Druck auf Autokonzerne steigt

IT-Firmen haben volle Kassen - Autobauer sollen kooperieren und fusionieren

Druck auf Autokonzerne steigt

igo Stuttgart – Die Unternehmensberatung KPMG sieht in der Autoindustrie dringenden Bedarf für mehr und engere Kooperationen. Bei Massenherstellern hält KPMG auch Fusionen für ein probates Mittel, damit die Branche “den Kampf mit den großen Technologieunternehmen um die Vorherrschaft im Ökosystem Auto” nicht verliert, wie Autoexperte Dieter Becker bei der Vorstellung einer Branchenstudie sagte. Für sie befragte KPMG Manager der Industrie sowie Konsumenten.Dass die Gefahr für Hersteller gestiegen ist, zum reinen “Stahlbieger” zu werden, leitet Becker von der Entwicklung von Marktkapitalisierung und Liquidität bei Herstellern, Zulieferern und IT-Konzernen ab (siehe Grafik). “Im Dezember 2017 hatten die Top-50-Autohersteller zusammen gerade einmal 20 % der Marktkapitalisierung der Top-15-Technologieunternehmen”, so Becker. 2010 habe der Anteil der Autobauer noch über 40 % gelegen. “Das zeigt ganz klar, dass die Digitalkonzerne finanziell inzwischen in einer anderen Liga spielen”, so Becker.Der Experte rät insbesondere den Massenherstellern zu mehr Kooperationen auf technologischer Ebene, wie etwa die gemeinsame Übernahme des Kartendienstes Here durch Audi, BMW und Daimler. Dabei sollten sich die Hersteller neben Branchenstandards – wie für die Ladeinfrastruktur für E-Autos – auf das beschränken, was sie wirklich können, und etwa die Analyse von Fahrzeug- und Fahrerdaten stärker nutzen, um ihre Produkte zu verbessern. Das sei erfolgversprechender, als sich auf der Suche nach neuen digitalen Geschäften alleine in Konkurrenz zu Firmen wie Google zu begeben. Von den Befragten waren mehr als 80 % der Entscheider davon überzeugt, dass die Verwertung von Fahrzeug- und Fahrerdaten künftig den Hauptbestandteil des Geschäftsmodells der Autobranche ausmachen wird.Bei der Frage nach den Megatrends für die Industrie bis 2025 löste die Brennstoffzelle die Batterie als Nummer 1 ab und rutschte auf Platz drei. An Rang zwei lag das Thema Vernetzung und Digitalisierung. Becker führt diese Entwicklung darauf zurück, dass sich die Hersteller zunehmend daran stören, selbst für eine Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Autos sorgen zu müssen, damit Kunden überhaupt E-Autos kaufen. Auch bei der Brennstoffzelle gebe es zwar noch wichtige offene Fragen, etwa bezüglich der Gefahr durch zu hohen Druck im Tank. Beim Tanken könnte jedoch auf bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden. KPMG glaubt indes nicht, dass sich in den nächsten Jahrzehnten eine Antriebsart völlig durchsetzen wird, und rechnet bis 2040 mit einem Marktanteil von jeweils einem Viertel für Verbrenner, Hybride, batterieelektrische Autos und Brennstoffzellenautos.