Dreistelliger Millionenumsatz möglich
mic – Siemens Healthineers kann kurzfristig einen Teil des pandemiebedingten Umsatzausfalls auffangen, indem der Medizintechnikkonzern Coronavirus-Bluttests auf den Markt bringt. Man biete bereits Tests zur Erkennung des Virus in Europa an und wolle Ende Mai mit einem Antikörpertest starten, bestätigte Finanzvorstand Jochen Schmitz die bisherige Planung bei Vorlage der Halbjahreszahlen. Er hält es für möglich, dass damit auf Jahresbasis ein Erlös in dreistelliger Millionenhöhe für Siemens Healthineers zu erwirtschaften ist.Die Siemens-Tochter ist einerseits mit einem molekulardiagnostischen Test zur Erkennung des neuartigen Coronavirus am Start. Bei diesem Frühtest, der den Virus erkennen soll, auch wenn die Person noch keine Symptome hat, sei die Zahl verkaufter Einheiten von 1 Million monatlich mittlerweile erreicht, sagte Schmitz: “Da können wir mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag rechnen.”Vorstandschef Bernd Montag ließ erkennen, dass an eine Ausweitung des Volumens gedacht ist. Andererseits will Siemens Healthineers von einem Antikörpertest 25 Millionen Einheiten pro Monat von Ende Mai an auf den Markt bringen. “Da ist die Frage des Preises noch sehr offen”, erläuterte Schmitz. Vergleichbare andere Antikörpertests für wenig verbreitete Krankheiten brächten einen kleinen einstelligen Eurobetrag pro Einheit ein. Schub für MedizintechnikBei einem Preis von 2 Euro könnte Healthineers damit bei voller Auslastung 600 Mill. Euro innerhalb von zwölf Monaten umsetzen. Dies entspricht 4 % des Konzernumsatzes. Konkurrent Roche hat allerdings die Nase vorne. Der Schweizer Pharmakonzern hat in dieser Woche bereits die Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA für den eigenen Antikörpertest erhalten.Bei seiner mittelfristigen Einschätzung des Medizintechnikmarktes lässt Montag durchklingen, dass die künftigen Ausgaben höher verschuldeter Staaten nicht abschätzbar sind. Dennoch ist er davon überzeugt, dass die Krise dazu führt, dass Gesundheit weltweit wichtiger wird: “Nichtideale Gesundheitsversorgung kann den Globus lahmlegen, das gibt es bei keinem anderen Thema.”Einerseits prognostiziert der Vorstandsvorsitzende einen Digitalisierungsschub. Die Krise wirke als Katalysator, denn aktuell werde vorgeführt, wie moderne Medizin aussehe. Andererseits werde allgemein das Tempo des Wandels beschleunigt. Beispielsweise werde der Kampf von Interessengruppen keine so große Rolle mehr spielen. Daher werde es schneller gehen, zu einer faktisch besseren Medizin zu kommen, die auf dem Stand der Technik sei.Im Gespräch mit Analysten ergänzte Montag, dass es langfristig eine klarere Trennung zwischen stationärer und ambulanter Geräteausstattung geben könne. Dann seien etwa weniger teurere bildgebende Systeme im ambulanten Umfeld gefragt. Dies könne eine Chance für Siemens Healthineers sein. Mitte April hatte das Unternehmen zwölf mobile Computertomografen in Containern an das Bundesland Bayern geliefert, um Diagnostikkapazitäten flexibel zu erweitern.