eine CO2-neutrale Energiequelle. Dabei wird argumentiert, dass bei der Verbrennung zwar Treibhausgase freigesetzt werden, die Bäume der Atmosphäre während ihres Wachstums aber auch Kohlendioxid entzogen hätten – ein natürlicher Kreislauf also. So gerechnet konnte Drax die Kohlendioxid-Emissionen im Vergleich zu der Zeit, in der das Unternehmen Kohle aus benachbarten Zechen verfeuerte, um 80 % reduzieren. Drax will bis 2030 CCS-Vorrichtungen in Biomasse-Kraftwerksblöcken installieren. Die beiden Blöcke, in denen noch Kohle verfeuert wird, sollen 2025 stillgelegt werden.