Druck auf Huawei wächst
hei Frankfurt – Für den Telekom-Ausrüster Huawei spitzt sich die Lage zu, nachdem auch in Europa mahnende Stimmen über den Umgang mit kritischer Kommunikationsinfrastruktur laut werden. Sicherheitsbehörden versuchen, vor allem in Großbritannien und Deutschland Druck zu machen, Produkte der Chinesen zu überprüfen. Der Technologiegigant, der in den USA aufgrund politischer Bedenken ohnehin kaum Geschäft machen kann und zuletzt auch von Australien und Neuseeland beim Bau von 5G-Netzen ausgeschlossen wurde, ist in Europa zuletzt von Erfolg zu Erfolg geeilt.Bei Netzwerktechnik hat Huawei Ericsson vom Thron gestoßen und kommt in Europa mittlerweile auf einen Marktanteil von 40 %. Bei Smartphones überflügelten die Chinesen kürzlich Apple und gehen davon aus, den Marktführer Samsung bald abzulösen, obwohl sie gerade mal seit sechs Jahren Smartphones bauen. Der Druck der Behörden in Großbritannien und Deutschland muss das Unternehmen alarmieren, da diese als wichtigste Märkte für Huawei in Europa gelten dürfen. Um der wachsenden Skepsis über Spionageaktivitäten und einen möglichen Missbrauch der Kontrolle kritischer Kommunikationsinfrastruktur zu begegnen, hat das Unternehmen ein 2,6 Mrd. Dollar schweres Update für Security Software angekündigt. In London trafen sich ranghohe Manager mit Vertretern des National Cyber Security Centre, um einer Reihe von Auflagen und technischen Änderungen zuzustimmen, die die Behörde verlangt hatte. Innovationsführer bei 5GBritische Sicherheitsexperten hatten erstmals im Juli vor Technik von Huawei gewarnt. BT Group bekräftigte vor kurzem, dass der chinesische Ausrüster nicht für Komponenten im Kernnetz in Betracht komme. Huawei hatte indes vor Jahresfrist Milliarden in ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Großbritannien investiert, um insbesondere auch bei der mobilen Zukunftstechnik 5G eine führende Rolle zu spielen. In diesem Bereich wird dem Unternehmen von den Telekomnetzbetreibern auch tatsächlich Innovations- und Kostenführerschaft bescheinigt. Hierzulande arbeiten sowohl Telekom als auch Vodafone und Telefónica Deutschland umfangreich mit den Chinesen zusammen und möchten auch daran festhalten. Die Netzbetreiber haben kein Interesse daran, auf die Produkte von zwei – teureren – Anbietern, also Ericsson und Nokia angewiesen zu sein.Die Bundesregierung signalisierte Unterstützung. Man sei nicht der Auffassung, “dass gesetzlich der Ausschluss konkreter Hersteller oder konkreter Produkte vorzusehen ist”, hieß es aus dem Innenministerium. Gegebenenfalls müssten die Sicherheitsanforderungen im Telekommunikationsgesetz angepasst werden. Dagegen goss die EU Öl ins Feuer. Digitalkommissar Andrus Ansip sagte, man müsse sich wegen des Geschäftsgebarens der chinesischen Firmen Sorgen machen. Sie seien gezwungen, mit den staatlichen Geheimdiensten zusammenzuarbeiten und könnten ihre Chips dazu nutzen, “um unsere Geheimnisse zu bekommen”.