PUSH-OUT SCORE

Drei Monate, drei Gescheiterte, drei Gründe

Auch für Commerzbank, Wirecard und SAP gilt das Anna-Karenina-Prinzip

Drei Monate, drei Gescheiterte, drei Gründe

ds Frankfurt – Unruhe in der Deutschland AG. Innerhalb von gut drei Monaten gab es drei chaotische Chefwechselankündigungen bei drei großen börsennotierten deutschen Unternehmen: Commerzbank, Wirecard und SAP. Das Analysemodell Push-out Score des Forschungsdienstleisters Exechange (siehe Fußnote oben), das den Druck auf scheidende CEOs auf einer Skala von 0 bis 10 misst, zeigt für jeden der drei Führungswechsel einen Wert von 10, was bedeutet, dass diese drei CEOs alle unter extremem Druck zur Seite treten mussten.Die Gründe, die die CEO-Abtritte auslösten, könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein. Das Anna-Karenina-Prinzip, das besagt, dass ein Mangel an einem von mehreren Faktoren ein Vorhaben zum Scheitern verurteilt, gilt auch für Commerzbank, Wirecard und SAP. Mit anderen Worten: Ein einziger eklatanter Mangel reicht aus, um einen CEO aus seinem Amt zu jagen. Die Commerzbank, die traditionsreiche, aber angeschlagene deutsche Geschäftsbank, befindet sich mitten in einer Aktionärsrevolte. Wirecard, Deutschlands ehemaliger Börsenstar, ist in einen Bilanzskandal verwickelt. Und SAP, das prosperierende deutsche Softwareunternehmen, litt unter offensichtlichen Differenzen zwischen den beiden Co-CEOs und dem Aufsichtsrat. SAP-Co-CEO Jennifer Morgan verließ ihren Posten am 20. April mit sofortiger Wirkung. Der abrupte Führungswechsel erfolgte nur wenige Monate nach der Entscheidung von SAP, die Doppel-CEO-Struktur wiederherzustellen, nachdem Bill McDermott seine fünfjährige Tätigkeit für das Unternehmen beendet hatte. Wirecard-CEO Markus Braun musste am 19. Juni Knall auf Fall seinen Hut nehmen, nachdem zwei Banken auf den Philippinen, die rund 2 Mrd. Dollar im Namen des deutschen Zahlungsabwicklers halten sollten, erklärten, sie hätten das Geld nie gehabt. Und Commerzbank-CEO Martin Zielke sowie Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann kündigten beide am 3. Juli ihren Rückzug an, nachdem der US-Aktivist Cerberus eine Investorenrevolte angezettelt und Aufsichtsrat und Management kritisiert hatte, zu zaghaft bei Kostensenkungen zu sein. BrandbeschleunigerDie drei Fälle bestätigen dies eindrucksvoll: Jeder glatte Führungswechsel ist auf ähnliche Weise glatt, und jeder holprige Führungswechsel ist auf andere Weise holprig. Die Corona-Pandemie jedoch war ganz offensichtlich für keinen der drei CEO-Wechsel ursächlich. Allenfalls wirkte sie als Brandbeschleuniger.