Über dem börsennotierten italienischen Fußballclub Juventus Turin sind dunkle Wolken aufgezogen. Die Polizei durchsuchte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Turin am Freitag nach Handelsschluss die Zentrale des Vereins in Turin sowie Büros in Mailand und stellte umfangreiches Material sicher. Gegen den Verein bzw. dessen Verantwortliche wird ermittelt wegen Bilanzfälschung, der Verbreitung von Falschinformationen und der Ausstellung fingierter Rechnungen in der Zeit von 2019 bis 2021. Im Visier der Ermittler stehen sechs Verantwortliche, darunter Vizepräsident Pavel Nedved, Ex-Sportdirektor Fabio Paratici (heute: Tottenham) und Präsident Andrea Agnelli, Mitglied des Familienclans Elkann/Agnelli, dessen Holding Exor 63% der Anteile von Juventus kontrolliert. Der Aktienkurs des italienischen Rekordmeisters gab gestern um 6,4% nach.

Der Club steckt auch sportlich in einer tiefen Krise und liegt in der Serie A nur auf Platz 8. Der seit vielen Jahren hohe Verluste schreibende Verein versucht in diesen Tagen, die finanziell prekäre Lage mit einer Kapitalerhöhung um 400 Mill. Euro in den Griff zu bekommen.

Den Verantwortlichen wird vorgeworfen, die Zahlen mit manipulierten Veräußerungsgewinnen aus Spielertransfers geschönt zu haben. Es geht um 282 Mill. Euro. Beteiligt an diversen Tricksereien sollen auch andere Clubs sein, darunter Manchester City, FC Barcelona, FC Basel und der SSC Neapel. Untersucht werden auch die Inhalte des Vertrags von Superstar Cristiano Ronaldo, der 2018 für 100 Mill. Euro von Real Madrid zu Juventus wechselte. Es sollen auch an Spielerberater fingierte Rechnungen für nicht geleistete Dienstleistungen ausgestellt worden sein – allein 2019 über 44,3 Mill. Euro. In einem früheren Manipulationsskandal wurden Juventus zwei Meistertitel aberkannt und der Club musste 2006 zwangsabsteigen.