Druck auf Absatz im E-Auto-Markt steigt
Absatz im E-Auto-Markt gerät unter Druck
Tesla und Ford schwächeln trotz Rabatten – "Böses Erwachen" in Deutschland
jh/xaw München/New York
US-Autokäufer zeigen sich trotz hoher Zinsen und der Unsicherheit um den großflächigen Streik in der Branche ausgabefreudig – fassen das Elektro-Segment aber mit spitzen Fingern an. Gemäß Daten der Analysefirma JD Power haben die amerikanischen Fahrzeughersteller im dritten Quartal 3,9 Millionen Neuwagen und -Trucks verkauft, gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einem Anstieg um 17%.
Innerhalb des Marktes läuft die Entwicklung allerdings auseinander, wie sich bei Ford zeigt. Der Traditionskonzern vermeldete für das dritte Quartal am Mittwoch einen Absatzanstieg von 7,7% zum Vorjahr, wobei neben dem anhaltend hohen Interesse an Verbrenner-Pick-ups auch eine scharf anziehende Nachfrage nach Hybridmodellen zum Treiber wurde.
Hoffnung auf Hybride
In dem Segment legten die Verkäufe um 41,4% auf 34.861 Fahrzeuge zu. Insbesondere der Absatz des Modells Maverick explodierte: Nach einem Plus von 83,4% kommt die Hybridvariante inzwischen auf einen Anteil von 56,5% an den Gesamtverkäufen der Truckserie. Im Juli kündigte Ford-CEO Jim Farley an, den Hybridabsatz seines Konzerns in den nächsten fünf Jahren vervierfachen zu wollen.
Das Elektro-Segment schwächelt indes anhaltend und bleibt eine Belastung für die Ford-Aktie, die seit Jahresbeginn nur knapp im Plus liegt. Zwischen Juli und September stieg der Absatz der verlustgeplagten Sparte Ford Model E mit 14,8% langsamer als in den Vorquartalen. Die Verkäufe der E-Variante des F-150 Lightning stachen mit einem Einbruch um 45,8% negativ hervor – obwohl der Konzern die Einstiegspreise für den Pick-up im Juli um fast 10.000 Dollar kürzte. Bemerkbar machte sich dabei eine sechswöchige ausbaubedingte Schließung des Elektro-Zentrums in Dearborn, Michigan.
Analysten verweisen allerdings auch auf ein allgemein nachlassendes Interesse der US-Autokäufer an batteriebetriebenen E-Modellen. Nicht nur Ford hat zu hohen Rabatten gegriffen, um die Nachfrage anzukurbeln: Angeführt wird der Preiskampf im Segment von Kostenführerin Tesla, die in den USA zeitweise Discounts zwischen 14 bis 25% gewährte. Dies lastet auf der Profitabilität, die operative Marge ging in der Folge von zwischenzeitlich 19,2% auf zuletzt 9,6% zurück.
CEO Elon Musk stellt die Rentabilität nach eigener Aussage bewusst zugunsten des Wachstums hintan. Doch nachdem Tesla im zweiten Quartal einen Absatzrekord vermeldete, lässt der Effekt offenbar nach. Zwischen Juli und September gingen die Auslieferungen gegenüber dem vorangegangenen Vierteljahr um 6,7% auf 435.059 Stück zurück.
Zudem besteht Unsicherheit darüber, welche Modelle sich langfristig für Steuergutschriften der US-Regierung qualifizieren. Bereits im April traten Regeln in Kraft, durch die Käufer auf viele Tesla-Fahrzeuge keine als Kaufanreiz wichtigen Anrechnungen mehr erhalten. Auch für die Elektro-Bemühungen von Ford werden ähnliche Probleme zum Hemmnis. So hat der Konzern jüngst die Arbeiten an einem 3,5 Mrd. Dollar teuren Batteriewerk ausgesetzt. Für das Projekt erntet Ford viel Kritik, weil sie dabei Technologie des chinesischen Konzerns CATL lizenziert. Ob mit deren Hilfe produzierte Ford-Elektroautos für Steuergutschriften infrage kommen, steht ebenfalls im Zweifel.
Förderung entscheidend
Wie wichtig staatliche Förderung für das Kaufverhalten ist, zeigt sich auch in Deutschland. Im September wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) knapp 32.000 batterieelektrische Pkw zugelassen. Das waren rund 29% weniger als im Vorjahr und 63% weniger als im August. Zum 1. September war die staatliche Förderung für gewerbliche Käufer ausgelaufen. Anfang 2024 sinkt der Zuschuss für Privatkäufer von 4.500 auf 3.000 Euro.
Das Beratungsunternehmen EY rechnet deshalb mit einem Zwischenhoch der Neuzulassungen vor dem Jahresende und warnt: "Danach wird es allerdings zu einem bösen Erwachen kommen." Wegen des beendeten Anreizes für gewerbliche Käufer hatte es im August einen Vorzieheffekt gegeben: Die Neuzulassungen aller Pkw waren um gut 37% auf mehr als 273.000 gestiegen. Für September meldet das KBA eine Zahl von 224.500. Das sind 0,1% weniger als im Vorjahresmonat. Der Anteil der batterieelektrischen Pkw sank im September auf 14,1% nach knapp 32% im August und 19,7% ein Jahr zuvor.