E-Autos haben auf einmal Vorfahrt

KPMG: Einstellung der Autohersteller hat sich binnen drei Jahren gedreht - Viel Vertrauen in BMW

E-Autos haben auf einmal Vorfahrt

Die weltweit agierenden Automobilkonzerne haben das rein elektrisch betriebene Auto für 2017 als höchste Priorität benannt. Das ergab der “Global Automotive Executive Survey 2017” der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Digitalisierung und Vernetzung bleiben wichtig, verlieren aber etwas an Relevanz.po Frankfurt – Was sich im vergangenen Herbst zum Pariser Autosalon schon abzeichnete, bestätigt nun der “Global Automotive Executive Survey 2017” der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG: Weltweit haben führende Automanager das rein elektrisch betriebene Automobil zum wichtigsten Trend 2017 gekürt. Damit hat sich eine dramatische Veränderung in der Einschätzung der automobilen Zukunft binnen weniger Jahre manifestiert. Noch 2014 rangierte das E-Auto auf Rang 10 der Prioritätenliste. Seinerzeit ging es vor allem um Wachstum in den Schwellenländern. Branche im DilemmaIm angelaufenen Jahr verdrängt der Ruf nach dem Elektroauto selbst Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Vernetzung auf Platz 2. “Es ist klar ersichtlich, dass sich die Autobauer in einem Dilemma befinden zwischen Investitionsentscheidungen, Erreichung der CO2-Ziele und unterschiedlichen Produktentwicklungszyklen”, meint Dieter Becker, bei KPMG Global Chair of Automotive. Zugleich zeige sich aber auch, dass die fast 1 000 befragten Führungskräfte aus 42 Ländern zwar heftig für Elektromobilität votieren. Viele Fragen bezüglich Standards, Infrastruktur, Einfachheit der Nutzung, Energiebereitstellung und tatsächlich sinnvollen Anwendungsbereichen reiner Batteriefahrzeuge bedürften aber weiterhin dringender Klärung. Tage des Diesel gezählt?Zugleich sind sich laut KPMG die Entscheider überwiegend darin einig, dass die klassischen Verbrennungsmotoren technologisch relevant bleiben, zumindest sähen das 76 % der Executives so. Der Dieselantrieb – eine vor allem europäische und deutsche Spezialität – werde derzeit allerdings kritisch betrachtet. “Knapp die Hälfte der Führungskräfte ist daher überzeugt, dass der Diesel als erste Antriebstechnologie auf kurz oder lang aus dem Portfolio der Hersteller verschwinden wird”, meint Becker.Als Hoffnungsträger gilt den Führungskräften der Branche weiterhin auch der Brennstoffzellenantrieb, der es in der aktuellen Umfrage auf Rang 3 der Schlüsseltrends schaffte und damit Hybridantriebe auf Rang 4 der Prioritäten verdrängte. Die Vorliebe für die Brennstoffzelle dürfte sich vor allem aus dem schnellen Tankvorgang mit Wasserstoff erklären. Der Aufenthalt an einer Tankstelle bleibe vergleichbar mit dem herkömmlichen Tankvorgang mit Benzin oder Diesel, während das Laden von Batterien auch künftig deutlich mehr Zeit beanspruchen dürfte. In der noch aufzubauenden Ladeinfrastruktur sehen denn auch die Befragten das größte Risiko für den Erfolg rein elektrisch betriebener Fahrzeuge.Eines habe die Umfrage aber klar aufgezeigt: “Die Autoindustrie steht zwischen zwei Welten, der Offline- und der Online-Welt, die sich auch auf lange Sicht nicht komplett vereinen lassen”, betont Becker. Immerhin gehen fast 85 % der Befragten davon aus, dass ihr Unternehmen mit dem digitalen Ökosystem künftig mehr Umsatz generieren wird als mit dem Auto, das sie bauen. “Für die Autoindustrie heißt das, dass sich die reine Produktprofitabilität überholt hat.” Langfristig habe der Erfolg, der den Kunden und dessen Datenspur für sich gewinnen könne.Für die Zukunft und die damit verbundenen Herausforderungen sind die Spieler am Markt unterschiedlich gut gerüstet. In den nächsten fünf Jahren trauen die Executives vor allem BMW Marktanteilsgewinne zu. Die Bayern lösten damit Toyota als Spitzenreiter ab, Daimler machte einen Sprung von Rang 16 auf Platz 3.