Druckmaschinenbauer wittern Morgenluft

Verpackungsdruck floriert - Chefs von Heidelberger Druck sowie Koenig & Bauer geben sich vor der Branchenmesse Drupa optimistisch

Druckmaschinenbauer wittern Morgenluft

Die jahrelang schwer gebeutelten Druckmaschinenbauer wittern Morgenluft. Gute Nachrichten hat die im Niedergang befindliche Investitionsgüterbranche dringend nötig. Ende Mai präsentiert sie sich auf der Welt-Leitmesse Drupa in Düsseldorf.ds Frankfurt – Die Vorstandschefs der beiden größten Druckmaschinenhersteller der Welt, Heidelberger Druck sowie Koenig & Bauer (KBA), geben sich vor der weltgrößten Druckmaschinen-Fachmesse Drupa optimistisch. Das gehört zum Ritual, doch die Zuversicht, die sich zuletzt auch wieder in der Aktienkursentwicklung spiegelte (siehe Chart), ist begründet. Die gravierenden Überkapazitäten sind offenbar größtenteils gekappt, die Kunden stehen nach jahrelanger Abstinenz unter Investitionsdruck, und die Branche profitiert sichtlich vom wachsenden Bedarf nach hochwertiger Verpackung.”Verpackungen können nicht durch Flatscreens oder Smartphones ersetzt werden”, gab Claus Bolza-Schünemann, Vorstandschef des ältesten und zweitgrößten Druckmaschinenbauers der Welt, eine Binsenweisheit zum Besten. Die Stabilität des Verpackungsdrucks hat das Geschäft von KBA in der Printmedienkrise umgekrempelt. Vor zehn Jahren habe KBA noch gut 60 % des Umsatzes in medienorientierten Printmärkten erzielt und nur etwa 20 % im Verpackungsdruck, sagte Bolza-Schünemann. “Heute liegt der Verpackungsanteil nicht ganz ungewollt über 60 % und der Publikationsdruck bei gut 10 %.” Der KBA-Chef geht davon aus, dass die Verschiebung anhält. Zusätzliche Chancen rechnet er sich aus, weil die heute im E-Commerce üblichen braunen Umverpackungen aus Wellpappe zunehmend farbiger würden, wie in Deutschland etwa bei Auslieferungen durch Zalando zu sehen sei.Gerold Linzbach, Vorstandschef von Heidelberger Druck, will in dem bislang stark ingenieurgetriebenen Druckmaschinenbau den Kunden in den Mittelpunkt rücken (siehe Interview auf dieser Seite). Dazu setzt er auch auf Digitalisierung, die den Druckereien neue Geschäftsmöglichkeiten bringen soll, auch durch die Nutzung von “Big Data”. Eine Druckmaschine verfüge über rund 3 000 Sensoren und erzeuge Millionen von Daten. Die Herausforderung für Heidelberger Druck sei es jedoch, “aus einer Million Daten die zehn Daten herauszufiltern, die für den Kunden relevant sind”, wie er sagte. Veralteter MaschinenparkDie Druckmaschinenbranche hätte einen Aufschwung, wie ihn die Drupa vom 31. Mai bis 10. Juni in Düsseldorf bringen soll, bitter nötig. Bei den Erlösen der beiden Platzhirsche zeigt der Trend seit einer Dekade nach unten (siehe Grafik). Pünktlich zur Drupa legt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) Daten vor, die eine aufgehellte Stimmung untermauern. In der Druck- und Papiertechnik, die 2014 (neuere Daten liegen nicht vor) für 5,1 (i.V. 5,4) Mrd. Euro Produktionswert stand, sei der Bestelleingang um 10 % gestiegen, meldet die Branchenlobby ohne Vorlage absoluter Werte. KBA-Chef Bolza-Schünemann erkennt viel Erneuerungsbedarf. Das durchschnittliche Alter einer Druckweiterverarbeitungsanlage in Europa liege bei 15 Jahren, bei den Bogenoffsetmaschinen bei etwa sieben Jahren, sagte er. Es rechne sich, derart veraltete Maschinen durch produktivere zu ersetzen, so der KBA-Chef.