Bayer

Durststrecke

Die Quittung kam prompt: Kaum hatte Bayer am Morgen den Rekordverlust samt Dividendenkürzung um fast 30 % und den bescheidenen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr veröffentlicht, nahmen die Investoren die Füße in die Hand. Mit einem Verlust von...

Durststrecke

Die Quittung kam prompt: Kaum hatte Bayer am Morgen den Rekordverlust samt Dividendenkürzung um fast 30 % und den bescheidenen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr veröffentlicht, nahmen die Investoren die Füße in die Hand. Mit einem Verlust von 6,4 % setzte sich die Aktie ans Dax-Ende. Die Kursreaktion erstaunt insofern, als die Leverkusener schon im September auf die 2021 zu erwartende Durststrecke eingestimmt hatten. On top kommen nun jedoch noch negative Währungseffekte, die zusätzlich belasten.

Der Verlust von mehr als 10 Mrd. Euro ist kein Klacks und die damit Hand in Hand gehende Dividendenkürzung ebenfalls nicht. Schwerer wiegt allerdings, dass die Dividenden – anders als mit der vermaledeiten Übernahme von Monsanto angekündigt – auch in absehbarer Zukunft nicht sprudeln werden. In den nächsten Jahren werde sich die Ausschüttungsquote eher am unteren Rand der von 30 % bis 40 % reichenden Spanne bewegen, hieß es im Herbst. Dass das bei einem rückläufigen Ergebnis je Aktie weiter sinkende Ausschüttungen nach sich zieht, ist eine Binse.

Doch während die Ausschüttungssumme von fast 2 Mrd. Euro für 2020 – wenn auch nicht verdient – wenigstens noch zu 65 % vom freien Cash-flow ge­deckt ist, wird das 2021 anders aussehen. Denn nolens volens stellt sich Bayer im laufenden Turnus auf einen milliardenschweren Mittelabfluss ein, weil um die 8 Mrd. Euro an Vergleichszahlungen zur Beilegung der Rechtsstreitigkeiten fällig werden. Geld, das nicht nur für Investitionen, sondern auch zum Streicheln der Aktionärsseele fehlt. Kein Wunder, wenn sich Bayer nun an den Verkauf von Tafelsilber in Form eines Teilgeschäfts aus der Agrarchemie macht.

Dennoch lässt sich nicht verheimlichen, dass Cropscience zusehends an Leistungskraft verliert. Das fand seinen Niederschlag nicht nur in hohen Wertkorrekturen, sondern auch in einem satten Ergebniseinbruch im Schlussquartal. Zum Teil ist das sicherlich mit Folgen der Coronakrise – geringerer Verbrauch von Biokraftstoff – zu erklären. Zum Teil liegt das aber auch an harschen Wettbewerbsbedingungen, die das Preisniveau bei wichtigen Nutzpflanzen gehörig drücken. Noch hält Bayer daran fest, in der Agrarchemie dank führender Marktposition nach 2021 wieder schneller als der Markt zu wachsen. Die Mittel, um das darzustellen, seien vorhanden. Im abgelaufenen Turnus ist allerdings nicht einmal der Gleichlauf mit dem Markt geglückt.